Abschalten geht nicht

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Nach dem Fernsehen „abschalten“ – das schafft nicht jeder. (Foto erstellt von freepik - de.freepik.com)

Waren das wirklich nur sechs Wochen? Es kam einem irgendwie länger vor. Viele, viele Montagabende und Dienstage, an denen das Internet voll war mit Drachen-Zeug, Bildern von dunkel gekleideten Kriegern, Spoiler-Warnungen, Seiler-Beschwerden… Man kam auch als absoluter Verweigerer nicht drumrum, mitzubekommen, dass gerade die letzte Staffel Game of Thrones läuft. Und ohne auch nur eine Folge gesehen zu haben, neigt man seit dem 21. Mai irgendwie dazu, sich dieser Online-Petition anzuschließen. Die fordert ein anderes Ende für die Serie. Offensichtlich sind sehr viele Fans sehr, sehr enttäuscht. Und schon alleine weil man dieses Gejammer nicht mehr hören will, sollte man wohl die Petition unterstützen. „Wie kann man sich denn nur so sehr in etwas hineinsteigern? Es geht um eine fiktive Fernsehserie! Haben die Leute denn kein echtes Leben?“, fragt Paula in die Runde. „Du hast wahrscheinlich noch nie eine gute Serie gesehen!“, kontert Elli. Sie hatte in den letzten Wochen von kaum etwas anderem gesprochen. Die Petition hat sie natürlich längst schon unterschrieben und seit sie das Finale gesehen hat, leidet sie unter starken Stimmungsschwankungen.

„Nein. Für so etwas hab‘ ich ja gar keine Zeit!“, erklärt Paula. „Aber mal ehrlich. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dich das Schicksal von Forest Gump kaltgelassen hat? Oder war es dir egal, als Jack im kalten Wasser neben der Titanic gestorben ist?“, meint Elli. „Ach… na ja, ein bisschen traurig war das vielleicht schon. Aber wenn ein Film zu Ende ist, ist dann auch gut. Oder, Männer? Sagt doch auch mal was!“, Paula schaut hilfesuchend zu Günther und Herrn Schmidt. Die nicken zustimmend, haben aber vermutlich gar nicht mitbekommen, worum es geht. Schließlich müssen die beiden gerade das FCK-Chaos analysieren. Und das erfordert sehr viel Hirnschmalz und starke Nerven und Leidensfähigkeit, … aber das ist ein anderes Thema.

Paula jedenfalls kommt ein paar Tage später völlig übernächtigt und mit einem Brummschädel im Büro an, kann sich kaum konzentrieren. Als Elli sie darauf anspricht, meint sie nur kleinlaut: „Ich musste heute Nacht diese eine Serie zu Ende schauen, es war so packend! Bis um zwei Uhr ging das. Und dann hab‘ ich erst mal noch ’ne Stunde geheult. … Ich weiß nicht, ob ich jemals drüber wegkomme.“ Sie schnieft ein wenig, „vielleicht sollte man mir den Streaming-Account wieder wegnehmen.“