Eingefleischte Tatort-Fans konnten es kaum glauben, als Andreas Hoppe alias Mario Kopper Anfang des Jahres den Ludwigshafener Tatort verließ. PFALZ-ECHO-Redakteurin Patrizia Bär hat sich mit dem sympathischen Schauspieler am Rande einer Weinfesteröffnung über die Gründe seines Tatort-Ausstiegs unterhalten.

Sie haben 21 Jahre lang den Ludwigshafener Tatort-Kommissar Mario Kopper gespielt. Im Januar dieses Jahres war es dann zu Ende. Vermissen Sie Ihren Job?

Andreas Hoppe: Ich vermisse den Kopper. Aber den habe ich zuvor auch schon vermisst, weil er nicht mehr gepflegt wurde und nicht mehr so nett behandelt wurde. Von daher habe ich Kopper schon in den letzten Jahren vermisst. Das ist auch der Grund, warum ich nicht mehr dabei bin.

Können Sie sich an eine Szene im Tatort erinnern, die besonders schwierig war, zu spielen? Eine Szene, für die man mehrere Anläufe brauchte, bis sie im Kasten war?

Andreas Hoppe: Das gibt es immer wieder. Wir Schauspieler sind ja keine Maschinen. Es ist üblich, dass man mehrere Anläufe braucht. Auch, um den besten Anlauf herauszufiltern. Ich kann mich aber an eine sehr lustige Szene erinnern – an die ich mich im Übrigen sehr gerne erinnere. Ich sollte mal ein Ladengeschäft stürmen, in dem ein Mord verübt wurde. Lena Odenthal und ich sind losgestürmt, so wie wir das immer gemacht haben– ziemlich sportlich und aktiv. Wir sind beide durch die Tür und sind hängengeblieben, weil die Tür für zwei Menschen einfach zu klein war. Die Szene mussten wir natürlich noch einmal drehen.

(Foto: privat)

In einer der ersten Szenen, die Sie für den Tatort gedreht haben, mussten Sie ein Fischbrötchen essen…

Andreas Hoppe: Ja, das war gruselig. Morgens um halb acht ging der Drehtag los und es gab Matjes oder Bismarckhering. Bei den Proben habe ich auch schon Fischbrötchen gegessen, um das Sprechen mit vollem Mund zu üben. Ich musste ja austesten, wie groß das Stück vom Fischbrötchen sein darf, damit ich noch sprechen kann. Und ich kann Ihnen sagen: So früh morgens war das kein Spaß.

2017 war für Sie, wenn ich Sie zitieren darf „ein ziemlich cooles Jahr“. Sie haben viele Filme gedreht und Sie haben ein sizilianisches Kochbuch herausgebracht.

Andreas Hoppe: Ich habe viel gemacht, das stimmt, obwohl man ja als Tatort-Schauspieler zeitlich sehr eingespannt ist. Auch 2018 habe ich viel gedreht und ja, ich habe ein Sizilien-Kochbuch veröffentlicht – was ich wirklich selber geschrieben habe. Dafür bin ich natürlich auch nach Sizilien gereist und habe recherchiert, darauf bin ich sehr stolz. Mittlerweile habe ich Freunde auf Sizilien, mit denen ich regelmäßig telefoniere. Die Menschen dort sind einfach ganz wunderbar.

(Foto: © Cettina Vicenzino)

Hatten Sie vorher schon Bezug zu Italien und Sizilien?

Andreas Hoppe: Zu Italien schon. Ich bin da wahrscheinlich auch gezeugt worden – das haben zumindest meine Eltern erzählt. Auf Sizilien war ich vorher aber noch nie, auch wenn das immer erzählt wurde. Mit meinem Abgang beim Tatort wollte ich endlich mal diese Insel bereisen. Ich war dann vier Wochen lang auf Sizilien unterwegs, habe nette Menschen kennengelernt und tolle Plätze entdeckt. Das war eine ganz besondere Zeit.

Sie haben mit 22 Jahren Ihre Schauspiel-Ausbildung begonnen und hatten rasant Erfolg. Hätten Sie sich auch einen anderen Beruf vorstellen können?

