Ilbesheim. Die Bilanz nach dem traditionellen Weinlese- und Erntegespräch bei der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor ließ sich an drei Aussagen festmachen: „Früher Herbst, gute Qualität, geringere Menge“. Je nach Rebsorte fiel die Ernte im Vergleich zu den Vorjahren um 20 bis 30 Prozent geringer aus. Ein wesentlicher Grund für dieses Ergebnis seien die Wetterkapriolen, die mit einem außergewöhnlich warmen März und wiedereinsetzendem Frost im April zusammenhingen, waren sich die Experten im Pressegespräch einig. Dass bereits am 4. September die Weinlese begonnen habe und der Erntestart generell immer weiter nach vorne rücke, das sei unter anderem auf den Klimawandel zurückzuführen, so das Fazit des rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Alexander Schweitzer (SPD).

Landrat Seefeldt weiß einen guten Tropfen zu schätzen und will die Herausforderungen der Zukunft gemeinschaftlich stemmen. (Foto: mda)

„Der Klimawandel wird die Winzerschaft auch in den nächsten Jahren beschäftigen.“ Dietmar Seefeldt, seit knapp drei Wochen im Amt des Landrats und damit ebenso Vorsitzender des Vereins Südliche Weinstraße, äußert zwar Bedenken, ob der kritischen Veränderungen bei den Umweltbedingungen, gibt sich jedoch ebenso zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass unsere gut ausgebildeten Winzer auf diesen Wandel eingestellt sind“. Weiterhin spricht Seefeldt davon, den Marktanteil von 38 Prozent deutschen Weines auf dem hiesigen Markt auszubauen und dabei insbesondere im hochpreisigen Segment die eigenen Produkte zu positionieren. Er lässt allerdings offen, wie dies gelingen soll. Vor der Wahl hatte Seefeldt bereits die Richtung angekündigt: Er wolle als „Partner“ den Winzern zur Seite stehen und wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen. In einem aktuellen Statement unterstreicht Seefeldt: „Ich gehe davon aus, dass wir es gemeinsam schaffen, diesen wichtigen Wirtschaftszweig weiter auszubauen.“

Beim Landeserntedankfest des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd (BWV) Anfang Oktober, sprach selbst BWV-Präsident Eberhard Hartelt von einem „schwierigen Jahr mit großen Herausforderungen“. Hartelt wörtlich: „Das Leben der Winzer und Landwirte ist ein Leben zwischen Hoffen und Bangen. Aber insbesondere das Jahr 2017 stimme nachdenklich im Hinblick auf die Abfolge extremer Wetterkapriolen.“ Er forderte auf, sich intensiv mit den möglichen Auswirkungen des Klimawandels auseinanderzusetzen.
Wie sich zumindest den Symptomen des Klimawandels begegnen lässt, darauf verwies beim Weinlese-Termin in Ilbesheim die zu diesem Zeitpunkt noch amtierende SÜW-Landrätin Theresia Riedmaier. Sie lobte in diesem Zusammenhang die gute Arbeit des „Vereins zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz“. Um die Bildung großer Hagelkörner zu verhindern, setzt der Verein Flugzeuge ein, die bei spezieller Wetterlage ein Silberjodid-Aceton-Gemisch in die Wolken versprühen. Dass die Winzer in diesem Jahr von Hagelschäden weitestgehend verschont wurden, das könne auch mit dem Einsatz dieser Hagelflieger zu tun haben, konstatierte Riedermaier.

Trotz der Ernteausfälle sei die Qualität des Jahrgangs 2017 mit im Durchschnitt zehn Grad Oechsle mehr als in den Vorjahren sehr gut, so die Einschätzung von Martin Hafner, Kellermeister der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor. Es spricht demnach einiges dafür, dass der „2017er ein ordentlicher Jahrgang“ werden könne. Wie der Wein letztlich wirklich mundet, nachdem er von den Winzern mit viel Sachverstand, Wissen und Traditionsbewusstsein ausgebaut wurde, das wird sich dann wohl frühestens in einem Jahr tatsächlich beurteilen lassen. (mda)

Weinlesegespräch bei der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor.
 (Foto: mda)