„Eigentlich sind wir die coole Bundeswehr!“

Unter vier Augen: Die Sixx Paxx über Mathematiker, Bananen und Sahne

Die Show sorgt für viele Überraschungen. (Foto: yv)

Landau. „Ja, wir trainieren fünfmal die Woche und nein, ich bin nicht schwul.“ Mit diesen Worten eröffnet David Farell das Interview, noch bevor eine einzige Frage gefallen ist, und grinst verschmitzt. David ist Teil der Sixx Paxx, einer deutschen Männerstripshow, die zurzeit durch Deutschland tourt und ihre fast ausschließlich weiblichen Fans mit einer actionreichen Bühnenshow beeindruckt. Dabei geht es um mehr als um nackte Haut. „Unser Motto heißt ‚10 Men – 10 Dreams“, erklärt er am Beginn der Show, die er moderiert. Ja, es geht um mehr als nur nackte Männerhaut. David Farell führt charmant und mit viel Humor durch ein Programm, in dem Akrobatik, Tanz und Musik Hand in Hand gehen. Mit an Bord ist auch Marc Terenzi, der mit seiner Stimme – aber auch mit seinem Körper – für jede Menge Begeisterung im Publikum sorgt. Für Yvonne Myszkowski vom PFALZ-ECHO nahmen sich David und sein Kollege Bastian Maas vor ihrer Show in Landau Zeit und beantworteten ihre Fragen.

Wie erklärt ihr eurer Oma, was ihr beruflich macht?

David Farell: Visuell. Die wird eingeladen. Tatsächlich ist es so, dass meine Oma total begeistert davon ist, nachdem sie es gesehen hat. Am Anfang fand sie es natürlich eher uncool, als ich ihr erklärt habe, ich hätte meinen Job bei den Stadtwerken aufgegeben, um als Stripper auf der Bühne zu stehen. Aber die haben mir immer vertraut. Wir sind ja ganz gute Jungs und auch ganz gut geraten, da wussten unsere Familien schon, dass wir das nicht verhauen oder kriminell werden oder so was! Ja, und dann haben wir sie eingeladen und dann haben sie auch angefangen, sich dafür zu interessieren. Mein Opa wollte ein halbes Jahr lang wirklich nichts davon wissen, aber dann hat er uns im Fernsehen gesehen und fand es doch ganz okay.

Sport gehört einfach dazu, aber das ist für uns wie Zähneputzen.

Wie wird man bei euch Mitglied?

David Farell: Gut aussehen, irgendwas können und Lust drauf haben! (lacht) Tatsächlich suchen wir ständig neue Leute. Das ist aber gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Gut aussehen tun viele. Es ist auch nicht so, dass sie nichts können, aber sie sind halt in Gebieten gut, mit denen wir in der Show nix anfangen können! Wir brauchen einfach keinen Mathematiker auf der Bühne – was aber nicht heißen soll, dass unsere Jungs hier doof sind! Die haben alle was auf dem Kasten und dazu eben ein Talent, das man für die Show verwerten kann. Gutes Aussehen allein reicht nicht.

Welche Talente helfen denn, bei euch mitmachen zu dürfen? 

David Farell:  Man braucht Taktgefühl, muss singen können oder akrobatisches Talent haben – eben so, dass die Show am Ende dadurch aufgewertet wird. Es funktioniert nicht, dass wir da einen hinstellen, der zwar hübsch anzusehen ist, aber eben doch wie ein Fremdkörper rumsteht! Das fällt den Mädels ja auf. Wer Bock und was auf dem Kasten hat, soll uns einfach anschreiben und sich bewerben. Wenn man jung ist, ist das ein bisschen ein verrufener Job, aber eigentlich sind wir die coole Bundeswehr. Bei uns kannst du auch 15 Jahre gutes Geld verdienen und dann musst du dir Gedanken machen, was du danach machst – das ist beim Bund nicht anders!

Bastian Maan: Ich finde sogar, dass man bei uns sicherer Geld verdienen kann, weil wir einfach immer und überall Leute brauchen und die auch händeringend suchen! Der Arbeitsplatz bei uns ist in der Tat sicherer als ein „normaler“ und man kann über zehn, 15 Jahre bei uns auf der Bühne stehen. Mit 40 geht das noch gut, wenn man sich fit hält und pflegt.

Also gibt es keine Altersbegrenzung nach oben? Bei den Chippendales hieß es ja lange Zeit, dass keiner über 30 auf der Bühne steht. 

Bastian Maan: Da steht keiner unter 30 auf der Bühne! (lacht)

David Farell: Die haben sich in der Tat selber keinen Gefallen damit getan, dass sie gesagt haben, du musst mindestens 1,84 Meter groß sein, weil damit reduzierst du die wenigen, die dabei wären, weil sie eben gut sind, auch wieder um 60 bis 70 Prozent, weil die meisten einfach nicht so groß sind. Ich meine, wir sind natürlich alle Riesen (lacht) – im Ernst, wir sind alle so um die 1,80 Meter und wenn du da aussieben würdest nach Chippendales-Richtlinien, dann würde Basti wahrscheinlich allein auf der Bühne stehen.

Ihr seid ja sehr diszipliniert, was Training und Ernährung angeht. Gibt es auch Bereiche in eurem Leben, in denen die Disziplin zu wünschen übrig lässt? 

