Kandel/Landau. Eine Anerkennungskultur für das bürgerschaftliche Engagement breitet sich aus. Es gibt den internationalen Tag des Ehrenamtes (5. Dezember), den Deutschen Engagementpreis und viele Auszeichnungen auf regionaler und kommunaler Ebene. Im Kreis Germersheim beteiligt sich die Sparkasse Germersheim-Kandel seit neun Jahren als regionaler Ausrichter am bundesweiten Ehrenamtspreis. In der Stadt Landau wird seit zwei Jahren ein Ehrenamtspreis ausgelobt, der aktuell unter dem Leitthema „Umwelt und Natur“ steht und am 30. Mai an die Kinder- und Jugendfarm Landau verliehen wird. „Der pädagogisch betreute Abenteuerspielplatz hat sich seit seiner Gründung im Vorfeld der Landesgartenschau als Freizeit- und Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche aus Landau und Umgebung etabliert“, betont Oberbürgermeister und Initiator Thomas Hirsch.
Viele Südpfälzer setzen sich freiwillig und unentgeltlich für ein lebenswertes Gemeinwesen ein, sei es in Vereinen, Initiativen, Kirchen oder Verbänden. So sind die Freiwilligen Feuerwehren die wichtigste Stütze der aktiven Gefahrenabwehr. In der Verbandsgemeinde Kandel sind 251 Bürger in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Ihr Durchschnittsalter beträgt 34 Jahre. „Das ist vergleichsweise eine sehr junge Feuerwehr. Dazu kommen 64 Jugendfeuerwehrleute“, erläutert Wehrleiter Edgar Jung, zuständig für die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Kandel.

„Das Einzige, was bei uns hauptamtlich gemacht wird, sind die Geräte. Dafür sind zwei technisch ausgebildete Personen fest angestellt. Wir sind ja mittlerweile zuständig nicht nur für die Gerätschaften der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Kandel, sondern auch für Jockgrim, Hagenbach und demnächst noch Wörth“, so Jung.

Die Feuerwehrmänner und -frauen sind prinzipiell jederzeit abrufbereit. „Wir können nicht vorher wissen, wann wir gebraucht werden“, erläutert Wehrführer Alexander Ditz, Kandel. „In Spitzenzeiten, wie Silvester, sprechen wir uns ab. Wenn wir im Mai z.B. unseren Ausflug machen, muss etwa die Hälfte hierbleiben.“

Freiwillige Helfer nach dem Maibaumstellen am Feuerwehrhaus Kandel. (Foto: ebl)

2017 hatten die Wehren der Verbandsgemeinde Kandel 150 Einsätze. Dabei wurden 2.961 ehrenamtliche Einsatzstunden geleistet. 14 Personen wurden gerettet.
Die Kandeler Wehr ist in der glücklichen Lage, dass sich auch tagsüber mindestens 20 einsatzbereite Mitglieder finden. „Die Arbeitgeber bringen dafür Verständnis auf. Es ist trotzdem schwer, wenn jemand aus einer Terminarbeit gerufen wird. Ich musste meine Frau auch schon mal im Einkaufsmarkt allein zurück lassen, schnell mit dem Auto zum Einsatz fahren,“ so Ditz.

„Leute, die sich beschweren, dass wir nachts mit Signal ausrücken, sollten bedenken: Sie können liegenbleiben und weiterschlafen. Wir schlafen nicht mehr weiter.“
„Ehrenamtliche Hilfe hat im Jugendzentrum Kandel einen hohen Stellenwert“, sagt Sieghart Berninghaus, seit 2000 Leiter der 1979 gegründeten Einrichtung. „Wir, die wir schon länger dabei sind, teilweise seit zehn, fünfzehn Jahren, wissen, wie der tägliche Ablauf ist, was man machen kann“, erzählt Nico De Zorzi. „Wenn der Chef mal nicht da ist, übernehmen wir die Theke oder geben die Billardkugeln aus.“

Während der Kinderferienwochen in der Sommerzeit, wenn für Kinder von sechs bis zwölf Jahren von morgens bis abends Programm ist, helfen die Ehrenamtlichen verstärkt bei der Betreuung. „Wir spielen und basteln mit den Kindern. machen Ausflüge, begleiten sie ins Schwimmbad usw.“, sagt Gino De Zorzi.

„Die älteren ehrenamtlichen Betreuer, die in Ausbildung oder Beruf sind, nehmen für die Kinderferienwochen Urlaub, die jüngeren Helfer investieren ihre Schulferien“, so Berninghaus. „Ich kann auch im Alltag auf sie zählen. Wenn hier Not am Mann ist, mal was Größeres zu tragen oder abzuholen, dann rufe ich sie an und sie helfen.“ Nico hat im Jugendzentrum Kandel ein Bundesfreiwilligenjahr gemacht, Joaquin Mikolayczak ein vierwöchiges soziales Praktikum während seiner Schulzeit. (ebl)