Haarige Probleme

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Kaum beginnt der Frühling, strebt Paula nach Veränderung. In den letzten Jahren kam einiges zusammen. Mitgliedschaften im Fitnessstudio, Ratgeber über Themen von A bis Z, neue Kleider in verschiedenen Stilrichtungen und nicht zu vergessen, das übertrieben teure Fahrrad, mit dem sie bislang nur einmal zum Bäcker und wieder zurück gefahren ist. Doch dieses Jahr hat sie genaue Vorstellungen davon, was sich verändern soll. Eine andere Frisur muss her! Das zusammengebundene Vogelnest, das sie trägt, muss weichen. Durch zahlreiche Modezeitschriften wurde Paula in ihrer Entscheidung bestärkt – alles wird neu!

Mit einem Termin beim Friseur ist der Plan besiegelt. Festentschlossen setzt sie sich an einem Samstagmorgen auf den Friseurstuhl und lässt in einer dreistündigen Prozedur schneiden, färben, bürsten und föhnen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die Veränderung ist riesig – Paula freut sich über ihre neue Erscheinung und über ihren Mut.
Abends trifft sie sich mit Freunden und auch die sind aus dem Häuschen. Aber was werden die Kollegen sagen? Paula ist an diesem Morgen besonders nervös, als sie die Tür zum Büro öffnet. Doch, wer hätte es gedacht, sie ist mal wieder die Erste. Kein „Wow!“ oder „Wie toll du aussiehst!“ Enttäuscht setzt sich Paula an ihren Platz und startet mit der Arbeit. Nach einer Weile gönnt sie sich in der Küche des Büros ein Kaffeepäuschen. Vertieft in die neue Ausgabe des PFALZ-ECHO, kommt Günther dazu. Paula ist ganz gespannt auf seine Reaktion. „Hallo, ich bin Günther. Du musst zum Probearbeiten- …“, er unterbricht mitten im Satz „Paula! Das bist ja du! Du trägst die Haare offen. Ganz anders. So siehst du richtig gut aus!“ Günther betrachtet Paula von allen Seiten. „Na danke. Heißt das, ich habe vorher nicht gut ausgesehen?“

„Doch wahrscheinlich schon. Aber mit dieser Veränderung und vor allem mit offenen Haaren siehst du wirklich gut aus.“ Günther ist noch immer verblüfft. „Ach ja“, pampt Paula „Vielleicht würde dir so eine Veränderung auch gut stehen.“ Günther muss schmunzeln. Mit einer Hand fährt er sich über sein lichtes Haupthaar. „Ich brauche so etwas nicht. Ich trage mein Haar sowieso immer offen.“