„Ich hab‘ einfach Lust drauf!“

Unter vier Augen: Comedian Mirja Boes über die Pfalz, Strumpfhosen und das Autofahren

Das Leben ist kein Ponyhof laut Mirja Boes. (Foto: LAION)

Mannheim. Das blonde Energiebündel aus Nordrhein-Westfalen begeistert seit Jahren als Comedian und Sängerin ihr Publikum. Mit ihrer unkomplizierten und direkten Art schafft Mirja Boes es immer wieder, uns zum Lachen zu bringen. Aktuell ist die sympathische Ulknudel mit den Honkey Donkeys unterwegs und zeigt, wie Musik und Stand-up-Comedy zusammenpassen. Bei ihrem Termin in Mannheim Anfang Dezember traf Marita Schnetzer vom PFALZ-ECHO Mirja Boes zum Interview.

Wir sind ja eine pfälzische Zeitung, daher unsere Frage: Was verbinden Sie mit der Pfalz? 

Mirja Boes: Spontan: Gutes Essen, eine schöne Landschaft und entspannte Menschen.

Wie kamen Sie zur Comedy? Die wenigsten Kinder geben Comedian als Berufswunsch an. Wann haben Sie entdeckt, dass das Ihr Weg wird? 

Mirja Boes: Ich habe Musical in Leipzig studiert. Von einem Regisseur habe ich ein Abschlusszeugnis bekommen. In diesem stand: „Das blonde Energiebündel aus Nordrhein-Westfalen kann und sollte sein komisches Talent nicht unterdrücken. Das war mit Anfang 20. Ich habe auch selbst gemerkt, dass ich eigentlich immer schnell einen Witz mache, wenn die Stimmung mal gedrückt ist. Ich schaue einfach gern in lachende Gesichter!

Sie haben eine große Fangemeinde: Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?

Mirja Boes: Das ist schwer zu sagen, aber ich glaube, das ist einfach, weil ich ich selbst bin. Ich sehe mich auf einer Ebene mit den Leuten, das ist einfach so. Ich bin authentisch und habe einfach das große Glück, dass die Leute das mögen und ich – so wie ich bin – ankomme.

Sie sind im Fernsehen, am Theater und machen Stand-Up: Was fällt Ihnen leichter – Auswendiglernen oder Improvisation?

Mirja Boes: Ich mache beides sehr gerne. Ich war ja tatsächlich auf einer musischen Grundschule und ich kann super auswendig lernen – vielleicht hängt das ja zusammen. Ich bin so jemand, der Texte einmal liest und sie dann unters Kopfkissen legt und am nächsten Tag kann ich sie dann auch wirklich. Ich hab von meinem Vater auch ein bisschen ein fotografisches Gedächtnis für Text geerbt. Ich kann auch nachher beim Sketch noch sagen, welcher Autor den geschrieben hat und an welcher Stelle der Text umbricht. Ich nerve dann die, die mich abhören mit Kommentaren wie „Du musst jetzt gleich blättern!“ (schmunzelt). Von daher mag ich beides: Ich finde es schön, beim Improvisieren die Leute dort abzuholen, wo sie auch stehen.

Sie kommen ja ursprünglich aus der Musik. War es da einfach, sich eine Band zu suchen und eine CD aufzunehmen? Auf was haben Sie dabei am meisten Wert gelegt? 

Mirja Boes: Die Band gesucht hat, Gott sei Dank, mein Bandchef und musikalischer Leiter Frank Sackenheim, den ich schon lange Jahre kenne und schätze – musikalisch genauso wie menschlich! Und ich wusste, wenn der sucht, dann kommen da Bombenleute raus. Und für mich gab es nur zwei wichtige Punkte: Das mussten richtig gute Musiker sein, denn ich glaube, dass man nur dann Klamauk machen kann, wenn man die Musik richtig beherrscht. Das sieht man bei Helge Schneider – ich bin übrigens ein riesiger Fan! Ja, und ansonsten mussten die Musiker noch gut aussehen und jeden Scheiß mitmachen! Ja, Frank hat fünf Leute gefunden, die das super können! Und die machen ja auch die Impros mit. Am Anfang hab ich mich nach jedem Auftritt bei den Musikern entschuldigt, denn die müssen den ganzen Scheiß ja mitmachen! Aber inzwischen fühlt es sich an wie Familie. Und ich mache es sehr gerne!

