„Respect“ steht auf dem Trikot aller Teilnehmer der Fußball-Europameisterschaft. Die Kampagne der UEFA – was auch immer man von der Organisation ansonsten hält – verfolgt noble Ziele: Sie soll Inklusion, Vielfalt und Barrierefreiheit im europäischen Fußball fördern. Respekt – das Wort hält also Einzug in die Wohnzimmer der Zuschauer:innen. 

Und dann knien sie nieder, die Spieler der beiden Nationalmannschaften aus England und Deutschland. Für einige Sekunden vor dem Spiel am vergangen Mittwoch. Um ein Zeichen zu setzen. Gegen Rassismus. Für mehr Respekt. An den Reaktionen auf diese Aktion kann man allerdings leider sehr gut erkennen, wie es um das Thema Respekt in den „Wohnzimmern“ tatsächlich bestellt ist. Die Aussagen, die sich in den Sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #Kniefall sammeln, sind das Gegenteil von respektvoll: „Lachnummer!“, „Peinlich!“, „Widerlich!“ – und das sind noch die harmlosesten Reaktionen. Respektvolles Miteinander? Fehlanzeige. Gerade das Internet ist ein beinahe regelfreier Raum, wenn es um zwischenmenschliche Interaktion geht. 

Wer im Netz unterwegs ist, weiß: Diskussionen arten dort schnell aus, Beleidigungen und Drohungen sind an der Tagesordnung. Aber es bleibt nicht beim digitalen Hass. Respekt ist inzwischen auch in der analogen Welt leider oft Mangelware. Das zeigen zahlreiche Statistiken und Umfragen.

So wurden beispielsweise 64 Prozent aller Bürgermeister:innen schon einmal beleidigt, bedroht oder tätlich angegriffen – nur aufgrund ihrer Position als Politiker:in. Das ergab eine flächendeckende Umfrage Anfang 2020. Vor wenigen Wochen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier deswegen medienwirksam zu mehr zivilgesellschaftlichem Handeln aufgerufen und das Internetportal „Stark im Amt“ vorgestellt. Es soll Rat und Unterstützung für Betroffene aus der Kommunalpolitik bieten. 

Dabei sind nicht nur sie von solchen Angriffen betroffen. Lehrer:innen werden von Jugendlichen bedroht, Feuerwehrleute und Rettungskräfte im Einsatz beleidigt oder angegriffen,  Kulturschaffende ernten Hass, Pressevertreter:innen werden verfolgt und beschimpft. Die Liste der Betroffenen ist lang, aus zahlreichen Berufsgruppen ertönt der selbe Tenor: Es werden immer häufiger Grenzen (des respektvollen Umgangs) überschritten. Wie sehen solche Situationen aus? Welche Ursachen hat das und wie kann man sich schützen? Gibt es Hoffnung? Diesen Fragen möchten wir in den kommenden Monaten im PFALZ-ECHO verstärkt auf den Grund gehen und lassen in diesem Rahmen vor allem die Betroffenen aus der Region zu Wort kommen. 

Auch Rettungskräfte im Einsatz werden immer öfter verbal und körperlich angegriffen. (Foto: Jörg Müller/DRK, Archiv)

Denn auch wenn es für die Deutsche Fußballnationalmannschaft am Ende gegen England nicht gereicht hat, kann man aus diesem Turnier sicher eine wichtige und positive Lehre mitnehmen: Respekt und Toleranz lohnt sich immer. 

Die Serie – Ihre Meinung ist gefragt!

Die PFALZ-ECHO „Respekt“-Serie soll Probleme aufzeigen, aber auch Lösungen und Hilfen anbieten. Gibt es Hoffnung? Wie können wir es schaffen, dass Respekt wieder ganz selbstverständlich das Leitmotiv des Miteinanderlebens wird? Die Serie soll unsere Leser sensibilisieren – mit einbeziehen! Gerne dürfen Sie uns Ihre Erfahrungen und Meinungen zum Thema schildern. Wir freuen uns auf viele Nachrichten! (hea)

Kontakt: redaktion@pfalz-echo.de