Markus Gebhart ist stinksauer. Der Geschäftsführer, Gründer und Inhaber der GMS Electronic Vertriebs GmbH mit Sitz in Jockgrim ist auf schnelles Internet angewiesen. Im Mittelwegring, wo Gebhart noch zwei weitere Untermieter beherbergt, beträgt die Internetgeschwindigkeit gerade einmal zehn Megabit pro Sekunde (Mbit). Zum Vergleich: der Durchschnitt in Deutschland liegt laut aktuellem „State of the Internet Report“ bei 15,3 Mbit.

Nicht alle profitieren derzeit vom Breitband-Ausbau. Bei GMS Electronic im Jockgrimer Industriegebiet ist bei zehn Megabit pro Sekunde Schluss. (Foto: mda)

Will Gebhart auf 20 Mbit aufstocken, so sei das, wie die Telekom dem Unternehmer mitgeteilt hat, prinzipiell möglich. Selbst die Kosten in Höhe von knapp 22 Tausend Euro würde die Telekom vorstrecken – hat sich der Konzern doch dazu verpflichtet, 80 Prozent der deutschen Haushalte mit mindestens 50 Mbit auszustatten. Bezahlen soll am Ende allerdings der Kunde.

Im Fall Gebhart hieße das 859 Euro monatlich – eine Gebührenerhöhung von fast 175 Prozent. Bislang hat sich GMS Electronic geweigert, diese Summe alleine zu schultern.
Neidisch schielt Gebhart nach Rülzheim. Dort werden flächendeckend im gesamten Gewerbegebiet 50 und mehr Mbit angeboten. Dabei hatte Jockgrim noch vor einigen Tagen damit geworben, auf schnelles Internet umzusteigen, lud gar zum offiziellen Spatenstich in die Ortsmitte. Doch von den vier Kilometern Glasfaser, verteilt auf elf neue Verteiler, die 3.400 Haushalte mit Bandbreiten von bis zu 100 Mbit versorgen sollen, wird im Jockgrimer Industriegebiet zunächst nichts ankommen.

Wie es im Rest der Region um die Internet-Anbindung bestellt ist, darüber liefert der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Auskunft. Wer die Karte studiert, entdeckt auf lokaler Ebene nur wenig Gebiete ohne Internetanschluss. Eine Pfalz-Echo-Recherche, bei der nach Anbindungen von 30 und mehr Megabit pro Sekunde gesucht wurde, zeigt ein weitaus deutlicheres Bild: lediglich in Barbelroth, Essingen und Knittelsheim erreichen mehr als 95 Prozent aller Haushalte diese Geschwindigkeit. Die Schlusslichter heißen Scheibenhardt, Siebeldingen oder Billigheim-Ingenheim. Bei den Verbandsgemeinden und Städten mit dem besten Breitband-Ausbau, haben Bellheim, Herxheim und Landau die Nase vorn. Allerdings wurden bei den Berechnungen auch Höfe außerhalb der kommunalen Gemarkung berücksichtigt, was bei Gemeinden mit großer Zersiedlung mitunter zu einem verzerrten Bild führen kann. Wo wenig Menschen wohnen, lässt der Breitbandausbau auf sich warten. Die rote Laterne hält Wörth in Händen: gerade mal in 18 Prozent der Verbandsgemeindefläche können Internetgeschwindigkeiten von 30 und mehr Mbit erzielt werden.

Internet-Konferenzen, gleichzeitig Surfen, Videos ansehen und Musik hören, Daten auf virtuellen Speicher ablegen oder Informationen aus dem Netz herunterladen – die Internet-Anwendungen werden immer vielfältiger und sind auf Anbindungen mit Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Doch der Ausbau ist kostspielig. Die Telekom spricht von 70 Tausend Euro pro Kilometer Glasfaser – das Material, das derzeit die besten Verbindungsgeschwindigkeiten liefert. 80 Milliarden Euro hat der bislang dafür zuständige Minister, Alexander Dobrindt (CSU), Anfang des Jahres beigesteuert. Damit soll bis zum Jahre 2025 Deutschland flächendeckend mit schnellem Internet versorgt sein.

Fraglich, ob Unternehmer wie Markus Gebhart so lange warten werden. Schließlich ist eine leistungsstarke Breitband-Anbindung mittlerweile einer der wichtigsten Standortfaktoren.

In der Südpfalz hat die Politik versprochen, sich dieser Herausforderung zu stellen und Privathaushalten wie Gewerbetreibenden bereits innerhalb der nächsten Jahre schnelles Internet zur Verfügung zu stellen – ein Versprechen, das keine Parteigrenzen kennt und deren Priorisierung auf der lokalen Agenda daher weit oben rangiert. (mda)

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