Unter vier Augen: Roberto Blanco 
über das Showbusiness, pfälzer Weine und sein Erfolgsrezept

Landau. Am 7. Juni dieses Jahres wird Roberto Zerquero Blanco seinen 80. Geburtstag feiern. Sein Alter merkt man dem Entertainer allerdings nicht an: Der Südamerikaner, der schon auf der ganzen Welt zuhause war, ist noch immer voller Energie und schafft es auch mit seinen 
79 Jahren ganz problemlos, drei Generationen von Frauen mit seinem Charme zu verzaubern, wie beim Meet and Greet am Schmutzigen Donnerstag im Rahmen der SRW4-Schlagerparty ganz deutlich wird: Völlig entspannt schäkert Roberto Blanco mit Fans aller Generationen, hat immer einen Scherz auf den Lippen und posiert geduldig für gemeinsame Fotos.

Für Yvonne Myszkowski vom PFALZ-ECHO nahm sich der sympathische Entertainer vor seinem Auftritt in Landau Zeit, um einige Fragen zu beantworten.

Geboren in Tunis, aufgewachsen in Beirut und Madrid – wie kamen Sie 1956 nach Deutschland? Und was war das für ein Gefühl?

Roberto Blanco: Die Reise war sehr schön. Ich kam nach Deutschland, weil mein Vater hier war und ich ihn besuchen wollte. Das allererste Mal war ich schon 1954 in Deutschland, da war ich in Hamburg. Damals habe ich Ferien gehabt und dann bin ich von Hamburg nach Bremen und wieder zurück nach Madrid. Und Ende 1956 war ich für den Film „Der Stern von Afrika“ da. Ich war am Flughafen… Damals war der Flughafen Frankfurt noch sehr klein. Und dann kam die Frage, ob ich den Film drehen möchte und ich dachte mir ‚Ja, klar, dann studiere ich jetzt nicht mehr Medizin, sondern drehe einen Film!‘

Fiel Ihnen diese Entscheidung einfach?

Roberto Blanco: Ja, absolut! Man kriegt nicht jeden Tag die Chance, einen Film zu machen! Als ich dieses Angebot bekam, dachte ich, so was passiert doch sonst nur im Fernsehen! Es war wie ein Märchen – herrlich!

Sie haben alles schon gemacht: Film, Fernsehen, Musik. Gibt es eine Sache, die Sie weit mehr genießen als die anderen?

Roberto Blanco: Nein. Ich bin Entertainer und das gehört dazu. Wenn Sie die großen Stars in Amerika wie Frank Sinatra oder Dean Martin sehen, die haben auch immer alles gemacht: Musik, Fernsehen, und so weiter. Und das ist Entertainment. Man singt, spielt Theater, ist im Fernsehen, macht Musicals – das gehört alles dazu.

Sind Sie heute noch nervös, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Roberto Blanco: Immer! Es ist eine Art Lampenfieber: Das ist so ein Moment, in dem man hofft, dass einfach alles klappt und in dem man sich dann konzentriert. Aber das ist auch wieder weg, sobald ich auf der Bühne stehe und loslege.

(c) SWR/Kristina Schäfer

Wenn ich Sie jetzt frage, was der schönste Moment in Ihrer Karriere war, …

Roberto Blanco: …dann ist das sehr schwer zu beantworten, wenn man 61 Jahre dabei ist! Ich kann nur sagen: Jeder Auftritt ist wunderschön, ob hier in Landau, in Hongkong, in Tokio oder Rio. Wenn man dort als Gast, ja als Stargast, unterwegs ist, wird man richtig in den Himmel gehoben. Es ist so schön! Und wenn der Auftritt dann geklappt hat und man Zeit hat, die Stadt anzugucken und hofiert wird – das ist einfach wunderschön. Ein tolles Gefühl.

Sie sind ja nicht das erste Mal in Landau. Kennen Sie sich in der Pfalz etwas aus?

Roberto Blanco: Nicht so genau wie in meinem Wohnzimmer (lacht), aber ich habe Freunde hier. Die haben mir die Restaurants gezeigt, die guten Weine und alles. Landau selbst gefällt mir sehr gut, die Leute sind so nett. Ich mag die Pfalz: Es gibt gutes Essen, tolle Weine und die Menschen sind so fröhlich, das finde ich schön!

Haben Sie ein musikalisches Vorbild?

