Landau. Viele Menschen möchten auch im Alter nicht auf das eigene Auto verzichten. Es bietet ein Riesenstück Lebensqualität, Freiheit und Unabhängigkeit. Fehlende Routine beim Autofahren, Unsicherheiten beim Umgang mit der neuen Fahrzeugtechnik und auch eine Überforderung angesichts des erhöhten Verkehrsaufkommens machen vielen Menschen das Autofahren jedoch beschwerlich – und das nicht nur der älteren Generation. „Nur wer seine eigenen fahrerischen Fähigkeiten kennt und diese auch selbstkritisch hinterfragt, ist sicher im Straßenverkehr unterwegs“, sagt Dieter Lauerbach von der Kreisverkehrswacht Ludwigshafen e. V. Aber: Ist es eine Frage des Alters, wie sicher man sich im Auto bewegt? – „Nein!“, sagt Lauerbach – Ein Besuch bei einem Senioren-Fahrsicherheitstraining.
„Ich habe mich für den Fahrsicherheitskurs angemeldet, um mich selbst und meine Fahrtüchtigkeit zu testen“, sagt eine 76-jährige Teilnehmerin. „Ich bin der Meinung, dass ich noch sehr gut Auto fahre, nur beim Rückwartseinparken fühle ich mich doch etwas unsicher.“

Dieter Lauerbach (Mitte) unterrichtet für die Verkehrswacht Ludwigshafen seit 2014. (Foto: pdp)

Die älteren Mitglieder unserer Gesellschaft können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen – das gilt auch für ihre Teilnahme am Straßenverkehr. Mit dem Älterwerden lassen jedoch andere Kräfte etwas nach, z. B. verschlechtern sich das Hören und Sehen. „Ein junger Mensch hört Töne bis zu 20.000 Hertz – ein 80-Jähriger nur noch solche bis 5.000 Hertz. Das führt dazu, dass ältere Fahrteilnehmer Signale wie das Martinshorn des Rettungswagens schlechter wahrnehmen als jüngere Menschen“, erklärt Dieter Lauerbach. Das Altern bringt Einbußen mit sich. Wer das einsehe und sich selbstkritisch beim Autofahren betrachte, schaffe jedoch eine wesentliche Voraussetzung dafür, weiterhin sicher am Verkkehr teilzunehmen, betont Lauerbach.

Bei dem Fahrsicherheitstraining für ältere Autofahrer, das von der Stadtverwaltung Landau ausgerichtet und von der Verkehrswacht Ludwigshafen in Kooperation mit der Verkehrswacht Landau/Südliche Weinstraße durchgeführt wurde, nahmen am vergangenen Dienstag, 15. Mai, 14 Fahrzeugführer teil. In dem theoretischen Teil des Trainings setzte Lauerbach den Fokus auf die körperlichen und geistigen Leistungseinbußen mit zunehmendem Alter und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Verkehrsteilnahme. „Die Beweglichkeit und die Sehkraft nehmen im Alter ab und die Unsicherheit nimmt bei vielen Autofahrern zu“, sagt der Verkehrswart. Ältere Verkehrsteilnehmer hätten jedoch einen größeren Erfahrungsschatz, sie seien zudem rücksichtsvoller im Straßenverkehr und fahren vorausschauender als mancher Fahranfänger. „Das Fahrverhalten von jüngeren Autofahrern macht mich oft sehr unsicher“, sagt eine ältere Kursteilnehmerin. „Viele blinken nicht oder schneiden einen.“ Überhaupt sei es ein Trugschluss, dass ältere Autofahrer mehr Unfälle bauten, so Lauerbach: „Autofahrer bis 75 Jahre sind unterrepräsentiert in den Unfallstatistiken. Das heißt, sie stellen weniger Unfallbeteiligte, als es ihrem Anteil auf den Straßen entsprechen würde. Ab 75 Jahren steigt das Unfallrisiko, in diesem Alter werden jedoch nicht mehr Unfälle verursacht als von 18- bis 24-Jährigen“, sagt Lauerbach. „Und bei den 75-Jährigen steigt die Unfallgefahr auch nur bei denen an, die keine Fahrpraxis haben.“

Warum also herrscht in der Bevölkerung die pauschale Annahme, ältere Autofahrer seien die schlechteren? Lauerbach glaubt die Antwort zu kennen: „Die Medien bauschen Einzelfälle auf.“ Ein Rentner, der Bremse und Gaspedal verwechselt und die Mauer im Parkhaus beschädigt, wird eher auf die Agenda gesetzt als ein 23-Jähriger, der unter Alkoholeinfluss eine Mauer tuschiert.

Die Übung „Kennen Sie dieses Verkehrszeichen“ macht noch einmal deutlich, dass Fahrsicherheit nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun hat. Lauerbach zeigt ein Bild von einem Verkehrsschild, auf dem ein LKW zu sehen ist, der unter einem Baum durchfährt. „Wer weiß, was das Schild bedeutet“, fragt er in die Runde. Entgegen vieler Annahmen bedeutet das Schild nicht, dass zu hohe LKW die Bäume tuschieren könnten. Das Verkehrsschild signalisiert auch für PKW-Fahrer Gefahr durch ein eingeschränktes Lichtraumprofil.

Reaktionstest: Die Zahlen müssen innerhalb von 60 Sekunden in der richtigen 
Reihenfolge verbunden werden. (Foto: pdp)

Am Nachmittag versammeln sich die Kursteilnehmer auf dem Neuen Messplatz zum Praxisteil. Das Sicherheitstraining wurde mit dem eigenen PKW durchgeführt. Höhepunkt dieses war für viele der Teilnehmer der Rückwärtsslalom mit anschließendem Einparken. Aber auch die Vollbremsung bei 50 km/h brachte so manch einen ins Schwitzen. „Früher gab es nur die Stotterbremse, heute wird diese durch das ABS ersetzt. Und wer noch nie eine Vollbremsung machen musste, kann ganz schön erschrocken reagieren, wenn bei der dieser das Pedal vibriert – das muss man einfach wissen, um angemessen reagieren zu können“, sensibilisiert der Verkehrwart.

Einen Führerscheintest ab einem gewissen Alter, so wie es ihn in der Schweiz gibt, lehnt Dieter Lauerbach ab. „Wichtiger ist, dass sich die Autofahrer selbstkritisch hinterfragen und von sich aus, den Augenarzt aufsuchen oder eine Überprüfungsfahrt machen.“ Das, so der Verkehrswart, gelte aber für jede Altersgruppe – Selbstkritik statt Altersstarrsinn und jugendlicher Leichtsinn!