Kandel. Starkregenereignisse wie sie sich in der Verbandsgemeinde Kandel im Sommer 2014 und 2016 ereignet haben, zeigen: Es kann jede Region treffen. Wenn große Regenmengen innerhalb kurzer Zeit fallen, steigen kleine Gewässer stark an, die Kanalisation ist überlastet und das Wasser kann nicht mehr abfließen. Die Folge ist, dass sich das Regenwasser seinen Weg zu tiefer gelegenen Stadt- oder Ortsteilen sucht, Straßen überschwemmt und Keller oder Tiefgaragen flutet.

2016 hat es die Kandeler Hubstraße besonders schlimm erwischt: „Damals ist der ganze Hang abgeschwemmt worden und das Wasser hat sich seinen Weg über die Grundstücke, durch die Höfe und in die privaten Keller gebahnt“, erinnert sich Verbandsbürgermeister Volker Poß. Ähnliche Probleme gab es auch in Freckenfeld, Minfeld und Winden, wo die komplette Bahnhofstraße überschwemmt wurde. „Wir dürfen nicht auf den nächsten Starkregen warten, sondern müssen jetzt Vorsorge treffen“, sagt Poß.

Als Reaktion auf die beiden letzten Überschwemmungen sowie auf die von Klimaforschern für die Zukunft prognostizierte Häufung von Starkregenereignissen hat die Verbandsgemeinde Kandel im September ein Ingenieurbüro aus Römerberg beauftragt, ein Starkregenkonzept zu entwickeln.

Das Starkregenkonzept der Verbandsgemeinde Kandel soll aus einem Bündel von Maßnahmen bestehen, die darauf ausgerichtet sind, Regenwasser in der Fläche zu halten oder möglichst schadlos abzuleiten. Eine mögliche Maßnahme zur Verhinderung von Überschwemmungen ist die Einrichtung von tiefer gelegenen Retentionsflächen, die im Falle eines Starkregenereignisses als Überflutungsfläche genutzt werden können.

Bereits im Oktober wurden die Gemeindegebiete gemeinsam mit allen Ortsbürgermeistern begangen, untersucht und kritische Knotenpunkte ins Visier genommen. „Als Ortsgemeinde und als Träger der Planungshoheit in dieser, sind wir gehalten, Vorsorge zu treffen“, betont Bürgermeister Volker Poß. „Wenn wir ein Baugebiet ausweisen, müssen wir ein mögliches Starkregenereignis mit in die Planung einbeziehen und ausreichend Retentionsflächen schaffen, um die Bürger und ihr Eigentum zu schützen.

Aber nicht nur den Akteuren aus der Verbandsgemeinde und des Ingenieurbüros kommen eine wichtige Rolle in der Erstellung des Starkregenkonzepts zu: „Die Bürger sind eine wichtige Stütze der Kommune bei der Lokalisation von Gefahrenstellen“, betont Anke Meißner, stellvertretende Fachbereichsleiterin „Bauen und Wohnen“ in der Verbandsgemeinde Kandel. Anfang 2018 sollen deswegen Bürger-Workshops angeboten werden. In diesen wird u. a. darüber aufgeklärt, wie Bürger selbst Vorsorge treffen und an wen sie sich bei Elementarschäden wenden können. Auch die Frage, welche Versicherung im Fall eines durch Starkregen überfluteten Kellers greift, soll Inhalt des Workshops sein. In den Workshops soll zudem das Bewusstsein für Überflutungsgefahren geweckt und die Bürger dazu animiert werden, selbst aktiv zu werden. Denn: Auch wenn Kommunen viele Möglichkeiten haben, Schäden zu vermeiden oder zu minimieren, ist grundsätzlich jeder Grundstückseigentümer selbst dafür zuständig, sich vor Überflutung zu schützen. Die Starkregenvorsorge, betonen Poß und Meißner, sei dennoch eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur funktionieren könne, wenn alle an einem Strang zögen.

Im Spätsommer 2018 soll das Starkregenkonzept fertiggestellt sein. Die Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro werden zu 
90 Prozent vom Land getragen. Bis die aus dem Konzept abzuleitenden Maßnahmen in allen Ortschaften der Verbandsgemeinde umgesetzt sind, wird jedoch noch etwas Zeit vergehen: „Retentionsflächen müssen erst erworben, mit den Grundstückeigentümern in einen Dialog getreten und die notariellen Kaufverträge erstellt werden“, so Poß. „Das geht nicht von Heute auf Morgen.“

In Landau wurde das letzte Starkregenereignis, das zur Überflutung eines großen Teils des Stadtgebiets führte, im Jahr 1993 verzeichnet, erinnert sich Bernhard Eck, Vorstandsvorsitzender der EWL Landau. In diesem Jahr kam es in Mörzheim und auch in Nussdorf nach einem starken, sommerlichen Gewitterregen zu Überschwemmungen. Diese hätten jedoch längst nicht das Ausmaß von 1993 angenommen. Ein Starkregenkonzept, wie es die Verbandsgemeinde Kandel ausarbeitet, sei für Landau und Umland nicht geplant. Aber: „Umweltamt, Stadtbauamt, EWL, ein externes Büro aus Birkenfeld und weitere Akteure arbeiten derzeit an einem Klimaanpassungskonzept. In diesem wird festgehalten, wie die Folgen der sich verändernden Klimabedingungen bewältigt werden können“, so Eck. Die Modellberechnungen zum Klimawandel zeigten, dass in Zukunft Starkregen an Häufigkeit und Intensität zunehmen würden. (Foto: Elisabeth Patzal/pixelio.de)