Christa Kinshofer-Rembeck zählt als eine der erfolgreichsten Skirennläuferinnen der Welt – beim olympischen Riesenslalom 1988 in Calgary gewann sie die Silbermedaille. -Foto: honorarfrei

In den 80er Jahren gewann die gebürtige Münchnerin Christa Kinshofer-Rembeck die Silbermedaille im Slalom und Riesenslalom bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid und Calgary. Nach ihrer aktiven Karriere arbeitete sie mehrere Jahre als TV-Kommentatorin. Heute betreibt sie mit ihrem Mann die Christa Kinshofer Skiklinik, arbeitet als internationale Motivationstrainerin, ist mehrfache Firmeninhaberin und Autorin. Im Gespräch mit Markus Eisel spricht Kinshofer-Rembeck über ihre Ski-Karriere und neue Projekte.

Nach Ihrer aktiven Laufbahn ist einiges passiert.

Christa Kinshofer-Rembeck: Ja, es ist einiges passiert. Ich habe Zwillingsmädchen bekommen, für das Fernsehen gearbeitet, viel unternommen, zusammen mit meinem Ehemann Dr. Erich Rembeck, Sportorthopäde, eine Christa Kinshofer Skiklinik gegründet. Es gibt immer viel zu tun. (lacht)

Sie sind heute immer noch verbunden mit dem Ski-Verband, da Sie eine Schirmherrschaft übernommen haben. Was kann man sich darunter vorstellen?

Christa Kinshofer-Rembeck: Der FIS Europacup der Damen, zwei Nachtslaloms gastieren im Tegernseer Tal. Am Sonnenbichl in Bad Wiessee ist das Audi-Ski-Leistungszentrum, mit einem FIS homologiertem Hang, sehr steil, eine Slalom Weltcup-Piste. Dort wird Tag und Nacht trainiert. Wir haben für die Jugendlichen und die Kinder eine Trainingsstätte, ein Leistungszentrum mit Flutlicht, mit bestens präparierten Pisten und hervorragenden Nachwuchstrainern und dieses Trainingszentrum unterstütze ich als Schirmherrin.

„Sport verbindet und schafft vielleicht sogar Frieden“, Christa Kinshofer-Rembeck freut sich auf die kommenden Olympischen Spiele. (Foto: honorarfrei)

Trainieren Sie auch selbst die Nachwuchssportler?

Christa Kinshofer-Rembeck: Nein, ich trainiere nicht. Ich bin organisatorisch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ich betreue die Medien, ich versuche Sponsoren zu bekommen, das ist eine abwechslungsreiche Arbeit.

Fahren Sie selbst noch Ski?

Christa Kinshofer-Rembeck: Ja, ich fahre selbst noch Ski. Ich bin Testimonial für den Hauptsponsor des alpinen Ski-Weltcups. Einige Wochenenden bin ich für Audi tätig. Zusammen mit Martina Ertl-Renz, Markus Wasmeier, Hilde Gerg und Marco Buechel betreuen wir unsere Audi-Kunden.

Sie besitzen eine eigene Skiklinik mit Hotline für Unfallpatienten. Was kann man sich darunter vorstellen?

Christa Kinshofer-Rembeck: Die Christa Kinshofer Skiklinik umfasst eine orthopädische Praxis, ein Reha-Zentrum, ein Trainingszentrum und eine Klinik: die ATOS Klinik in München. Wenn man im Schnee stürzt und sich weh tut, ist man meist weit weg von zu Hause. Es ist kalt, man hat sich verletzt, man steht unter Schock, man benötigt Hilfe. Dafür haben wir eine Hotline eingerichtet: 0176-20002000. Unter dieser Nummer erreicht man einen Arzt der CK Skiklinik, der erst einmal ein Beratungsgespräch mit dem Patienten führt. Die Angst des Patienten ist immer groß und die erste Frage ist meistens „Muss ich vor Ort operiert werden oder kann ich noch nach Hause fahren?“ Dadurch ist die Idee entstanden, mit meinem Mann, eine Christa Kinshofer Skiklinik zu gründen, und diese beratende Hotline einzurichten. Die CK Skiklinik ist geöffnet ab 1. Dezember bis zum 1. April. Die ATOS Klinik in München ist selbstverständlich das ganze Jahr geöffnet.

