Der Stoff lagert vermutlich bereits seit den 1950er Jahren im Keller. (Foto: Verbandsgemeinde Landau-Land)

Ilbesheim. Eine unliebsame Überraschung bei Aufräumarbeiten erlebte der neue Besitzer eines alten Winzeranwesens in Ilbesheim. In einem Lagerraum fand er eine alte Tonne mit der Aufschrift „Selinon-Pulver 50 Prozent“, bei der durch ein Leck ein gelbliches Pulver ausgetreten war. 

Wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau-Land, Torsten Blank bei einem Pressegespräch erklärte, informierte sich der neue Hausbesitzer im Internet über den Stoff und benachrichtigte daraufhin die Polizei. Nach einer genauen Prüfung durch den gemeinsamen Gefahrstoffzug des Landkreises Südliche Weinstraße und der Stadt Landau stellte sich heraus, dass es sich um ein Insektizid zur Bekämpfung von Kartoffelkäfer handelt, dass bereits seit 1960 in Deutschland verboten ist. Es wird vermutet, dass der Fund bereits seit Mitte der 1950er Jahre in dem Anwesen in Ilbesheim steht. 

2016 wurden bei Bonn 40 Liter mit der selben Substanz, die ehemals von der Firma Bayer aus Leverkusen hergestellt wurde, entdeckt. Wie der Leiter des Gefahrstoffzug Daniel Leridez, der das Bayer-Werk sowie die Feuerwehr Bonn kontaktierte, sagte, geht von dem Stoff aktuell keine Gefahr aus, solange er nicht bewegt wird. Jedoch besteht nach Aussage der beauftragten Entsorgungsfirma, die damals schon in Bonn aktiv war, die Gefahr, dass beim Umsetzten des Fasses der Inhalt aufgewirbelt wird und somit eine Explosion ausgelöst werden kann. 

Aus diesem Grund sind nach Empfehlung der für die Entsorgung des Stoffes verantwortlichen Firma Buchen Umweltservice umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen notwendig. So müssen am Mittwoch, 7. Juli – an diesem Tag findet die Aktion statt – in Ilbesheim im Bereich Arzheimer Straße, Frühmessstraße und Hauptstraße in einem Radius von 150 Metern alle Anwohner zwischen 8 und 9.30 Uhr ihre Häuser und Wohnungen verlassen. 

Am 5. Juli starten mit dem Freiräumen rund um das Fass vorbereitende Arbeiten. Zwei Tage später ab 10 Uhr beginnt dann die eigentliche Bergung des Fasses. Zunächst wird das bereits ausgetretene Pulver mit einer Lauge neutralisiert. Danach wird die Tonne mit Hilfe eines Seilzuges, in ein sogenanntes Bergefass gehoben. Das Bergefass wird anschließend mit einer Harzflüssigkeit befüllt. Für die Bevölkerung besteht ab diesem Zeitpunkt keine Gefahr mehr. Nach etwa 24 Stunden ist der Harz vollständig ausgehärtet und das Fass kann sodann in eine Sondermüllverbrennungsanlage in Wesseling in Nordrhein-Westfalen gebracht werden. Gegen 17 Uhr sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. 

Wie Ilbesheims Bürgermeister Peter Jean erklärte, wurden die betroffenen Anwohner bereits am vergangenen Dienstag per Handzettel über die Aktion informiert.