Alles besser

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Günther freut sich aufs emissionsfreie Fliegen. (Foto: luis_molinero / Freepik)

Früher war alles besser, die Erziehung, das Wetter, die Autos – das Leben. Sagt man. Und das sagt man schon immer. Also war schon immer „früher alles besser“? Das bedeutet im Umkehrschluss ja immerhin, dass es unaufhaltsam bergab geht. Mit allem.

Gut, für das Wetter stimmt das wahrscheinlich, wobei „bergab“ in diesem Zusammenhang eher der falsche Ausdruck ist. Wie sieht es beim Stichwort Erziehung aus? Schwierig! Da gibt es die, die sagen, „früher“ hätten Kinder noch gelernt, was Respekt und gutes Benehmen ist. Und dann gibt es die, die sagen: „Früher hat man Kinder auch noch mit dem Rohrstock geschlagen.“ Nun, „besser“ ist in dem Fall wohl Ansichtssache.

Die Autos und das Leben. Tja, hier stellt sich natürlich die Frage, ob technischer Fortschritt das Leben besser oder schlechter macht. Nostalgikern wie Günther fällt die Antwort leicht. Er liebt es, an seinem alten Einser Golf rumzuschrauben – ohne dass jemals ein Softwareupdate nötig wäre. Er ruft seine Geschäftspartner und Freunde lieber an, als dass er ihnen E-Mails schreibt, und ein Smartphone besitzt er eigentlich nur, weil „es heutzutage ja nicht mehr ohne geht“. Die süßen Babybilder, die er von seiner Nichte geschickt bekommt, zeigt er in der Mittagspause aber trotzdem gerne den Kollegen: „Das ist schon was Tolles. Früher musste so was erst mal entwickelt, Abzüge nachbestellt, an die Verwandten per Post verschickt werden. Da war das Baby schon eingeschult, bis der Onkel das erste Foto in der Hand hatte.“ Technischer Fortschritt hat also durchaus was für sich, findet sogar Günther. „Früher war trotzdem alles besser“, sagt er mit einem ironischen Grinsen, „da hätte ich meine kleine Nichte nach der Geburt einfach besucht, um sie zu sehen.“ Er wäre mit dem alten Golf gefahren und nicht mit dem neuen iCXSupermodern und hätte auf den 25 Kilometern – genau wie heute – zwei Liter Benzin gebraucht, allerdings nur knapp die Hälfte dafür bezahlt. Punkt für Günther also, es war besser. Dafür wird er die Strecke in ein paar Jahren – oder Jahrzehnten – fliegen. Und zwar idealerweise emissionsfrei. Vielleicht wird ja alles wieder besser. Auf diese Weise könnte es jedenfalls auch mit dem Wetter wieder klappen.