Sie sind derzeit mit Ihrem Programm „So liegen Sie richtig falsch “ unterwegs. Wie sieht denn so ein typischer Tourtag von Ihnen aus?

Bernhard Hoëcker: Es gibt ja zwei Tourtage. Es gibt den Tag, an dem die Tour startet, da steige ich dann morgens oder nachmittags ins Auto, je nachdem, wie weit es weg ist, und wir fahren zum Auftrittsort. Wenn ich länger auf Tour bin, werde ich morgens im Hotel wach, treffe mich mit meinem Team im Frühstücksraum und dann trinken wir einen Kaffee oder auch zwei. Entweder wir fahren danach gleich los – ich verbringe sehr viel Zeit auf der Autobahn – oder wir erledigen zuerst Bürokram und machen uns dann auf den Weg. Manchmal haben wir Glück und fahren, wenn wir Zeit haben, schnell raus und besuchen noch ein Museum, eine Ausstellung oder eine Ausgrabungsstelle – je nachdem, wo man in Deutschland gerade ist, damit man auch ein bisschen was kennenlernt. Im Theater angekommen, setzt sich mein Techniker sofort mit den Technikern vor Ort auseinander und stöpselt Kabel richtig. Ich selber erledige oft die ganzen Büroarbeiten mit der Agentur zusammen wie Autogrammwünsche, Post und Termine und dann gehe ich auf die Bühne. Danach fahren wir wieder ins Hotel, sprechen dann noch bei einem Abschlussgetränk über den Auftritt und dann fängt der nächste Tag von vorne an.

Gibt es da einen gewissen Reiz, auf der Bühne zu stehen?

Bernhard Hoëcker: Das Schöne auf der Bühne ist, dass man direkt mit den Leuten in Kontakt tritt. Ich sage etwas und habe sofort die Reaktion des Publikums. Die eine Hälfte der Regie übernimmt das Publikum, weil im Laufe der Zeit die Reaktion des Publikums dazu führt, dass das Programm angepasst wird. Teile, die das Publikum mag, bleiben erhalten und werden ausgebaut, und Teile, die das Publikum nicht mag, werden verändert oder fliegen raus. Der Hauptregisseur ist und bleibt das Publikum. Das ist auf der Bühne anders als im Fernsehen.

Haben Sie vor Ihren Auftritten Lampenfieber oder wird dies im Laufe der Zeit besser? Was machen Sie dagegen?

Bernhard Hoëcker: Nein, ich habe gar kein Lampenfieber mehr. Nur wenn neue Nummern kommen, dann vielleicht ein bisschen. Aber im Prinzip gehe ich einfach raus.

Sie sind ja ein Allround-Talent: Schauspieler, Komiker, Moderator, Buchautor. Sie machen Quizsendungen, gehen auf Comedy-Tourneen und vieles mehr – was macht eigentlich davon am meisten Spaß?

Bernhard Hoëcker: Die Vielfalt. Das Interessante ist, dass wir so viele verschiedene Dinge gleichzeitig tun. Ich schreibe manchmal Bücher, stehe live auf der Bühne, es gibt Fernsehproduktionen, bei denen man zu Gast ist und vieles mehr. „Switch“ war natürlich super, weil wir da wirklich produziert und filmisch gedreht haben. Solche Sachen. Diese Vielfalt, die Verschiedenartigkeit des Berufs, ist es, was die Sache so reizvoll macht.

Gibt es da noch Zeit für ein Privatleben?

Bernhard Hoëcker: Ja, natürlich! Das ist wichtig. Privatleben steht bei mir im Kalender, wie ein privater Termin.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten? Haben Sie ein bestimmtes Hobby?

Bernhard Hoëcker: Ich gucke gerne Serien – diese amerikanischen 700-Folgen-Serien, ich wandere gerne draußen in der Natur – das ist natürlich mit viel mehr Aufwand verbunden, ich gehe Geocachen, diese GPS-Schnitzeljagd, und ansonsten koche ich gerne.

Was kochen Sie gerne?

Bernhard Hoëcker: Ich koche im Moment gerne nach dem Jerusalemkochbuch. Israel, Jordanien, Libanon – diese nahöstliche Küche. Dazu muss man die richtigen Gewürze haben und gucken, wie man an Lamm kommt. Das bekommt man immer erst als Letztes und dann muss man gucken, dass es einem nicht den Häcksler zerschießt… (lacht)

Was tun Sie, um sich fit zu halten?

Bernhard Hoëcker: Nix! Da kann man ganz klar sagen: „Ich mache nix!“ Obwohl – ich spiele ab und zu Hockey, wenn ich dazu komme. Aber dazu bin ich zu selten zu Hause.

Eishockey oder Straßenhockey?

