Jährlich sterben in Deutschland mehr als 70.000 Menschen infolge eines Herz-Kreislauf-Stillstands. Und das, trotz erfolgter Reanimation. Der Grund ist schnell erklärt: Tritt der Ernstfall ein, zählt jede Sekunde. Doch vom Eingang eines Notrufs bis zum Eintreffen eines Arztes können bis zu zehn Minuten vergehen. Dabei ist Hilfe oft nicht weit entfernt. Ausgebildete Ersthelfer, die etwa in der Feuerwehr aktiv sind, als Arzthelferin oder Rettungsassistent arbeiten, THW-Mitarbeiter, Gesundheits- oder Krankenpflegekräfte – sie alle könnten helfen, wüssten sie über mögliche Einsätze in räumlicher Nähe Bescheid. Eine Smartphone-App soll das künftig sicherstellen.

Wer eine medizinische Vorbildung hat oder sich in THW, Feuerwehr oder als Rettungsassistent engagiert, hat die Möglichkeit sich als „Mobiler Retter“ zu registrieren. (Foto: DRK)

Vor fast genau zwei Jahren wurde im Kreis Germersheim das Modellprojekt „Mobile Retter“ installiert. Der gleichnamige, bundesweit aktive Verein, setzt sich dafür ein, dass qualifizierte freiwillige Ersthelfer nach einer kurzen Schulung als „Mobile Retter“ registriert und mit einer Alarm-App ausgestattet werden. Wird einer Leitstelle ein Notfall gemeldet, so erfolgt parallel zur Alarmierung eines Arztes die Ortung von „Mobilen Rettern“, die sich in der Nähe des Einsatzortes aufhalten. Wertvolle Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes können diese dann überbrücken und direkt mit Reanimationsmaßnahmen beginnen. Schließlich besteht die Gefahr, dass bereits nach drei Minuten der Unterversorgung Gehirnzellen irreparabel beschädigt werden.

Nahezu 350 Einsätze wurden im Kreis Germersheim, seit Pilotierung des Projekts, „Mobile Retter“ gezählt. Mehr als 250 Freiwillige haben sich seither als „Mobile Retter“ registriert. Manch‘ Notfall-Patient im Landkreis verdankt inzwischen sein Leben dieser simplen Idee. Jetzt soll auch in der Stadt Landau und an der Südlichen Weinstraße das Projekt etabliert werden. Die Übereinkunft wurde bereits vor einigen Monaten getroffen, doch erst jetzt, ist wieder Schwung in das Vorhaben gekommen.

SÜW-Landrat Dietmar Seefeldt, der das Thema „Mobile Retter“ im Rahmen seiner Wahl-Kampagne aufgegriffen hatte, zeigt sich überzeugt, dass noch im ersten Quartal dieses Jahres die Umsetzung erfolgt. Vor wenigen Tagen erhielten die ersten Freiwilligen ihre „Mobile-Retter-Schulung“. Gemeldet hatten sich bereits im letzten Jahr zahlreiche Interessierte, die schon in Kürze zu Einsätzen gerufen werden könnten.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand können bereits nach drei Minuten Gehirnzellen irreparabel beschädigt werden. Je eher Sofortmaßnahmen ergriffen werden, desto größer die Überlebenschance. (Foto: DRK)

„Die Mobilen Retter sind kein Ersatz für den Rettungsdienst oder sogenannte First-Responder-Systeme. Sie sollen lediglich dafür sorgen, dass Sofortmaßnahmen schneller umgesetzt werden und sich die zeitliche Kluft zwischen Alarmierung und Eintreffen eines Rettungsdienstes minimiert.“ Dr. Matthias Wölfel ist diese Feststellung wichtig, da das Prinzip oft falsch verstanden werde. Der Oberarzt der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin bei den Asklepios-Kliniken in Germersheim und Kandel ist Projektleiter der „Mobilen Retter“ im Kreis Germersheim. Er ist es, der die Ausweitung auf die Nachbarregion begleitet, unterstützt und beratend zur Seite steht.

Zur Finanzierung des Modells in der Südpfalz könnte unter Umständen auch der bundesweite Verein beitragen. Der hat in einer jetzt veröffentlichten Pressemitteilung dazu aufgerufen, über eine Internet-Plattform Geld zu sammeln, um das Projekt auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen. 10.000 Menschenleben sollen pro Jahr durch „Mobile Retter“ gerettet werden. Wer die Aktion unterstützen möchte, der findet die entsprechende Crowdfunding-Kampagne – „Jede Sekunde zählt, denn es kann jeden treffen“ – auf der Internetseite www.startnext.com/mobileretterev. (mda)