Herxheim. Früher war alles besser – oder doch nicht? In einer modernen Einrichtung geht es plötzlich hektisch zu: Ein großer Umzug steht an und gleichzeitig stellt ein Sozialpolitiker aus Berlin das neue Bundesteilhabegesetz 3.0 vor. Alle versuchen die Umsetzung der bevorstehenden Ereignisse positiv zu gestalten, doch in der aktuell schnelllebigen Gesellschaft, geprägt von politischen Diskussionen und moderner Kommunikation in sozialen Netzwerken, scheint es so, als wäre früher alles einfacher gewesen. Ein Rückblick in eine Zeit vor fast 100 Jahren gibt Aufschluss: Der Krieg ist vorbei und der Regierungssitz von Deutschland liegt nun in Berlin. Im St. Paulus Stift in Herxheim kommt es nach dem Tod des Gründers Jacob Friedrich Bussereau zu einer gewaltigen Herausforderung für Schwester Franziska, die das Erbe von ihm übernimmt, um den Menschen mit Behinderung ein schönes zu Hause zu bieten. Doch das neue Erbschaftssteuergesetz, durch Reichsfinanzminister Erzberger in Berlin veranlasst, lässt die Einrichtung 1919 vor dem Aus stehen. Wären da nicht die Schwestern des heiligen Paulus, die den langen Weg in das unbekannte Berlin auf sich nehmen, um die Sachlage direkt und vor Ort zu klären. Doch es soll ein langer Weg zu Erzberger werden. Werden die Schwestern am Ende noch die Schließung vom St. Paulus Stift abwenden können? Und was haben damit der Geist Bussereau‘s und das Bundesteilhabegesetz zu tun?

Die inklusive Theatergruppe „SoSimmer – ganz normal, bloß annerschd“ klärt die historische Geschichte in ihrer eigenen komödiantischen Interpretation auf. In zwei großen Akten werden  zum einen aktuelle (sozial-)politische Themen aufgegriffen und zum anderen die Situation vor knapp 100 Jahren in parodierender Art und Weise dargestellt. Die 80-minütige Inszenierung wird innerhalb einer Workshopwoche unter der Leitung von Regisseur Mario Müller eingeübt und durch eine zwölfköpfige Musikgruppe begleitet, unter der Leitung von Ulrike Fürst. Als Schauspielende im „barrierefreien Theater“ agieren Bewohner und Mitarbeiter der sozialen Einrichtung, die von ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden. Insgesamt besteht das Ensemble der immer größer und berühmter werdenden Theatergruppe aus über 50 Akteuren. An den eindrucksvollen Erfolgen aus den Vorjahren möchten sie nun im Jubiläumsjahr (zum fünften Mal) anknüpfen und laden zu den Vorstellungen am Samstag, 14. Oktober, um 16.30 Uhr, und am Sonntag, 15. Oktober, 18 Uhr, in der Festhalle in Herxheim ein. (per)

Karten gibt es ab sofort für 8 Euro bzw. ermäßigt für 5 Euro im Vorverkauf beim Schreibwarenladen Regina Müller, Obere Hauptstraße 5, im St. Paulus Stift, Bussereaustraße 18 oder an der Abendkasse.