Ostern – ist das nicht das wichtigste Fest im christlichen Kirchenjahr? Ich kenne mich nicht aus, mit Religion habe ich eigentlich nichts am Hut, aber zu solch einem großen Ereignis, kann man seinen Horizont ja auch mal erweitern! In einem Treffen mit dem Landauer Dekan Axel Brecht möchte ich mehr über den Glauben erfahren.

Aber klar, Ostern habe eine ganz zentrale Bedeutung für die Christen, klärt mich Dekan Axel Brecht auf. „Mit dem Konzept der Auferstehung – wörtlich genommen – kann ein Großteil der Bevölkerung nur wenig anfangen. Das ist verständlich. Aber die Erzählung von Ostern und der Auferstehung gibt uns eine Perspektive, dass nach dem Tod das Leben nicht komplett vorbei ist“, erklärt er weiter.

Das erscheint mir einleuchtend. Logisch, dass sich Menschen an etwas wenden, das ihnen Hoffnung spendet! Aber widerspricht der Glaube nicht ganz vielem, was eine aufgeklärte Gesellschaft ausmacht, und was ist mit der Wissenschaft? Wie ist das denn zu vereinbaren? „Glaube und Vernunft schließen sich natürlich nicht aus. Die Bibel sollte nicht wörtlich genommen werden. Was darin steht, sind Botschaften, Erfahrungen, die Menschen mit Worten und Bildern ihrer Zeit niedergeschrieben haben. Im alten Orient ist eine sehr bildreiche Sprache üblich“, entgegnet der Dekan.

Dann ist es also in Ordnung, wenn ich als Christ nicht daran glaube, dass die Erde in sieben Tagen erschaffen wurde. Aber was ist dann die Botschaft dahinter? Brecht: „Es ist schon interessant, was man in der Bibel über die Schöpfung lesen kann: Wasser als Grundlage, aus dem sich alles Weitere entwickelt. Und am Ende entsteht der Mensch als ‚Krone der Schöpfung‘. Naturwissenschaftlich gesehen stimmt diese Reihenfolge in etwa. Es ist spannend, dass man das damals schon so genau geahnt hat. Natürlich kann man diese Geschichte trotzdem nicht ganz wörtlich nehmen: Es geht auch nicht darum, wie etwas passiert ist, sondern warum!“

Und warum ist es passiert? Für mich ist die Entstehung der Erde oder des Universums ganz banal ein großer physikalischer Zufall. Das sieht der Dekan natürlich anders: „Die Frage nach dem ‚Warum‘ betrifft alle Menschen, davon kann sich niemand befreien. Religion versucht immer, Erfahrungen, die Menschen machen, zu reflektieren und nach Antworten zu suchen, und zwar auch hinter dem menschlichen Horizont. Und dort findet man Gott, bzw. den Glauben.“

So weit, so gut. Der Glaube an Gott spendet Hoffnung, gibt Erklärungen, tröstet und verbindet Menschen zu einer Gemeinschaft. Aber warum ist der Glaube so oft auch ein Grund für Kriege? Frei nach John Lennon: Wäre eine Welt ohne Religionen nicht auch eine Welt mit weniger Kriegen? „Natürlich nicht!“, verteidigt sich Axel Brecht, „Überall dort, wo Religion gelebt wird, ist das höchste Ziel auch Frieden.“ Aber er muss auch zugeben: „Das Potential des Missbrauchs ist relativ groß, weil sich viele Menschen mit ihrer Religion identifizieren, eine Gruppe entsteht. Der Schritt, dann zu sagen, dass alle anderen Gruppen schlechter oder sogar böse sind, ist nicht mehr groß. Das passiert pseudo-religiös in Form von Politik gerade in den USA, es passiert in Russland aktuell oder auch in der Türkei, wo Religion dazu missbraucht wird, die eigene Macht auszubauen.“

Wo wir gerade beim Islam sind! Was sagt ein gläubiger, katholischer Christ eigentlich zu Seehofers Aussage? Axel Brecht antwortet ganz klar und bestimmt: „Der Islam gehört natürlich zu Deutschland! Zu Deutschland gehören viele verschiedene Glaubensgemeinschaften, weil es kein Land ist, das sich eingemauert hat – diese Zeiten sind zum Glück vorbei!“ Für ihn schließen sich verschiedene Glaubensrichtungen auch keineswegs aus: „Es gibt verschiedene Wege nach Rom, aber sie führen alle dort hin!“ (hea)