Roberto Blanco: Mehrere! Ehrlich gesagt habe ich mehrere Vorbilder. Viele Südamerikaner, von denen man hier sicherlich noch nicht gehört hat, aber auch einige Weltstars. Die bekanntesten Namen sind sicherlich Frank Sinatra oder Sammy Davis Junior – ich finde es bewundernswert, wie er seine Karriere gemacht hat. Dann Dean Martin und sein Charme. In einer anderen Generation gehören Tom Jones und Neil Diamond zu meinen Vorbildern. Das sind Leute, bei denen man einfach nur ‚Wow!‘ sagen kann! Ich habe viele von ihnen live gesehen und sie sind wahnsinnig beeindruckend gewesen. Man sollte sie nicht kopieren, aber sich von ihnen inspirieren lassen. Man nimmt Ideen und baut sie um, macht etwas Eigenes daraus. Ich bin so lange in diesem Beruf, weil ich versucht habe, niemanden zu imitieren. Ich habe meinen eigenen Stil, mit einem bisschen südamerikanischen Touch. Und das hat bisher immer gefallen. Und gefällt Gott sei Dank noch! Und das jetzt seit 61 Jahren. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin, die Stimme noch da ist und das Publikum mich noch sehen will. Ich bin noch nie von jemandem gesponsert worden, ich musste immer viel arbeiten für meinen Erfolg.

Welchen Tipp würden Sie jemandem mitgeben, der Entertainer werden möchte?

Roberto Blanco: Das ist eine sehr schwere Frage! Um Erfolg zu haben, muss man seinen Beruf lieben! Man darf nicht sagen ‚Ach, jetzt sing ich mal und wenn es nicht klappt, mach ich halt etwas anderes.‘ Man muss richtig dran glauben. Arbeiten, üben, arbeiten, üben, arbeiten, üben – das ist sehr wichtig! Und wenn man ein gewisses Talent hat, dann muss man trotzdem sehr hart und diszipliniert arbeiten. Man muss seinen eigenen Stil suchen und wenn man den hat, mit dem man sich wohl fühlt, muss man an diesem Stil arbeiten und festhalten. Und eines Tages – wenn man Glück hat, denn Glück gehört auch dazu – dann kommt der Durchbruch. Aber ein Durchbruch reicht nicht: Man muss dann auf dem Boden bleiben und weiterarbeiten. Und nett bleiben, nicht arrogant werden. Man sollte nicht die Nase bis hoch in die Wolken strecken, nur weil man einmal im Fernsehen war. Man muss Mensch bleiben, easy sein. Man singt für das Publikum und das Publikum ist der König.

Sie sagen selbst, dass dieser Beruf harte Arbeit ist. Wo nehmen Sie die Kraft her, die Sie dafür brauchen?

Roberto Blanco: (schaut nach oben) Da oben ist jemand, der mir Talent gegeben hat und auf mich aufpasst. Außerdem versuche ich, mich fit zu halten: Ich rauche nicht, nehme keine Drogen – trinke ab und zu ein Gläschen Wein.

Wenn Sie sich selbst beschreiben müssten, was würden Sie von sich sagen?

Roberto Blanco: Wissen Sie, ich feiere in einem halben Jahr meinen 80. Geburtstag. Ich weiß, wer ich bin und wie ich bin. Ich bin im Internat aufgewachsen. Dort lernt man Freundschaft und Kameradschaft. Das Internat hat einen schlechten Ruf, aber ich kann es jedem nur empfehlen. Man ist weg von Mamas und Papas Schoß und man lernt kämpfen, lernt Respekt voreinander zu haben und findet Freunde. Das Internat hat einen Teil meiner Persönlichkeit geformt, würde ich sagen. Also, wie gesagt, ich bin ehrlich, ich schaue den Leuten in die Augen, wenn ich mit ihnen spreche. Ich habe eine Nase, wer zu mir passt und wer nicht. Ich weiß, wer mit mir auf einer Welle schwimmt. Und was ich definitiv sagen kann: Ich mag meinen Beruf! Ich bin Profi und ich bin gut in dem, was ich tue, sonst wäre ich nicht so lange dabei. Und mein Motto ist ‚leben und leben lassen‘ – und natürlich Spaß am Leben zu haben!

Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken, hatten Sie da immer Spaß?

Roberto Blanco: Spaß am Leben zu haben ist sehr wichtig! Ich habe die schönste Zeit des deutschen Showbusiness erleben dürfen: Als Fernsehen aufgebaut wurde und donnerstags, freitags und samstags die großen Shows kamen – die Leute klebten vor den Bildschirmen. Das war die Zeit der Schallplatten, da gab es noch keine Raubkopien oder so etwas! Wenn man Musik verschenken wollte, hat man eine Platte gekauft und sie verschenkt. Diese guten Zeiten habe ich erlebt. Das Leben bringt neue Zeiten, manche sind positiv, andere weniger. Aber wenn ich an die Bälle mit Livemusik und Orchester zurückdenke, dann freue ich mich, dass ich all das erleben durfte und heute immer noch mit dabei bin!

(Titelbild: SWR/Kristina Schäfer)