Bad Bergzabern. Viele Pflanzen werden von ihnen bestäubt, der Honig ist ein leckeres Beiprodukt ihrer Lebensweise. Seit Jahrhunderten genießt die Biene hohe Wertschätzung, wie sie z.B. im beliebten Kinderlied „Summ, summ, summ“ zum Ausdruck kommt: „Ei, wir tun dir nichts zu leide, flieg nur aus in Wald und Heide.“ Umso mehr verunsichert viele das Thema Bienensterben. Was ist dran an diesem Schlagwort und wie sind die Erfahrungen in der Südpfalz? Das PFALZ-ECHO hat nachgefragt.

„Beim Thema Bienensterben herrscht in der breiten Öffentlichkeit große Verunsicherung. Das merken wir Imker sehr, weil wir oft angesprochen werden“, sagt Evelyne Mandery, Vorsitzende des Imkervereins 1858 Bad Bergzabern.

Evelyne Mandery und Dr. Carsten Brühl. (Foto: ebl)

Interesse an Bienen steigt

„Man muss unterscheiden zwischen der Honigbiene, die von den Imkern betreut, gegen Parasiten behandelt und wenn nötig gefüttert wird, und den wildlebenden Insekten, die diese ganze Fürsorge nicht genießen. Grundsätzlich ist der Begriff Bienensterben an sich schon irreführend, denn es sind die Insekten, die immer weniger werden, darunter die Wildbienen, aber auch die Schmetterlinge. Die Anzahl der Imker und der Honigbienenvölker steigt indessen stetig seit Jahren.“

Beim Imkerverein 1858 Bad Bergzabern, dem ältesten Verein der Kurstadt, der heute etwa das Gebiet der Verbandsgemeinde umfasst, ist die Zahl der Mitglieder seit 2013 von 40 auf 62 gestiegen. Die Zahl der von den Vereinsmitgliedern gehaltenen Bienenvölker hat in diesem Zeitraum von 266 auf 362 zugenommen. Den gleichen Trend meldet der Bienenzuchtverein Kandel. Hier hat sich nach Auskunft von Vorstandsmitglied Klaus Gebhart, Jockgrim, die Mitgliederzahl in den letzten zehn Jahren rund verdreifacht (auf 138), während die Zahl der betreuten Bienenvölker um etwa 50 Prozent auf 630 zulegte. 1978 waren es in diesem Verein schon einmal 1.600 Bienenvölker, damals noch 16 pro Mitglied.

„Imkern ist in“, stellt Evelyne Mandery fest. „Der bundesweite Mitgliederzuwachs hat damit zu tun, dass sich die Menschen Sorgen um die Bienen machen und etwas für die Natur tun wollen.“

Emsiges Treiben im Bienenstock. (Fotos: ebl)

Motivierte Jungimker

„Die Honigbiene ist das kleinste Nutztier des Menschen“, erläutert Dr. Carsten Brühl, Biologe an der Universität Landau. „Ihre Lebensbedingungen haben sich verändert durch den Einsatz von Insektiziden in Landwirtschaft und Gärten. Auch durch Herbizide, denn wo nichts mehr blüht, findet die Biene keine Nahrung. Hinzu kommt als bedeutendes Problem die Varroa-Milbe, ein Parasit, der in den siebziger Jahren aus Asien nach Deutschland eingeschleppt wurde.“

Diese Milbe verursacht der Biene Wunden, durch die Viren eindringen und ganze Völker vernichten können. Es gibt mittlerweile Bekämpfungskonzepte gegen die Varroa-Milbe. „Deshalb ist es für uns als Verein erfreulich, dass motivierte Jungimker eintreten und sich fortbilden. Um sie in die Lage zu versetzen, erfolgreich und dauerhaft Bienen zu halten, betreiben wir den Lehrbienenstand“, erläutert Mandery.

„Neben Bienensterben gibt es den Begriff Insektensterben“, erklärt Dr. Brühl. „Wir verzeichnen einen Aufwärtstrend bei der Honigbiene, denn um diese wird sich gekümmert, aber einen Rückgang bei vielen Wildinsekten, der genauer erforscht werden sollte. Wenn ich mit dem Fahrrad von Bad Bergzabern an die Uni nach Landau fahre, sehe ich in Feld und Weinbergen kaum Wildkräuter. Da bräuchten wir mehr Biodiversität, z. B. durch mehr ökologischen Landbau oder geförderte Brachen. Bei uns werden nur sechs Prozent der Felder ökologisch bewirtschaftet, aber 23 Prozent kaufen Biolebensmittel.“

„Wir sind u.a. im Gespräch mit Winzern, damit sie z. B. zwischen den Rebzeilen blühende Pflanzen wachsen lassen“, so Mandery. Jeder, der einen Garten hat, kann schauen, dass darin mehr blüht. Viele wollen auch etwas tun, ein neues Bewusstsein zeichnet sich ab, es ist aber noch ein langer Weg.“ (ebl)