Anne Herder (links) und Patrizia Bär haben mit dem Musiker in Landau gesprochen. (Foto: honorarfrei)

Alle Farben

Bürgerlicher Name: Frans Zimmer. Geboren 1985 in Berlin.

Der DJ und Musikproduzent hatte seine ersten Charterfolge 2014 mit dem Album „Synesthesia“ und der Single „She Moves (Far Away)“.

Das aktuelle Album wurde im Juni veröffentlicht: „Sticker On My Suitcase“.

Alle Farben war schon mehrfach für den Echo nominiert. 

Für die Single „Walk Away“ hat er in diesem Jahr mit dem Sänger James Blunt zusammengearbeitet.


Alle Farben – hinter diesem Namen steckt der DJ und Musikproduzent Frans Zimmer und spätestens wenn einer seiner zahlreichen Hits aus den vergangenen Jahren anklingt,weiß jeder, um wen es sich handelt. She Moves, Bad Ideas, Please Tell Rosie – die Songs laufen im Radio rauf und runter. Und Alle Farben reist damit um die ganze Welt: Mallorca, Bulgarien, Kroatien, Berlin – und das innerhalb von nur drei Tagen. Gut, dass er trotz des Erfolgs auch die Zeit hatte, einen Zwischenstopp beim Tropical Beach Festival in Landau einzulegen. Dort war er Ende Juni der Hauptact – das PFALZ-ECHO hat die Gelegenheit genutzt, um mit dem Musiker zu sprechen. 

Du bist seit einigen Jahren schon weltweit mit deiner Musik erfolgreich. Wie hat denn deine Karriere eigentlich begonnen?

Alle Farben: Meine Karriere hat eigentlich in meinem Kinderzimmer begonnen (lacht). So richtig ernsthaft angefangen, mich Musik zu beschäftigen, habe ich dann ungefähr mit 17 oder 18. Ich habe Musik gesammelt und auch aufgelegt – damals noch nur für mich oder höchstens auf privaten Partys. Irgendwann haben immer mehr Freunde gesagt: „Hey, du machst so tolle Mix-Tapes, mach doch was draus!“ Plötzlich ging alles relativ schnell und ich habe regelmäßig aufgelegt. Dabei habe ich viel gelernt: Ich habe mir alles selber beigebracht, da ich keine Freunde und keine Connections in der Branche hatte. Das war damals alles nicht so einfach –man konnte das Internet ja noch nicht nutzen! Musik aus dem Netz laden ging zwar schon, allerdings war das nichts, was ich hätte brauchen können. Also musste ich auch auf Schallplatten zurückgreifen. Das habe ich auch viele, viele Jahre noch gemacht, bis ich inzwischen komplett auf ein digitales System umgestiegen bin. Über die Jahre habe ich zur richtigen Zeit die richtigen Leute kennen gelernt und bin so zum Produzieren gekommen. In einem Laden, in dem ich regelmäßig gespielt habe, war einer der Barkeeper Filmmusikproduzent und über ihn habe ich den Einstieg geschafft.

Beim Tropical Beach Festival in Landau sorgte Alle Farben für Party-Stimmung. (Foto: Eventschmiede Gerach)

Du hast ja gerade ein Album rausgebracht: „Sticker On My Suitcase“. Welche Bedeutung hat der Titel für dich?

Alle Farben: Der Titel steht natürlich fürs Reisen. Der Arbeitstitel war eigentlich #travel (lacht). Aber ich fand das zu plump, zu simpel. Und „Sticker On My Suitcase“ hat halt gepasst, weil ich auch in der Zeit das Lied mit dem gleichen Titel geschrieben hatte. Es sind auch noch mehr Songs, bei denen es ums Reisen geht, auf dem Album gelandet. Die letzten fünf Jahre war Reisen das größte Thema für mich. Weil meine Karriere größer geworden ist. Ich fliege in Urlaub, zur Arbeit, zu Interviews – ich bin immer unterwegs, ich reise immer.

Ist das viele Reisen ein positives Gefühl oder ist es manchmal auch eine Belastung?

