Oh, du Fröhliche!

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Es gibt diese eine Zeit im Jahr, da sollte man besonders friedlich und besinnlich miteinander umgehen. Trotzdem kommt es jedes Mal erneut zu einem großen Eklat, und das schon vor dem eigentlich Stichtag. Natürlich geht es hier um Weihnachten.
Paula versucht schon Wochen vor der Bescherung mit einer Weihnachts-Check-Liste dem Stress entgegenzusteuern. Aber wie auch im Straßenverkehr gehören immer Zwei dazu, um Missstände und Unfälle zu vermeiden. So beginnt der November und Paula hakt ein Kästchen nach dem anderen auf ihrer To-Do-Liste ab. Offen bleiben nur noch die Geschenke für die Kinder ihres Bruders. Ansonsten ist alles erledigt: Weihnachtsdekoration, Geschenke für Mutter, Vater, Onkel und Dackel, Rezepte für das Festessen, Plätzchen. Nur diese zwei Geschenke fehlen noch. Um nichts falsch zu machen, erkundigt sich Paula bei ihrem Bruder, was sich die Kleinen wünschen. Wäre ja gelacht, wenn sie das nicht im Nu erledigt hätte. Nach diversen Telefonaten und SMS steht fest: Ein Schlitten für den Neffen und ein Paar Schlittschuhe für die Nichte sollen es sein. Noch während Paula im Kaufhaus steht, meldet sich ihr Bruder: „Ich habe ganz vergessen, dass Tom letztes Jahr einen Schlitten bekommen hat. Kauf einfach irgendwas anderes.“ Paula denkt sich: „Gerade noch rechtzeitig!“, und tauscht den Schlitten gegen ein ferngesteuertes Spielzeugauto aus. Zuhause angekommen fotografiert Paula ihre Einkäufe und schickt sie in den Familien-Chat, um Doppeleinkäufe zu vermeiden. Wenige Sekunden später meldet sich ihr Bruder wieder zu Wort: „Ist das ein Plastikauto? Wir wollen den Konsum von Kunststoff minimieren. Könntest du es umtauschen?“. Paula knurrt ein bisschen, packt das Spielzeugauto und macht sich erneut auf zum Kaufhaus.

Während sie mit neuem Geschenk in der Hand an Kasse 3 wartet, meldet sich Elli aus der Redaktion: „Denkst du noch an das Geschenk für den Chef?“ Stimmt, da war noch was. Bloß nicht vergessen! „Fehlt nur noch die Krawatte für Herr Schmidt.“ Die Geschenke für die Kinder können abgehakt werden“, murmelt Paula vor sich hin.

Zufrieden mit sich selbst lässt sie die nächsten Tage vergehen, bis sich ihr Bruder wieder meldet: „Ist mir jetzt ein bisschen peinlich, aber Lotta bekommt schon Schlittschuhe von der Oma.“ Kopfschüttelnd packt Paula die Schlittschuhe und macht sich wutentbrannt auf den Weg.

Dreißig Minuten später im Kaufhaus, in der sehr langen Warteschlange an Kasse 3, verliert Paula endgültig die Nerven: „Ich habe keine Lust mehr! Dem Weihnachtsstress kann man trotz penibelster Vorarbeit nicht entkommen!“ Während sie ihrem Ärger Luft macht, fällt ihr ein, sie hat noch immer nicht das Geschenk für Herrn Schmidt besorgt. Paula stürmt von der Kasse in die Abteilung für Herrenbekleidung und wieder zurück.

Gestresst vom Vortag kommt Paula am nächsten Morgen in die Küche der PFALZ-ECHO Redaktion: „Gestern habe ich es endlich geschafft, das Geschenk für Herr Schmidt zu besorgen!“Sie wirft das Päckchen zu Günther. Der öffnet es verwundert: „Das Geschenk für den Chef? Das wolltest du besorgen? Ich habe die Krawatte schon letzte Woche gekauft. Naja, du kannst deine ja umtauschen.“