David Farell: Du musst dir, wenn du auf Tour bist, zwangsläufig eine gewisse Disziplin angewöhnen. Du kannst nicht schludrig sein und dauernd deine Sachen verlegen, denn dann warten neun Leute auf dich im Auto. Sport gehört einfach dazu, aber das ist für uns wie Zähneputzen – und ein bisschen Wettkampf zwischen uns. Du willst halt nicht „der Dicke“ auf der Bühne sein. Du stehst mit den Jungs da und das ist ein schöner Ansporn. Und da gehört eine gewisse Grunddisziplin dazu. Wenn du in der Gruppe den ganzen Tag zusammen bist, darfst du den anderen auch nicht die ganze Zeit nerven. Das ist so ein unausgesprochenes Gesetz: halt deine Sachen zusammen, sei halbwegs pünktlich, nerv die anderen nicht mit unangenehmen Gewohnheiten und dann passt das schon.

Habt ihr denn bestimmte Rituale vor der Show? 

Bastian Maan: Duschen muss natürlich sein und dann klatscht jeder jeden noch mal ab. So putschen wir uns gegenseitig ein bisschen auf und dann geht es eigentlich auch schon los.

Wie sieht ein typischer Tourtag bei euch aus?

David Farell: Aufstehen, frühstücken, Autofahren, Sport, Essen, Duschen, Bett.

Ihr seid ja sehr viel mit dem Auto unterwegs – wie beispielsweise jetzt von Berlin nach Landau. Wie beschäftigt ihr euch da unterwegs? 

David Farell: Bastian und ich fahren und der Rest schläft oder daddelt mit dem Telefon herum. Um es mal in Zahlen auszudrücken: Wir sind jetzt seit dem 14. Oktober 14.500 Kilometer mit dem Auto gefahren. Das Witzige ist, dass da die Relationen völlig verschwimmen. Für normale Leute ist es schon eine kleine Aufgabe, wenn man 300 Kilometer am Tag fährt – wir freuen uns total drüber, wenn es nur 300 sind! Aber das gehört dazu, das ist der Job.

Wenn du für jemanden interessant sein willst, überrasche ihn mit etwas, das er nicht erwartet.

Ihr bedient ja für Frauen viele Klischees – was müsste eine Frau denn mit sich bringen, um bei euch punkten zu können?

David Farell: Das ist, glaube ich, bei jedem dasselbe: Wenn du jemanden überraschen kannst, dann wird das interessant. Ich glaube, deswegen finden die Mädels die Show auch ganz gut: weil sie eben nicht wissen, was passiert, und immer wieder überrascht werden. Ich bin ganz ehrlich: Wenn mich jetzt ein Kumpel zu einer Frauenstripshow mitnehmen würde, hätte ich sofort so ein Bild im Kopf. Da ölt sich dann eine auf der Bühne ein, spielt mit Banane und Sahne rum… und dann fände ich das visuell sicher schön, aber das würde mich nicht vom Hocker hauen und überraschen. Wenn ich aber zu einer Show gehe und vier Mädels machen nebeneinander einen Rückwärtssalto, dann wäre ich überrascht und dann fände ich das ziemlich cool. Ich denke, das funktioniert immer so: Wenn du für jemanden interessant sein willst, überrasche ihn mit etwas, das er nicht erwartet.

Was erwartet die Frauen in eurer Show?

Bastian Maan: Überraschung!

David Farell: Ja, es ist definitiv etwas, das man nicht erwartet und man sollte den Grundgedanken vom Strippen vergessen. Dann stehen wir für Entertainment und jede Menge Spaß!

Wenn ihr euch in fünf Worten beschreiben müsstet, welche wären das? 

Bastian Maan: Total verpeilt und auf jeden Fall haben wir viel Humor.

David Farell: Und wir sind strapazierfähig und ehrgeizig. Und ein bisschen Wagemut gehört dazu.

Inwiefern denn Wagemut?

David Farell: Ich erklär’s mal an einem Beispiel: Ich gehe zu einem Polizisten und frage ihn, was verdienst du im Monat. Er sagt 2.000 Euro – einfach mal so gesagt – und ich frage ihn, ob er bereit ist, das an den Nagel zu hängen, zehn Jahre durch die Gegend zu touren und ein bisschen Spaß zu haben, jeden Abend auf der Bühne zu stehen. Das ist viel Arbeit, aber man erlebt auch wahnsinnig viel. Und da sagt nur einer von 100 ja. Dieser Sicherheitsgedanke ist, glaube ich, ein klassisch deutsches Phänomen. Aber den verliert man irgendwann. Es ist jetzt nicht so, dass wir nicht weiterdenken. Gerade Basti und ich haben beispielsweise ja die Sixx Paxx mitgegründet, uns gehört die Firma zu Teilen und wir haben noch ein paar andere Projekte am Laufen. Wir haben das Wildhouse in Berlin – aber das hat sich mit der Zeit so aufgebaut. Am Anfang wussten wir das auch noch nicht. Aber man muss schon ein bisschen Selbstsicherheit mitbringen, um das zu machen. Wir haben viele Tänzerkollegen, die ihren Job einfach beibehalten und am Wochenende tanzen, um sich was dazuzuverdienen. Das ist cool, aber wenn wir es so gemacht hätten, hätten wir die Sixx Paxx so nicht auf die Beine stellen können. Es ist ein 24-Stunden-Job und jede Menge harte Arbeit, aber es macht einfach Riesenspaß!