Hochleistungsakrobatik an der Stange

Personal Trainerin Karina Kocksch räumt mit den Vorurteilen gegenüber dem Stangentanz auf

Karina Kocksch im „Cross Knee Release“. (Foto: pdp)

Highheels, Spitzenunterwäsche und schummrige Nachtclubs – das sind die Bilder, die einem bei dem Begriff „Pole Dance“ in den Sinn kommen. Zu Unrecht! Denn Pole Dance ist heute mehr als nur ein lasziver Tanz um eine Stange. Es ist, Fitness, Eleganz, Ästhetik und Körpergefühl. Und: Pole Dance – oder Pole Fitness – entwickelt sich zu einem regelrechten Hype – auch in der Pfalz. Die Personal Trainerin Karina Kocksch betreibt mitten im Herzen Landaus, in der Schlachthofstraße 14, ein Studio, in dem Interessierte egal welchen Alters und Geschlechts sich an der Stange ausprobieren können. Und genau das, habe ich gemacht:

Zur verabredeten Zeit empfängt mich Karina mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen in dem geräumigen Studio, in das sie erst vor Kurzem umgezogen ist: „Und, bist du bereit?“, fragt sie mich. „Das weiß ich noch nicht genau“, antworte ich ihr noch etwas unsicher. Auch für mich ist es „das erste Mal an der Stange“. Für die Trainingsstunde sollte ich eine lange sowie eine kurze Hose einpacken – die lange für das Warm up, die kurze für die Übungen an der Stange, damit ich einen besseren Halt habe. Als ich den Trainigsraum betrete blitzen mich sieben glänzende Stangen an, die über drei Meter hoch an die Decke ragen. Der Boden ist schön warm, Karina hat zuvor die Fußbodenheizung eingeschaltet. Nach ein paar Aufwärmübungen schaltet die Personal Trainerin die Musikanlage ein: „Schau erst einmal zu. In einer Stunde kannst du das dann auch.“ Der Beat gibt den Takt an, Ed Sheeran singt los und Karina schwingt sich in akrobatischen Figuren um die Stange, hängt zeitweise kopfüber und gleitet wie ein Schwan zurück auf den Boden. „Wow“, mehr kann ich in dem Moment nicht sagen. Bei Karina sieht alles so einfach und selbstverständlich aus. Ich weiß aber von ihr, dass sie schon seit drei Jahren Pole Dance macht, täglich trainiert, zahlreiche Ausbildungen und Workshops besucht hat und letztendlich ihre Prüfung zum Pole Dance Advanced Trainer erfolgreich abgeschlossen hat. Und ich soll innerhalb einer Stunde diese wunderbar ästhetisch aussehenden Figuren beherrschen? Karina scheint meinen unsicheren Blick bemerkt zu haben und beruhigt mich: „Meine Teilnehmerinnen schauen immer erst so wie du. Deswegen werden gerne auch erst Schnupperkurse gebucht. Aber am Ende sind die Frauen selbst überrascht, was alles in ihnen steckt.“
Karina zeigt mir zunächst die Anfangsposition. Von dieser aus laufen wir auf Zehenspitzen im Kreis um die Pole herum. Und ehe ich mich versehe, hebe ich schon vom Boden ab und drehe mich im „Schwan vorwärts“ um die Stange herum und komme in der Fireman-Position am Boden zum Sitzen. Ganz schön anstrengend. „Das ist wie beim Skifahren“, erklärt Karina. „Wenn du erst einmal die richtige Technik erlernt hast, brauchst du nicht mehr so viel Kraft. Aber am Anfang hat man immer ziemlich Mukelkater nach dem Training.“

Zwischendurch reibt Karina die Pole immer wieder mit einer Flüssigkeit und einem Tuch ein, damit die Stange mehr „Grip“ hat. „Das ist Gin. Was meinst du, warum die Damen in den Filmen immer an der Stange schlecken“, witzelt sie.

Ehe ich mich versehe, ist die Trainingsstunde vorbei und ich bin tatsächlich sehr gut mitgekommen. Auch Karina ist begeistert und lobt meine Vorführung. Und ich fühle mich wie Superman und Peter Pan zugleich – übrigens auch Namen von Pole-Positionen.
Wie groß der Trainingseffekt von Pole Dance ist, wird mir aber so richtig erst am nächsten Tag bewusst – bei jeder Bewegung. Auf die Frage, welchen Bereich des Körpers Pole Dance am meisten trainiert, antwortet Karina ohne zu zögern: „Das Selbstbewusstsein. Und natürlich auch Bauch, Beine, Po – die Pole ersetzt das ganze Fitnessstudio.“

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