Marita Schnetzer vom PFALZ-ECHO traf die Comedian. (Foto: rubsch)

Männer, Kinder, Familie – das ist ein großes Thema bei Ihnen auf der Bühne. Hat Ihnen die Familie schon mal was übel genommen, was sie erzählt haben? 

Mirja Boes: Nee, die Kinder sind eh noch zu klein und erst später sauer, wenn sie hören, wie ich mich über ihre Kinderbilder lustig gemacht habe. Meinen Freund habe ich mal gefragt, ob ich so eine Story erzählen kann und er meinte nur: „Natürlich! Ja.“ Danach meinte er noch: „Ich komm‘ da ja voll schlecht weg!“ Aber das sind die gewohnt und das ist okay so.

Hilft es Müttern Ihrer Meinung nach, einen gesunden Humor zu haben? 

Mirja Boes: Ja! Muttersein ist ja durchaus nicht immer schön. Das ist jetzt politisch nicht ganz korrekt, aber ich fasse dieses heiße Eisen gerne an. Ich habe Momente, in denen ich denke, die Kinder gehen mir heute echt auf den Sack – und ich meinen Kindern, obwohl sie noch so klein sind. Heute Morgen hatten wir einen Strumpfhosen-Disput: Die Hose saß nicht richtig und ich musste sie zurecht ziehen. Und was ist die Antwort: „Mami, du bist Kacke! Kacke bist du, Mami!“ Ja, da ist ein gewisser Humor hilfreich. Wenn ich da aber ein Fass aufmache, wird es für ihn ja nur noch interessanter, so was zu sagen. Klar, ich mache sicher auch Fehler, aber eigentlich läuft das mit Humor immer gut.

Mit was haben Ihre Söhne Sie bisher am allermeisten zum Lachen gebracht? 

Mirja Boes: Ich glaube mit vielem. Manchmal schauen sie mich schon so an, als wären sie jetzt schon darauf vorbereitet, dass etwas passiert. Heute Morgen saßen wir alle im Schlafanzug rum und sie wollten die Adventskalender aufmachen und ich bin erst mal auf dem Sofa rumgesprungen. Mit Anlauf. Die Kinder haben mich erst komisch angestarrt, aber dann kaputtgelacht. Die freuen sich, wenn man mit ihnen rumflippt – eben wieder auf Augenhöhe. Ich rate deswegen allen – auch wenn ich weiß Gott keine Expertenmama bin! – sich mal vor die Kinder hinzuknien. Augenhöhe nimmt Druck aus der Sache raus, auch in der Trotzphase.

Wie ist die Mirja, wenn sie richtig böse wird?

Mirja Boes: Ich kann ganz schnell zickig werden, vor allem bei Ungerechtigkeiten. Wenn ich im Alltag sehe, dass Menschen ungerecht behandelt werden und ich etwas dagegen tun kann. Und extrem böse werde ich beim Autofahren. Da habe ich ein temporäres Tourette-Syndrom!

Sie sind ein Multitalent, haben viele Projekte am Laufen – woher nehmen Sie die Energie?

Mirja Boes: Die ist einfach da. Ich kann nicht sagen, warum. Ich bin einfach ein fröhlicher Mensch und das zieht sich durch meinen Tag. Man kann mich auch kaum runterziehen. Das ist auch das, was mein Freund an mir schätzt: ich drehe dann kurz durch und danach ist aber auch alles wieder gut. Und die Energie… Sport versuche ich zu machen und ansonsten habe ich einfach Spaß an den Dingen, die ich tue. Ich habe Lust auf die Sachen, die ich mache und erhalte mir die.

Welche Projekte dürfen die Fans denn 2016 erwarten? 

Mirja Boes: Neue Fernsehprojekte stehen an. Es wird eine Sitcom gedreht. Ich gehe mit der Band auf Tour und 2016 wird es ein neues Programm geben. Ich hatte live schon immer Spaß und mit der Band bin ich „angekommen“. (red)