Alle Farben: Sobald ich frei habe, reise ich trotzdem. Es ist also auf jeden Fall etwas, das ich gerne mache. Aber das heißt nicht, dass es nicht auch manchmal anstrengend oder belastend sein kann. Aber was ich ganz gerne sage: Man lernt auch zu reisen. Man lernt, was es heißt, Wartezeiten zu haben und wie man sich am Flughafen verhält, um schnell durchzukommen. Es sind tausend kleine Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man da was lernen kann.

Zum Beispiel auch, wie man die Zeit effektiver nutzen kann?

Alle Farben: Genau. Klar, ich guck auch viel Netflix am Flughafen, um Wartezeiten zu überbrücken, aber ich kann da auch arbeiten. In Flughäfen gibt’s nichts mehr Befremdliches für mich.

Ich komme auf deine neue Single zu sprechen: „Walk away“. Aufgenommen mit James Blunt. Entstehen bei solchen Projekten auch mal Freundschaften zwischen dir und den anderen Künstlern?

Alle Farben: Definitiv. Die meisten Künstler, mit denen ich gearbeitet habe, sind auch Freunde geworden, weil wir ja auch viel Zeit intensiv miteinander verbringen. Ein gutes Beispiel ist Kelvin Jones. Ich mag’s gerne, wenn ich mit jemandem arbeite, auch auf persönlicher Ebene gut zu harmonieren. Wir haben uns kennen gelernt, der Song ist zusammen entstanden und dann war kurz darauf die Echo-Verleihung. Ich habe ihn zu der After-Party bei mir zu Hause eingeladen und er hat dann – weil es so spät wurde – bei mir im Gästezimmer gepennt. Wir haben am nächsten Tag zusammen gefrühstückt und seitdem sind wir richtig dicke. Ich mag´s, Musik mit Freunden zu machen. 

Worum genau geht es in dem Song „Walk Away“? Um erloschene Liebe?

Alle Farben: Ja genau, es ist eher eine traurige Geschichte. Ich hab’ den Song nicht selbst geschrieben. Er ist aus der Feder von James. Und er ist auch anders entstanden als fast alle meine anderen Songs. Ich habe nur seinen Gesang bekommen und sollte etwas draus machen. „Wenn´s gut wird, hat James Bock auf dich.“ Da war der Druck erst mal groß! Ich hab’ mich rangemacht und ihm was geschickt und gedacht: „Oh, schluck! Hoffentlich nimmt er´s.“ Denn man steckt schon viel Arbeit und Mühe in so ein Projekt. Wenn man bei einer Demo, die man selber abgibt, negatives Feedback kriegt, dann kann es einen schon auch sehr persönlich treffen. Ich hab’ in dem Fall aber zum Glück positives Feedback bekommen. James hatte Bock drauf und so hab’ ich ihn dann auch getroffen. Ein cooler Typ. Er sagt selber immer, er ist uncool, aber er ist der coolste uncoole Mensch, den ich kenne.

Frans Zimmer alias Alle Farben. (Foto: Hannes Casper)

Wie läuft das denn ab, wenn du Lieder schreibst? Schreibst du auch manchmal den Gesang oder Texte selbst? Oder bist du nur für die Klänge zuständig?

Alle Farben: Ich bin ganz schlecht im Texten, aber ich schreib tatsächlich auch einige Texte mit. Wir arbeiten aber ja meistens im Team. Im Rahmen von Writing-Camps entsteht zum Beispiel sehr viel. Ich war eine Woche in Nashville letztes Jahr, dort sind zwei Songs von meinem Album entstanden. Und ich habe sogar das erste Mal gesungen in einem meiner Lieder. Allerdings nur Background. Trotzdem war das mal was anderes, denn eigentlich kann ich gar nicht singen.

Wie sieht´s denn mit deiner Karriere als Maler aus?

Alle Farben: Ich hab‘ das mehr oder minder an den Nagel gehängt. Ich bin froh, dass ich nicht mit jedem Hobby mein Geld verdienen muss, sondern dass ich das privat haben kann. Ich koche zum Beispiel auch sehr gerne, das habe ich auch privat für mich – obwohl ich das auch manchmal gerne der Öffentlichkeit präsentiere. Trotzdem muss damit nicht mein Geld verdienen

Ist die Malerei überhaupt noch ein Thema?

