Das Thema scheint aufgeladen, die Wortwahl bei Gesprächspartnern penibel justiert. Catering-Unternehmen und sogenannte Frische-Küchen reagieren zurückhaltend, wenn das Thema Schul-Essen oder Kita-Verpflegung erst einmal auf dem Tisch liegt. Wer hier recherchiert, erntet Skepsis, Zurückhaltung oder wird vertröstet. Niemand scheint sich wirklich äußern zu wollen. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan in den Küchen, in denen das Mittagessen für Kita- und Schulkinder zubereitet wird. Der Ruf der Cateringanbieter scheint also angekratzt. Das PFALZ-ECHO hat nachgefragt und in den Töpfen der Schulküchen Erstaunliches entdeckt.

Gemüse aus der Region ist auch beim Kita- und Schul-Essen gefragt. (Foto: mda)

Bernd Rieder kommt gerade von einem Treffen zum Thema „gesunde Ernährung“, als sich die PFALZ-ECHO Redaktion bei ihm in Herxheim meldet. Bereitwillig gibt der Leiter der größten Grundschule im Kreis Südliche Weinstraße Auskunft über das eigene Essensangebot. Etwa einhundert Schüler kommen täglich in drei zeitlichen Intervallen in die Mensa. Was auf dem Speiseplan steht, schmeckt auch Rieder. Jetzt strebe die Grundschul-Küche in Herxheim gar einen „Stern“ an.

Am „Runden Tisch“ haben Bernd Rieder und die Verbandsgemeinde als Schulträger beschlossen, einen Qualifizierungsprozess bei der rheinland-pfälzischen „Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung“ zu starten. Bis zu drei Sternen vergibt die Behörde für Schulküchen. In Herxheim ist man überzeugt schon in Kürze die Urkunde mit Stern Nummer Eins in Händen halten zu dürfen.

Eine Lanze für die Verpflegungssituation an südpfälzischen Schulen möchte auch Markus Nagel brechen. Nahezu ein Dutzend Einrichtung beliefert der Leiter der Abteilung Hauswirtschaft für die Lebenshilfe im Kreis Germersheim. Seine Waren bezieht der Küchenchef überwiegend aus der Region, die Lieferanten sind ihm persönlich bekannt. Wenn Nagel und Team am Morgen riesige Töpfe auf die Gasflammen am Herd hieven, erwacht die Großküche in Minderslachen zu Leben. Die Qualität leidet jedoch nicht unter der Masse, versichert Nagel.

Wo frisch gekocht wird und die Kinder sich selbst bedienen dürfen, bleibt
selten etwas übrig. (Foto: mda)

Wo die Möglichkeiten vorhanden sind, setzen Ganztagsschulen und Kitas auf eigene „Frische Küchen“. In Jockgrim, in der Albertino-Kindertagesstätte beispielsweise oder in der katholischen Kindertagesstätte in Offenbach wird jeden Mittag frisch gekocht. Hinter dem Kochtopf in Offenbach stehen Elke Siebert und Anja Busch. Die vielen Komplimente der Kinder und Eltern sowie die rege Nachfrage nach den Rezepturen haben die Beiden vor einigen Jahren eine Buchidee verwirklichen lassen: Sie veröffentlichten das 150-Seiten-starke Kochbuch „Was gibt’s dann heit?“ mit zahlreichen Rezepten aus der Küche der Offenbacher Kindertagesstätte.

Ein weiterer Beweis, dass es mit den Küchen in den südpfälzischen Schul- und Kita-Küchen besser bestellt ist als mancher vermutet? Zumindest scheinen steigendes Interesse und Bewusstsein für gesunde, frische und regionale Küche diese positive Entwicklung in Zukunft noch zu befördern. (mda)