Bankdienstleistungen im Wandel

Weniger Filialen, Bargeld-Bringservice, gemeinsame Geldautomaten und das Videosystem SISy

Zum 1. Juli geschlossene Filiale der Sparkasse in Hatzenbühl, bis zur Umnutzung des Gebäudes bleibt der SB-Bereich geöffnet. (Foto: ebl)

Wer Bargeld abheben möchte, geht in der Regel in eine Bankfiliale oder an einen Geldautomaten. Doch was tun, wenn im Ort keiner ist? Vielleicht ist in der Nähe ein Geschäft oder eine Tankstelle, wo man beim Bezahlen mit Karte auch Bargeld abheben kann. Die Corona-Krise hat dem kontaktlosen Bezahlen mit Karte Auftrieb gegeben. Fast jeder Dritte hält es heute für möglich, dass in zehn Jahren Schein und Münze keine Rolle mehr spielen. Wir erleben einen rasanten Wandel – Zeit für eine Bestandaufnahme.

Es ist ein bundesweiter Trend: Banken ziehen sich aus der Fläche zurück. Kleinere Filialen mit geringen Nutzerzahlen werden geschlossen oder auf Selbstbedienung (SB) umgestellt. Die Sparkasse Südliche Weinstraße hat ihr Netz 2007 und 2016 angepasst. Heute betreibt sie 21 Geschäftsstellen und 17 SB-Standorte bzw. Pavillons. Die Sparkasse Germersheim-Kandel hat auf einstimmigen Beschluss des Verwaltungsrats zum 1. Juli ihre Teilzeit-Geschäftsstellen in Freckenfeld, Hatzenbühl, Hördt, Kuhardt, Minfeld, Neupotz, Schwegenheim, Steinweiler, Wörth-Ottstraße sowie die SB-Geschäftsstelle in Weingarten geschlossen. Bis zur Umnutzung der Gebäude bleiben die SB-Bereiche an den Standorten Hatzenbühl, Schwegenheim und Wörth-Ottstraße weiterhin geöffnet. Nach Abschluss der Umstrukturierung stehen noch 17 Filialen, zwei SB-Filialen und 34 Geldautomaten zur Verfügung. Der Weg zur nächsten Filiale beträgt fünf bis maximal acht Kilometer. Beide Sparkassen werden am 1. Januar 2021 zur Sparkasse Südpfalz fusionieren.

Damit die Bargeldversorgung von mobilitätseingeschränkten Kunden trotzdem gewährleistet ist, hat die Sparkasse Germersheim-Kandel im Zuge der Filial-Schließungen einen Bargeld-Bringservice eingeführt. Dieser ist seit dem 1. Juli nutzbar. Es können wöchentlich Beträge zwischen 100 und 1.000 Euro kostenlos bestellt werden.
Die VR Bank Südpfalz hat nach dem Abzug ihres Personals aus der Fläche etwas Neues und Einmaliges geschaffen: das VR-Service-Interaktiv-System – auch VR-SISy genannt. Dieser persönliche Service per Videoübertragung soll in allen 38 Filialen der VR Bank zeitnah realisiert werden. „Über 85 Prozent der befragten Kunden sind von unserem System begeistert“, sagt Christina Hetzel, Pressesprecherin der VR Bank. „Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie hat sich der kontaktlose Service über VR-SISy bewährt. Partner konnten gewonnen werden (ThügaEnergie, Verbandsgemeinden Bellheim und Offenbach).“ Das selbst entwickelte Konzept wird auch von anderen Banken übernommen, bundesweit gibt es aktuell 125 Kabinen.

Live-Beratung in der SISy-Kabine. (Foto: ebl)

Um den Kunden in kleineren Orten entgegenzukommen, kooperieren die Banken bei manchen Automatenstandorten. So betreibt die Sparkasse SÜW nach Auskunft von Sarah Tomasso, Leiterin Kommunikation, mit der VR Bank drei gemeinsame Pavillons in Rohrbach, Insheim und Annweiler. Kunden beider Institute können dort kostenlos Bargeld abheben, normalerweise fällt bei Automaten von anderen Anbietern eine Gebühr an.
Der Pavillon in Rohrbach wurde kürzlich von Einbrechern gesprengt.

Geldautomatensprenger sind zu einer allgemeinen Plage geworden und haben auch in der Region schon beträchtlichen Schaden angerichtet. Seit 2018 waren von Sprengungen betroffen: Bornheim (15. März 2018), Queichheim (8. März 2019), Klingenmünster (9. Mai 2019), Schweigen-Rechtenbach (25. Januar 2020), Maximliansau (15. Februar 2019), Jockgrim (2. Juli 2020), Rohrbach (20. Juli) und nochmals Bornheim (27. Juli), wobei hier die Sprengung vereitelt und der Täter festgenommen wurde. (ebl)