Ein Hund ist kein Kuscheltier

Im Mehrgenerationenhaus in Landau werden zwei Hunde in der tiergestützen Pädagogik eingesetzt

„Kolleginnen“ im Mehrgenerationenhaus: Vlaja (links) und Mali. (Foto: pdp)

Landau. Hunde haben in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Sie leben mit uns unter einem Dach, manchmal teilen sie sogar Bett oder Couch mit ihrem Herrchen und stellen oft ein vollwertiges Familienmitglied dar. Anders ist dies jedoch gerade in muslimisch geprägten Ländern. Hunde gelten dort als Nutztiere: Sie werden eingesetzt, um Dinge zu bewachen, nicht um an der Seite eines Menschen zu leben. Daher rührt auch die Angst vieler Muslime vor Hunden.

In ihrer praktischen Arbeit mit Kindern im Mehrgenerationenhaus in Landau haben Anne Schmidt und Anja Schellbach dieses Defizit erkannt: „Vor allem muslimische Kinder bekommen die Angst vor Hunden von ihren Eltern anerzogen“, sagt Anne Schmidt. „Mir ist es ein persönliches Anliegen, Kindern den Kontakt zum Tier zu ermöglichen und ihnen zu zeigen, wie man mit einem Tier umgeht.“

OB Thomas Hirsch (2. v. r.), der Leiter des städtischen Jugendamts, Claus Eisenstein (r.), Anne Schmidt (M.), Anja Schellbach (2. v. l.) und Stadtjugendpfleger Arno Schönhöfer (l.) stellten das neue Konzept vor. (Foto: pdp)

Seit Oktober dieses Jahres werden die Boxerhündin Mali und die Labradorhündin Vlaja im Mehrgenerationenhaus im Rahmen einer tiergestützten Pädagogik eingesetzt. „Ich erkläre den Kindern, wie ein Hund aussieht, wenn er sich freut, oder wenn er Angst hat und wie man seine Bedürfnisse erkennt“, erzählt Anne Schmidt, die selbst aus einer Tierazt-Familie kommt und somit reichlich Erfahrung im Umgang mit Tieren hat. „Ein Hund ist kein Kuscheltier, auch das müssen schon die Kleinen lernen. Und das klappt ganz gut. Die Kinder wissen z. B., dass, wenn Mali sich in ihrem Körbchen unter dem Schreibtisch zurückzieht, sie ihr Bedürfnis nach Ruhe akzeptieren müssen.“

Mali und Vlaja begleiten Schmidt, Schellbach und die Kinder auch auf Ausflüge in die Natur. Dies ist noch ein wichtiger Aspekt des Konzepts der tiergestützen Pädagogik: „Viele Kinder, die in der Stadt aufwachsen sind bewegungstechnisch nicht fit“, berichtet Anja Schellbach. „Wenn die Hunde uns jedoch auf einen Spaziergang durch den Wald begleiten, haben auch die Kinder Spaß an der Bewegung und der Natur.“ Die Freude des Hundes über die Bewegung schwappe sozusagen auf die Kinder über.

Mali hat eine Ausbildung zum Therapiehund. (Foto: pdp)

Mali und Vlaja sind Vorzeigehunde und sie verhalten sich vorbildhaft gegenüber Menschen und Artgenossen. Dennoch rät Schmidt, niemals einen fremden Hund zu streicheln. „Einen Hund sollte man immer mit einer gewissen Vorsicht behandeln.“ Wenn man einen Hund streicheln möchte, sollte man vorher den Besitzer um Erlaubnis fragen. (pdp)