Alle Farben: Wenig. Ich hatte früher mal ein Atelier, das ich abgegeben habe, weil es mit der Musik zu viel wurde. Seitdem wurde es immer weniger. Inzwischen male ich nur noch sehr selten. Wenn, dann zeichne ich noch. Obwohl ich glaube, ich male schöner als ich zeichne.

Hast du überhaupt noch Zeit für Hobbys oder für Familie?

Alle Farben: Die muss man sich nehmen und dafür muss man auch arbeiten. Ich hab’ tatsächlich auch die Zeit dafür. Ich fliege regelmäßig nach Berlin, weil ich da meine Freunde sehe. Ich organisiere oft Kochabende, zu denen ich meine Freunde einlade. Wir haben so ein kleines unausgesprochenes Ding: Ich koche und dafür kommen sie zu mir, denn ich könnte nicht in zwei,drei Tagen alle besuchen. Deswegen kommen sie zu mir. So bleiben wir in Kontakt, sehen uns regelmäßig und man erfährt, was wer gerade macht. Und ansonsten besuche ich meine Mama auf jeden Fall immer, wenn ich in Berlin bin. Sie hat seit September auch meine zwei Katzen. 

Deswegen heißt ein Song auf dem Album „Sad Cat“?

Alle Farben: Ja, du bist gut! Darauf ist noch niemand gekommen. Genau, ich hab tatsächlich den Namen gewählt, weil wir ein bisschen mit Trennungsschmerz zu kämpfen hatten. Ich habe mit den Katzen fast zehn Jahre zusammen gelebt und es war natürlich ein bisschen traurig für mich und für die beiden. Es war aber auch nicht immer einfach mit meinen Katzen. Ich habe sie von meiner ehemaligen Mitbewohnerin übernommen und war damit erst mal überfordert. Ich war 22 oder 23 und hab’ vorher noch nie auf irgendwas aufpassen müssen, am Anfang ist öfters mal was neben die Toilette gegangen. (lacht)

Man lernt nie aus.

Alle Farben: Naja, ich hatte auch zwei Mädels, die waren zickig.

Oh ja, die Mädels immer.

Alle Farben: Bei den Katzen ist das auf jeden Fall so! 

Eigentlich bist du ja immer in größeren Städten als Landau unterwegs, füllst Hallen und große Festivals, jetzt bist du mal in der Südpfalz gelandet. Wie kommt das, dass du hier auf einmal auflegst? Oder kanntest du Landau vorher schon?

Ich kannte Landau nicht. Ich habe von meiner Mutter aber schon von Landau gehört. Meine Mutter kommt aus der Eifel und die hat tatsächlich hier in ihrer Jugend gearbeitet – als Helferin bei der Weinlese. Das hat sie mir gerade vor ein paar Tagen erzählt, weil sie mitbekommen hat, dass ich hier auftrete. Ich kannte tatsächlich dieses Landau vorher gar nicht und ich habe es erst verwechselt mit einem anderen Landau – in Bayern. Aber ich muss sagen, es kommt gar nicht darauf an, ob es eine große Stadt ist, wo ich spiele. Die Leute müssen Bock haben. Und gerade in ländlichere Gegenden kommen ja weniger große Künstler hin – dadurch erlebt man hier eine andere Dankbarkeit. Berlin dagegen hat beispielsweise so viel Auswahl, dort sind die Leute fast schon gelangweilt, habe ich manchmal das Gefühl.

Aber du hast jetzt nicht Zeit, um dir morgen vielleicht noch ein bisschen die Südpfalz anzuschauen?

Wir fahren heute Nacht schon wieder nach Frankfurt. Diese Pläne müssen halt leider immer Monate vorher erstellt werden. Oft bin ich auch gar nicht involviert, was ja auch sinnvoll ist. So habe ich Zeit, mich um meine Musik zu kümmern. Und ich habe ein wirklich tolles Team, welches hinter mir steht. Ich habe mittlerweile drei Festangestellte und auf Tour sind wir im Schnitt zwölf bis 15 Leute. Bei der großen Tour im Dezember sind wir sogar 40. Also demnach ist Alle Farben nicht nur eine Person. Ich bin das Gesicht es ist mein Projekt, aber ohne mein Team würde es gar nicht gehen.