Um wieder auf Ihre aktive Zeit zurückzukommen – haben sich während Wettkämpfen auch international Freundschaften gebildet?

Christa Kinshofer-Rembeck: Man spricht ja oft vom Weltcup-„Zirkus“. Ich hatte Freunde aus Amerika, Japan, Russland, Kanada, Italien, Schweiz, Österreich und Liechtenstein. Man verbringt viele Monate zusammen, dadurch entwickeln sich natürlich Freundschaften obwohl man Konkurrent ist. Der Ski-Rennfahrer ist jedoch ein Einzelkämpfer. Trainiert wird in der Mannschaft, aber es ist nicht wie beim Fußball. Jeder ist für sich alleine verantwortlich.

Viele Sportler beschäftigen mittlerweile Privatteams. Ist es wirklich so, dass man als privates Team anders aufgestellt ist als im Nationalteam?

Christa Kinshofer-Rembeck: Man muss sich das so vorstellen: Ein Trainer hat zehn bis 15 Rennläufer, dann gibt es das Trainerteam, Ärzteteam, Technikerteam und das Abfahrtsteam. Man hat immer seine Siegläufer und auch seine Platzläufer, beides ist ganz wichtig für die Mannschaft. Rennfahrer, die große Siege erzielen, können sich Einzelteams leisten: unterstützt durch Sponsoren, und zudem werden sie auch vom nationalen Verband unterstützt. Die Verbände sind mittlerweile sehr offen dem Profisport gegenüber.

Nun stehen die Olympischen Spiele vor der Tür. Denkt man während solch einer Zeit auch an die eigene aktive Zeit zurück?

Christa Kinshofer-Rembeck: Ja, klar! Ich war zweimal dabei und habe auch drei Medaillen gewonnen. Was ich jetzt aktuell über Korea durch die Medien verfolge ist sehr spannend. In allen Zeitungen sieht man, dass sich Süd- und Nordkorea zum ersten Mal seit Jahren wieder die Hände reichen, so etwas ist für Olympia natürlich toll. Sport verbindet und schafft vielleicht sogar Frieden. Damals durften die Olympischen Spiele nur stattfinden, wenn keine Kriege herrschten. Es war aber immer klasse, olympische Spiele auch einmal passiv zu erleben.

Fiel es Ihnen schwer, die aktive Zeit zu beenden?

Christa Kinshofer-Rembeck: Ja. Solch eine Veränderung ist immer schwierig. Bei mir ging es durch die Rücken- und Knieverletzung nicht mehr. Ich konnte die Leistung nicht mehr bringen und musste vernünftig sein. Danach arbeitete ich gleich für das Fernsehen und für eine große Zeitung als Expertin. Mir wurde nie langweilig. Als Sportlerin war es mir wichtig, einen Marktplatz zu schaffen und mir ein Netzwerk aufzubauen. Ich habe damals schon immer überlegt, wie ich weitermachen kann. Mit Golf, mit Ski und mit Nachwuchsförderung bin ich immer aktiv geblieben. Zudem halte ich auch noch Motivationsvorträge für Unternehmen. Da bin ich auch sehr viel unterwegs. Mal sind es kleine Gruppen, aber auch Großveranstaltungen.

Was raten Sie Skisportlern als Vorbereitung für die Piste?

Christa Kinshofer-Rembeck: Man sollte mindestens vier Wochen vorher anfangen. Wir haben eine wirklich tolle Ski-Gymnastik entwickelt, die auch leicht ist. Prävention ist ganz wichtig. Bei einem Sturz passiert viel weniger, wenn man vorher trainiert, weil man den Körper besser unter Kontrolle hat und die Muskeln anspannen kann. Auch der Muskelkater ist dann nicht so schlimm. Ein Helm ist auch ganz wichtig. Selbst wenn es keine Pflicht ist. In Italien gibt es schon eine Helmpflicht.

Früher sind Slalomläufer auch nur mit Mützen gefahren.

