Arzheim. Die Renovierung ist in vollem Gange, während die alte Ladentheke geduldig auf ihre Wiederbelebung wartet. Früher beherbergte der kleine Dorfladen in der Arzheimer Ortsmitte eine Metzgerei und eine Bäckerei. Irgendwann war Schluss mit der örtlichen Nahversorgung und der Bevölkerung blieb nichts anderes übrig, als die Einkäufe in der nahegelegenen Stadt zu erledigen.

Die Tante-Emma-Initiatoren aus Arzheim im Renovierungsfieber (von rechts): Antje Röper- Kintscher, Katja Herzog, Jürgen Mathäß und Gerhart Aichert.

So wie den Arzheimern erging es in den zurückliegenden Jahrzehnten vielen kleinen Gemeinden: innerorts starben die Geschäfte aus, während draußen Vollsortimenter und Supermärkte aus der grünen Wiese schossen. Doch jetzt scheinen die einst so beliebten Tante Emma Läden wieder zurückzukehren. Eine Entwicklung, die ohne die ehrenamtliche Inititative engagierter Bürger nicht möglich scheint. Freckenfeld hat es vor knapp fünf Jahren vorgemacht, in Arzheim ist die Eröffnung noch für dieses Jahr vorgesehen. Gemeinden wie Mörzheim oder Knittelsheim hingegen, müssen auch weiterhin darben.

Ob Äpfel oder Zahnpaste: im Dorfladen in Freckenfeld deckt das Sortiment alles ab, was im Haushalt benötigt wird.

Einkaufsmöglichkeiten vor Ort scheinen derzeit nicht in Planung – es sei denn, die Bürger engagieren sich. Allerdings könnte der Weg mitunter steinig sein werden, wie Antje Röper-Kintscher, Initiatorin des Vereins „Tante Emma Arzheim“, zu berichten weiß.

„Ohne meine Mitstreiter hätte ich wahrscheinlich längst das Handtuch geworfen. Nur durch die Gruppe war es mir letztlich möglich selbst an dunklen Tagen wieder Mut zu fassen und das Projekt weiter voranzutreiben.“ Lange Zeit hat Antje Röper-Kintscher in Berlin gelebt, wo Laden-Initiativen inzwischen eine wahre Renaissance erleben. Für ihre Idee fanden sich im Nu weitere Mitstreiter, einem entsprechenden Aufruf, unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ folgten schließlich 35 Einwohner. Übrig blieben zirka zwölf aktive Unterstützer, die inzwischen fast täglich im Dorfladen arbeiten und die sich aus der Vorstandschaft des Tante-Emma-Vereins rekrutieren.

Ohne Direktvermarkter, die vielerorts ihre Waren zum Verkauf anbieten, gäbe es in vielen Gemeinden in der Südpfalz keine innerörtlichen Einkaufsmöglichkeiten.

Jürgen Mathäß ist das einzige Arzheimer Original: „Ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern, wie es war, hier im Ort einzukaufen. Daher dachte ich, dass unsere Idee, den alten Dorfladen wiederzubeleben, überall auf Begeisterung stoßen würde. Aber es gab auch Skepsis.“ Vorbehalte und Bedenken äußerten insbesondere ältere Menschen, wie Matthäß zu berichten weiß. Wenige Wochen vor der Wiedereröffnung ist die Stimmung wieder positiv. Das Dorf will uns, sind sich Arzheims Tante-Emma-Oberen inzwischen sicher.

An jedem ersten Dienstag eines Monats treffen sich die Mitglieder des Vereins „Dorfladen Freckenfeld“ in ihrem „Dorfladen Café“. Seit einigen Jahren ist in den kleinen Ort in der Verbandsgemeinde Kandel das Leben wieder zurückgekehrt. Ein Team aus vier Verkäuferinnen kümmert sich darum, dass an sechs Tagen in der Woche das „Geöffnet-Schild“ vor der Tür hängt. Das Sortiment beinhaltet Lebensmittel aller Arten, Wurst- und Backwaren, Getränke, Drogerieartikel, Haushalts- und Schreibwaren, kleine Elektroartikel, Hundefutter, Zigaretten und selbst wenn ein Pflaster benötigt wird, im Dorfladen Freckenfeld wird jeder fündig. 2015 wurde der „Nachbarschaftsladen“ eröffnet. Neben dem Warenangebot finden sich hier auch eine Postagentur, eine Rezeptsammelstelle, eine Reinigungsannahme, werden Medikamente angeliefert und sogar eine „Café-Ecke“ lädt die Bevölkerung zum Verweilen. Freckenfeld als Avantgarde für die Tante-Emma-Rückkehr in der Südpfalz. In Arzheim jedenfalls blickt man voll Bewunderung nach Freckenfeld.

Schon kurze Zeit nach der Eröffnung und bis heute ist und bleibt der Dorfladen in Freckenfeld ein Ort der Begegnung. (Fotos: mda)

Vieles von dem, was Freckenfeld vorgemacht hat, steht auch in Arzheim auf der Agenda. Mit zwei festangestellten Verkäuferinnen werde man den Dorfladen eröffnen, daneben entsteht ein Dorf-Begegnungsraum, der als Plattform des Austauschs für die Einwohner gedacht ist. Die Laune unter den Tante-Emma-Vorständen hebt sich, wenn die Perspektiven zur Sprache kommen – trotz der noch bevorstehenden Renovierungs- und Malerarbeiten. Und so wird Arzheim als „Kommune der Zukunft“ nicht nur Teil eines Dorfentwicklungsplans der Stadt Landau, sondern könnte, neben Freckenfeld, als Vorbild in die Region ausstrahlen. (mda)

Weitere Informationen unter www.tante-emma-arzheim.de oder www.dorfladen-freckenfeld.de.