Südpfalz. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hat sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt verpflichtet. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, das Naturschutzgroßprojekt Bienwald und die geschützten Rheinauen wirken sich positiv auf die Tierwelt in der Südpfalz aus.

Die häufigsten Wildarten sind Rehe und Wildschweine. Im Schnitt werden z. B. im Bienwald auf der vom Forstamt bejagten Fläche von ca. 10.000 Hektar jährlich 800 bis 1.000 Wildschweine und Rehe erlegt. „Wenn ein Eichenmastjahr ist, merkt man, dass das Gewicht der Wildschweine zunimmt. Die Jagd ist ein wichtiges Regulativ, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wild und Wald herzustellen“, erläutert Johannes Becker, Produktleiter Umweltvorsorge beim Forstamt Bienwald, Kandel. „Durch das klimawandelbedingte Absterben vieler alter Bäume ist die Etablierung einer neuen, möglichst artenreichen und klimastabilen jungen Waldgeneration durch natürliche Ansamung das vorrangige Ziel. Die Jagd leistet dazu einen ganz wesentlichen Beitrag und liefert mit dem Wildfleisch darüber hinaus auch ein ökologisch sehr wertvolles Lebensmittel.“

Des Weiteren gehören zum Wildbestand in der Südpfalz natürlich Fuchs, Marder, Wiesel, Iltis, Dachs. Im Bienwald leben auch Wildkatzen, es ist das einzige bekannte Tieflandvorkommen in Europa. Man schätzt ihren Bestand auf ca. 50 Tiere. Um einen genetischen Austausch mit den Populationen im Pfälzerwald zu fördern und damit das Überleben von Wildkatzen und anderen Wildtieren zu ermöglichen, wurden und werden Trittsteinbiotope angelegt.

Aber es gibt auch neue Arten. „Einmal habe ich an der Lauter Spuren eines Waschbären gesehen“, erzählt Becker. „Der Waschbär kommt auch schon in den Rheinauen vor, er ist nachtaktiv. Er soll bejagt werden, weil er die heimische Fauna beeinträchtigt.“ Der nordamerikanische Waschbär breitet sich seit Mitte des 20. Jahrhundert in Europa aus. In den Rheinauen ist auch der Marderhund aufgetaucht, ein Neuzugang aus dem Osten. Sibirische Marderhunde wurden als Pelztiere in der ehemaligen westlichen UdSSR ausgesetzt. Heute sind sie in einem Drittel der Jagdreviere bundesweit bestätigt. Ein recht verbreiteter Neubürger ist der Nutria, ein wasserliebender Nager, der sich auch an Maisfeldern gütlich tut.

Die größte Katze Europas, der Luchs, war in unserer Gegend ausgerottet, bis sie gezielt wiederangesiedelt wurde. „Das von der EU geförderte Projekt ist im Herbst ausgelaufen. Es sind Männchen und Weibchen im zweistelligen Bereich in Pfälzerwald und Nordvogesen ausgewildert worden, die jetzt auch nachweislich schon Nachwuchs auf die Welt gebracht haben“, sagt Mario Biwer, Produktleiter Waldinformation, Umweltbildung und Walderleben beim Forstamt Haardt, Landau. Südlich von Büchelberg hat kürzlich ein Jäger gesehen, wie ein Luchs unter seinen Hochsitz durchspazierte. Einige Luchse sind mit GPS besendert, im Internet kann man anschauen, wo die Tiere gelaufen sind (https://snu.rlp.de/de/projekte/). 

Der Luchs versteckt sich auf dem Baum. (Foto: Klein/LJV-RLP)

Für das Luchsmonitoring wurde über das Gebiet des Pfälzerwaldes ein Netz von Wildkameras aufgestellt. Vor anderthalb Jahren war auf einer Fotofalle im Bereich Elmstein sogar ein Wolf zu sehen. Nachdem Wölfe bei uns lange Zeit ausgerottet waren, erobern sie sich seit dem Jahr 2000 ihre alten Lebensräume zurück. Derzeit leben wieder etwa 1.500 Wölfe in Deutschland, die meisten im Norden und Osten. Aber auch im Westerwald gibt es schon ein Rudel, im Pfälzerwald sind Durchzügler nachgewiesen. „Bei einer Fortsetzung der bisherigen Entwicklung, einer Verdopplung der Population im Zyklus von drei Jahren, gehe ich davon aus, dass der Wolf in den nächsten Jahren auch in Rheinland-Pfalz zunehmend anzutreffen sein wird“, so Becker.

Im Zusammenhang mit dem Naturschutzgroßprojekt ist die Käferfauna im Bienwald intensiv untersucht worden. „Um das Jahr 2000 kannte man hier ca. 1.500 verschiedene Käferarten, heute geht man von etwa 3.000 aus. Mittlerweile ist der Bienwald im Hinblick auf die Käferfauna eines der am besten untersuchten Waldgebiete in Deutschland“, berichtet Becker. „Bis in die 1960er Jahre, als noch viel mit Holz geheizt wurde, war der Wald geputzt, da wurden sogar mit Steigeisen Bäume bestiegen, um dürre Äste abzuschneiden. Als die Ölöfen kamen, ging die Brennholzgewinnung schlagartig zurück. Heute gibt es mehr Biotopbäume und Totholz im Wald, als dies viele Jahrhunderte der Fall war, Lebensgrundlage für viele Käfer. So hat sich z.B. auch der geschützte Heldbock stark vermehrt, ein Problem für viele Alteichen. Auch die stärkste Eiche im Bienwald, die Salzleckeiche, ist schon vom Heldbock besiedelt.“

Im Pfälzerwald hat Förster Biwer mit Ornithologen u.a. Schwarzstörche kartiert. „Im Unterschied zum Weißstorch, der ein Kulturfolger ist, braucht der Schwarzstorch ein besonderes Habitat, Laubwälder mit Lichtungen, damit er Flugschneisen vom Nest hat. Der Schwarzstorch zeigt, dass unsere Forstwirtschaft auf dem richtigen Weg ist, sonst würde er sich hier nicht niederlassen“, so Biwer. 

Zu den neu einwandernden Arten gehören Nilgänse, die im Gewässerbereich für Probleme sorgen, zuweilen auch mancherorts in Freibädern.

Andere Arten befinden sich auf dem Rückzug. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen insbesondere Insekten, Vögel, Amphibien. Generell ein Problem für die Tierwelt ist der Verlust an Lebensraum. Umso wichtiger ist es, im urbanen Bereich eine mosaikartige Strukturvielfalt zu schaffen, durch naturnahe Gärten, einheimische Bäume und Sträucher, die sich sehr positiv auf die Tierwelt auswirken können. (ebl)