Herxheim. Nahezu 5.000 Facebook-Abonnenten, 1.950 Follower auf Instagram und mehr als 250 Abos auf YouTube. Knapp 30 kurze Clips von jeweils 1,5 Minuten, die 137.000 Klicks erzielten. Der „Deutsche Handwerkskammertag“ sorgt sich um Nachwuchs. Ausbildungsberufe wieder attraktiv zu machen und der Zielgruppe direkt vorzustellen, dafür bedurfte es einer zündenden Idee. Die kam schließlich von der Hamburger PR-Agentur a+o. Und so sind seit 1. August zwei junge Menschen aus Hamburg und Flensburg auf einer Tour durch die Republik, um in Rekordzeit in 44 Handwerksberufe hineinzuschnuppern. Ihre Erfahrungen teilen sie dann in den sozialen Medien. Mit Erfolg!

Wo sie auftauchen ist das Medieninteresse groß: Firmeninhaber Otto Löffel (Vierter von rechts) erklärt den Rekordpraktikanten Marvin und Charlotte, worauf es beim Beruf des „Glasers“ ankommt. (Foto: mda)

In der vergangenen Woche machten Charlotte Sophie Stalke (Charly) und Marvin Möller, Station bei der Firma Fenster Löffel in Herxheim. Firmeninhaber Otto Löffel, Mitglied des Vorstandes der Handwerkskammer der Pfalz, kennt die Nöte seiner Kollegen: „Viele junge Menschen wollen ihr Abitur machen und meinen dann unbedingt studieren zu müssen. Nur wenige wissen aber wirklich, welche Fülle und vor allen Dingen, welche Qualifizierungsmöglichkeiten das Handwerk wirklich zu bieten hat. Die Aktion der Rekordpraktikanten hilft uns natürlich ungemein, diese Bandbreite vorzustellen.“
Dachdecker, Ofen- und Luftheizungsbauer, Buchbinder, Bootsbauer, Büchsenmacher, Zahntechniker, Glasveredler, Fotograf, Müller, Maler, Seiler, Uhrmacher, Schornsteinfeger und etliches mehr: Handwerksbetriebe bieten eine bunte Auswahl unterschiedlichster Ausbildungsberufe, die Charly und Marvin bei ihren jeweils zweitägigen Praktika bereits kennenlernen durften. In Herxheim haben die beiden Rekordpraktikanten erfahren, dass der Beruf des Glasers unter anderem Fertigkeiten des Schreiner- und Metallbauer-Handwerks miteinander vereint. „Holzfenster sind voll mein Ding. Mit Metall oder Aluminium hingegen tu‘ ich mir etwas schwer.“ Marvin Möller weiß, was er will – und was ihm weniger gefällt. „Bestatter wäre definitiv nix für mich“, auch Charly nickt zustimmend. Ihr „Ding“ wäre wahrscheinlich eine Ausbildung zur Raumausstatterin. Überrascht habe sie aber auf jeden Fall die Vielfalt an Handwerksberufen und die Tatsache, dass viele Betriebe tatsächlich händeringend nach Auszubildenden suchen würden.

Bei Fenster Löffel in Herxheim mit seinen etwa 100 Beschäftigten, werden in jedem Jahr drei neue Ausbildungsstellen angeboten. Insgesamt sind neun Auszubildende im Betrieb tätig – die Übernahmechancen sehen gut aus. „Das Handwerk boom“, sagt Löffel und wirbt eindringlich für seine Branche: „Wer einen attraktiven, zukunftssicheren und abwechslungsreichen Beruf sucht, der sollte eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb absolvieren!“

In den sozialen Medien sind Charly und Marvin unter dem Suchbegriff „Rekordpraktikanten“ oder dem Hashtag #Einfachmachen zu finden.

Eine Ausbildung im Handwerk? Die Rekordpraktikanten Marvin und Charlotte waren bei Fenster Löffel in Herxheim und finden: „Klar. Eine prima Sache!“ (Foto: mda)

Steckbriefe der Rekordpraktikanten

Charlotte Sophie Stanke – genannt Charly (20 Jahre)

  • Lebensmotto: No risk no fun – nur wer wagt, gewinnt.
  • Hobbys: Reitsport, Beachvolleyball, Klettern/Bouldern, Wandern, Reisen, Landschaftsfotografie, Musicals
  • Meine größte Macke: Lautes Mitsingen zu Radiomusik im Auto
    Mein bisheriges größtes Abenteuer: Mein Auslandsjahr in den USA und Backpacking durch Großbritannien
  • Bisherige Praktika: Im Ingenieurbüro und in der Redaktion einer Zeitung
    Traumberuf: Darüber denke ich seit Beginn der Oberstufe nach.
  • Das wünsche ich mir für meine berufliche Zukunft: Dass ich etwas finde, was mir Spaß macht und ich meine Talente nutzen und ausbauen kann.
  • Ich bin ein „Rekordpraktikant“, weil … ich Roadtrips mag, gerne neue Sachen ausprobiere und Leute kennenlerne.
  • Das darf in meinem Gepäck nicht fehlen: Sportschuhe, mein Handy, Mausiman (19 Jahre altes Kuscheltier – oder zumindest das, was davon noch übrig ist), Harry Potter-Buch
  • Das werde ich auf meinem Roadtrip am meisten vermissen: Meinen Freund und meine Familie
  • Mit Marvin werde ich mich gut verstehen, weil … wir zwei echt coole Nordlichter sind.
    Auf diesen Handwerksberuf bin ich am meisten gespannt: Bäcker und Sattler

 

Marvin Möller (19 Jahre)

  • Lebensmotto: Solve it or get over it.
  • Hobbys: Tennis spielen, Reisen und Freunde treffen
  • Meine größte Macke: Ich bin tollpatschig.
  • Mein bisheriges größtes Abenteuer: Urlaub in Paris
  • Bisherige Praktika: In der IT-Abteilung bei PHILIPS und in einem Steuerberatungsbüro
  • Traumberuf: Bauingenieur
  • Das wünsche ich mir für meine berufliche Zukunft: Spaß am Arbeiten!
  • Ich bin ein „Rekordpraktikant“, weil … ich motiviert bin, immer gut drauf und mich mit fremden Leuten schnell gut verstehe.
  • Das darf in meinem Gepäck nicht fehlen: Musikbox, Brille, Portemonnaie und natürlich mein Handy
  • Das werde ich auf meinem Roadtrip am meisten vermissen: Meine Freunde, meine Freundin und meine Familie
  • Mit Charly werde ich mich gut verstehen, weil … wir beide ähnliche Interessen haben und ich sie gleich sympathisch fand.
  • Auf diesen Handwerksberuf bin ich am meisten gespannt: KFZ-Mechaniker und alle Jobs, die sich auf einer Baustelle abspielen.