Bernhard Hoëcker: Nee, Feldhockey – so mit Stock und Ball (grinst).

Redakteurin Regina Teutschländer traf Comedian Bernhard Hoëcker. (Foto: privat)

Wie haben Sie denn Ihr Unterhaltungs-Talent entdeckt? Und wann stand für Sie fest, dass Sie Comedian werden wollen bzw. dass Comedy Ihnen liegt?

Bernhard Hoëcker: Also genau genommen habe ich es nicht selber entdeckt. Ich habe es immer nur gemacht und es hat Spaß gemacht. Andere haben es scheinbar entdeckt und für gut befunden und mich dann so nach und nach rumgereicht (lacht). Ich habe mich dann natürlich auch mal beworben und bin hingegangen, dann bin ich genommen worden – also, es hat funktioniert. Ich hatte oft Glück, dass im richtigen Moment die richtigen Projekte für mich frei waren und ich dann dort reingerutscht bin. Was dann funktioniert hat, ist, dass ich mich dort behaupten konnte.

In Deutschland gibt es ja recht viele Comedians. Wie schafft man es denn in diesem Umfeld, sich durchzusetzen und über einen so langen Zeitraum vorne mit dabei zu sein?

Bernhard Hoëcker: Indem man Glück hat! Also, irgendetwas muss man auch richtig machen, sonst würde es nicht funktionieren, und man muss Glück haben. Das müssten Theaterwissenschaftler mal analysieren. Das finde ich selber sehr spannend. Was schon erstaunlich ist, weil es seit 20 Jahren funktioniert. Das ist wirklich selten, dass das über einen so langen Zeitraum bei den Leuten funktioniert.

Haben Sie ein Vorbild?

Bernhard Hoëcker: Nee. Also ich habe für verschiedene Eigenarten Vorbilder. Es gibt Leute, die sehr diszipliniert arbeiten – das ist dann ein Vorbild. Der andere ist ein Vorbild für mich, was die Ordnung angeht, der dritte, dafür, wie er Text lernt, der nächste für die Art von Humor, dann wieder ein anderer für so private Geschichten, so wie der mit Leuten umgeht, finde ich gut… Aber, dass ich jetzt sagen würde: „So wie der, das ist mein Vorbild!“, das gibt es nicht. Ich habe ja das Glück, dass ich das mache, was ich bin. Ich bin ja jetzt nicht ein Schauspieler, der gern so schauspielern können würde, wie…, sondern ich bin ja immer der Hoëcker, also warum sollte ich sein, wie Dieter Nuhr, weil Dieter Nuhr ist nicht der Hoëcker. Das bin ich ja nicht. Vielleicht ein bisschen die Disziplin von Michael Mittermeier, der sich da wirklich in Sachen reinkniet, oder das Wissen von Dieter Nuhr oder – hach! (seufzt) – die Lockerheit und Entspanntheit von Wigald Boning hätte ich gerne!

Welche Musik hören Sie privat?

Bernhard Hoëcker: Heavy Metal!

Nein!

Bernhard Hoëcker: Doch! Ich höre Heavy Metal und da eher den melodischen, den hymnischen Bereich.

Welchen Schauspieler und welche Serie sehen Sie gerne im Fernsehen?

Bernhard Hoëcker: Das sind vor allem die amerikanischen Serien. Und da ist „Game of Thrones“ ganz weit vorne und ich warte natürlich schon sehr auf den 14. April, aber auch sonst diese ganzen Klassiker wie „Homeland“ und „The Crown“ gucke ich grade und finde ich sehr spannend. Aber auch „Criminal Minds“ schaue ich bestimmt schon seit 15 Jahren, solche Sachen immer wieder mal. Weiß aber auch um die unterschiedliche Qualität dieser Serie.

Was war bis jetzt Ihr persönliches Highlight?

Bernhard Hoëcker: Ich hatte das Glück, viele besondere Sachen gemacht zu haben. Einmal, dass ich in der Sendung Leute treffe, die für mich selber als Kind etwas Besonderes waren. Ich habe kürzlich bei „Wer weiß denn sowas“ neben Ingrid Steeger gesessen, sie war in den 70er, 80er Jahren eine Ikone! Mit Boris Becker im Auto zu sitzen und sich mal privat zu unterhalten und über den Brexit zu reden, war auch total spannend für mich. Ich habe Joachim Fuchsberger bei „Genial daneben“ neben mir gehabt – da fällt man auf die Knie! So etwas ist schon beeindruckend. Wir standen auch mal neben Sandra, die, als ich klein war, „Maria Magdalena“ gesungen hat oder Heinz-Rudolf Kunze, dessen Konzerte ich als Jugendlicher besucht habe. Das sind so für mich Highlights, was Gäste angeht. Andere Sachen sind, dass man Dinge mal machen kann, die andere nicht machen können, also wie in „Nicht nachmachen!“ mit Wigald Boning, da haben wir ja nur Unsinn gemacht! Das ist wirklich etwas, wovon man als Kind nur träumt! Das hat Spaß gemacht! Oder, dass ich mal einen Parabelflug gemacht habe, da kommt man auch nicht so schnell dran. Solche Sachen, das sind Einzelhighlights!