Christa Kinshofer-Rembeck: Ja, ich war 1987 die erste Rennläuferin, die einen Helm im Slalom und Riesenslalom getragen hat. Die anderen Skiläufer haben mich erst belächelt. Doch für mich als Linsenträgerin schaffte der Helm eine zusätzliche Sicherheit. Meine Skibrille verrutschte immer, dies wurde durch den Helm verhindert.

Ihr damaliger Wechsel zu Holland – war das eine Entscheidung die Sie im Nachhinein bereuen oder gab es zu dieser Zeit gar keine andere Möglichkeit?

Christa Kinshofer-Rembeck: Ich bereue es nicht, ich konnte aber auch zu diesem Zeitpunkt nicht anders. Es war so, dass ich für Deutschland nicht mehr starten konnte. Ich war erst 22 Jahre und wollte mit dem Skifahren nicht aufhören. Dann habe ich Mittel und Wege gesucht, wie es weitergeht. Ich habe bei Holland angefragt und wurde aufgenommen. Das Budget musste ich allerdings selbst aufbringen. Ich hatte die letzte Startnummer – 124 – und viele haben darüber gespottet. Doch letztlich kämpfte ich und kam Schritt für Schritt weiter nach vorne. Nach 30 Monaten Kampf gewann ich die internationale deutsche Meisterschaft – mit wirklich großem Vorsprung. Danach hat mich der deutsche Ski-Verband wieder zurückgeholt.

Warum durften Sie in dieser Zeit nicht für den deutschen Ski-Verband fahren?

Christa Kinshofer-Rembeck: Zum einen hatte ich eine schwere Verletzung und meine Leistungen sind nicht so gut gewesen. Dann hat man die Kippstangentechnik verschlafen. Wir haben ein Jahr zugeschaut, wie andere Teams uns technisch voraus waren und das hat uns viel Zeit und Geld gekostet. Ich habe damals leider bei der Pressekonferenz öffentlich zugegeben, dass wir komplett falsch trainiert haben. Danach gab es natürlich Stress. Doch diese Zeit habe ich durchgestanden und nach drei Jahren war ich wieder in guter Form. Ich habe viel an der neuen Technik trainiert und die deutsche Meisterschaft als Holländerin gewonnen (lacht). Darauf wurden natürlich auch die Medien aufmerksam und waren dafür, dass ich wieder zurückgeholt wurde. Klaus Mayr hat mich dann wieder in das Team aufgenommen und somit war ich wieder in der Nationalmannschaft, gewann gleich den Slalomweltcup, qualifizierte mich für Olympia und holte zwei Medaillen.

Frustrierte Sie der Umstand, dass Sie aus dem Ski-Verbund ausgeschlossen wurden?

Christa Kinshofer-Rembeck: Das ist oft in Verbänden so und das weiß man auch als Sportler. Die Chemie hat einfach nicht mehr gestimmt, ich weiß auch nicht, ob ich noch einmal solche Siege erzielt hätte, wenn ich weiterhin für Deutschland gestartet wäre, aber dadurch, dass die Situation so aussichtslos war und ich so kämpfen musste und alles aus mir rausgeholt habe, hat mich die Nationalmannschaft wieder zurückgeholt und alles wieder gut gemacht. Aber so eine menschliche Enttäuschung ist natürlich furchtbar. Ich wurde in Zeitungen „fliegende Holländerin“ genannt.

Dann sind Sie den Holländern bestimmt heute noch dankbar?

Christa Kinshofer-Rembeck: Die Holländer waren natürlich super. Sie wollten eine Entschädigung wie beim Fußball, das heißt, ich musste mich freikaufen. Diese Summe habe ich selbst gezahlt, nicht der DSV. Eigentlich wäre ich auch nicht weggegangen, aber ich hätte nicht für Holland bei Olympia und keine Weltmeisterschaft antreten dürfen, weil ich ja keine Holländerin bin, und ich bereits für Deutschland eine Olympische Medaille gewonnen habe. Mir blieb damals nichts Anderes übrig. Es gab ein Happy-End, am Ende war doch alles gut! (eis)

Als ehemalige Skirennläuferin hat Christa Kinshofer-Rembeck die Schirmherrschaft für die Europacup-Rennen übernommen. Die Nacht-Slaloms finden am 17. und 18. Februar am Sonnenbichl in Bad Wiessee statt.