Andreas Hoppe: Wenn ich nicht Schauspieler geworden wäre, würde ich heute wahrscheinlich ein anständiges Handwerk ausüben. Vielleicht hätte ich eine eigene Schrauberwerkstatt für tolle Autos und Motorräder. Oder ich wäre Schreiner und würde Möbel bauen. Oder ich wäre ein Schneider für anständige Männerklamotten – heute gibt es so komische Klamotten, da denke ich immer „Mann, ist das langweilig“. Vielleicht wäre ich aber auch Musiker geworden – die Musik ist meine große Liebe.

Sie engagieren sich auch für den Tierschutz und werben für regionale Lebensmittel.

Andreas Hoppe: Ich habe ein Buch geschrieben über Regionalität. Da gab es einen Spruch vom Verlag: „Bio ist in und regional ist out“. Da habe ich gesagt „Nein, das stimmt nicht und so schreibe ich das nicht!“ Regional ist ein unglaubliches Modewort, das aber keinesfalls geschützt ist. Ich habe zum Beispiel mal gehört, dass wir regionales Schaffleisch haben, bezogen wurde es aber von einem Hof, der 300 Kilometer entfernt war, das passt einfach nicht und beschreibt meiner Meinung nach nicht das Wort „regional“. Mir ist es wichtig, dass Tiere anständig behandelt werden, dass man anerkennt, dass Tiere Lebewesen sind und man auch so mit ihnen umgeht. Tiere müssen pfleglich und verantwortungsvoll behandelt werden. Massentierhaltung ist furchtbar. Es gibt aber regionale Höfe, wo Massentierhaltung Gang und Gebe ist. Beim Bio-Siegel gibt es natürlich auch schwarze Schafe, aber es ist eines der bestgeschützten Siegel, die wir haben. Deswegen bin ich für Bio und möglichst kurze Transportwege. Ich habe Kontakt zu Landwirten, die ihre Tiere auf der Weide schießen, abseits der Herde. Erst danach werden die Tiere transportiert. Solche Menschen, die in diesem Bereich Vordenker sind und Lösungen finden, denen gebührt mein Respekt.

Sie sind Botschafter für den Bärenwald Müritz…

Andreas Hoppe: Ich habe sogar einen Patenbären – was ich ziemlich cool finde. Ich durfte einen Bären, der nie Waldboden unter seinen Tatzen hatte, aus dem Mönchengladbacher Zoo heraustragen – natürlich war er betäubt.

Wie heißt der Bär?

Andreas Hoppe: Sie heißt Clara und darf seit 2013 im Bärenwald Müritz auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern relativ naturnah leben. Dort kann sie sich erholen, baden, graben, sie kann sich verstecken und wird nicht die ganze Zeit angeguckt. Das ist schon ziemlich toll. Ich durfte das Gatter von der Transportbox aufmachen, als wir angekommen waren. Der Moment, als Clara ihre Tatzen zum ersten Mal auf den Waldboden setze, war einzigartig. Sie wusste ja nicht, was das ist. Irgendwann kam Clara dann aus der Transportbox heraus, ganz vorsichtig, weil ihr das natürlich unheimlich war – sie ist auf Betonboden und Schotter groß geworden.

Sind Sie denn schon einmal einem Bären in freier Wildbahn begegnet?

Andreas Hoppe: Ich bin ein großer Kanadaliebhaber und Kanada ohne Bären kann man sich nicht vorstellen. Da war ich natürlich auch in den Wäldern unterwegs. Einen Bären habe ich aber nie gesehen, aber ich habe ihn gerochen. Einen Bären kann man ganz deutlich riechen. Wenn man dort in den Wäldern unterwegs ist, muss man sein Essen gut sichern und auf den Baum ziehen, damit die Bären nicht angelockt werden. Es ist eine unglaubliche Bereicherung für mich, dass ich in Kanada war und in der Natur unterwegs sein durfte. Das hat mein Denken und Fühlen sehr geprägt und verändert. Das kann ich nur jedem mal empfehlen. In der Natur lernen wir das, was wir Menschen alle empfinden sollten: Demut. Wir Menschen sind nicht die Herrscher der Welt.