Wenn Sie auf die Anfänge Ihrer Karriere zurückblicken, was würden Sie anders bzw. genauso machen?

Bernhard Hoëcker: Das ist eine sehr, sehr spannende Frage. Ich würde wahrscheinlich nicht alles wieder genauso machen, dann hätte ich ja nichts aus meinem Leben gelernt. Aber, dann wäre ich nicht genau da, wo ich jetzt bin, deshalb würde ich doch nochmal alles genauso machen müssen, auch wenn ich weiß, dass es Unsinn ist – aber auch nur in der Zeit von damals. Es lässt sich nicht wiederholen. Ich habe Glück gehabt. Es gibt viele Dinge, die würde ich anders machen oder die habe ich als falsch empfunden. Aber vielleicht waren es auch genau die Dinge, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin? Also, dann war es ja total gut, dass ich Dinge falsch gemacht habe, die ich jetzt vielleicht mit „mach ich nicht nochmal“ beantworten würde, weil dann wäre es ja ein Fehler, es nicht falsch gemacht zu haben. Also auch Dinge falsch gemacht zu haben, kann ja sehr richtig gewesen sein (grinst). Sie sehen, diese Frage ist eine meiner Lieblingsfragen, weil sie so unfassbar kompliziert ist und sehr philosophisch.

Wenn Sie Ihr Leben als Comedian in einem Satz zusammenfassen müssten, wie würde dieser lauten?

Bernhard Hoëcker: Ich habe Glück gehabt! Das Schöne ist, ich habe keinen Job, ich habe nur ein Hobby!

Sie sind ja in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sind Sie noch oft in der Südpfalz unterwegs?

Bernhard Hoëcker: Ja. Ich bin nicht in Neustadt an der Weinstraße selber unterwegs, aber im Pfälzer Wald – sehr oft! Die Kneispermühle beispielsweise, da haben wir als Kinder mit der Familie mehrmals Urlaub gemacht. Das mache ich auch heute noch. Das ist ein Ort, wo man immer mal wieder hingeht. Der Pfälzer Wald gehört für mich zu den schönsten Wäldern der Welt! Ich habe ja das Glück gehabt, schon einige gesehen zu haben, auch weit außerhalb. Wenn ich irgendwo bin auf der Welt und finde einen schönen Wald, dann sage ich „Ach guck mal, der ist aber schön. Der ist, wie der Pfälzer Wald!“ Dann merke ich, dass man da doch schon mit dem Herzen dran hängt.

Mögen Sie auch die pfälzische Küche?

Bernhard Hoëcker: Oh ja, natürlich! Ich bin ein großer Freund des Herzhaften und die Pfälzer sind durchaus in der Lage, das hinzukriegen. Ob ich jetzt alle pfälzischen Spezialitäten kenne, weiß ich nicht, aber sie sind mir lieber als die bayerischen Spezialitäten, denn die sind mir zu fett und zu kräftig. Die pfälzischen Gerichte haben genau so ein Gewicht, das einen trainiert, ohne einen fertig zu machen!

Auf was dürfen sich Ihre Fans als Nächstes freuen?

Bernhard Hoëcker: Ab April kommt das neue Programm „Morgen war gestern alles besser“. Da geht es um dieses unsägliche „Früher war alles besser, es war so schön damals, alles war ganz toll!“, wenn man einfach die Vergangenheit so gerne verklärt und die Gegenwart immer so schrecklich negativ sieht. Ich will einfach, dass sich die Leute darüber im Klaren sind, dass wir Deutschen hier in einer Welt leben, die noch nie so gut war – die beste Welt, die wir jemals hatten! Ganz losgelöst von den ganzen Einzelschicksalen, die man natürlich hat. Noch nie waren wir so gesund, so lange am Leben, so sicher – dieses ständige „Damals war alles besser“-Gerede – wir sollten eher die Gegenwart genießen!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Bernhard Hoëcker: Einfach, dass sie kommt! Dass man da ist, dass man gesund bleibt und Freunde hat. Das ist so meine Standardantwort, aber die finde ich, ehrlich gesagt, immer ein bisschen langweilig! Das ist ja das, was man erwartet: „Ich wünsche mir Frieden für die Welt“ und so. Ich wünsche mir, dass ich immer viel Abwechslung habe, das ist das, was ich interessant finde. Dass ich immer neue Dinge finde, die mich interessieren, das hält einen jung! (teu)