„Hallo erstmal“ ... Diese Begrüßung ist zu Rüdiger Hoffmanns 
Markenzeichen geworden. (Foto: Nadine Dilly)

Kandel. Rüdiger Hoffmann verkörpert die Stunde Null der deutschen Comedy. Er brachte mit seinen komödiantischen Nummern schon ganze Säle zum Lachen, da wusste noch niemand, was Comedy eigentlich ist. Mit seiner ruhigen und gelassenen Art entschleunigt er und begeistert sein Publikum. In seinen Nummern widmet er sich vorrangig den Alltagstypen und -Dramen, die jedem von uns schon einmal in irgendeiner Art und Weise widerfahren sind. So spannt Hoffmann in seinem neuesten Programm dem besten Freund die Frau aus, die er eigentlich für diesen ausfindig gemacht hatte, um ihn aus seiner misslichen Lage als Dauer-Single zu befreien und entschuldigt sich mit den Worten: „Ich hab’s doch nur gut gemeint.“

„Hallo erstmal“ – diese Worte haben Sie bestimmt schon unzählige Male gehört. Stört es Sie, dass die Leute Sie so ansprechen?

Rüdiger Hoffmann: Überhaupt nicht. Das werde ich auch oft gefragt. Ich finde, wenn man es geschafft hat, so eine Redewendung, die ja auch in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen ist, im Grunde zu erfinden, dann kann man darauf stolz sein. Im Übrigen hat auch Hellmuth Karasek einmal gesagt, dass das nur wenige geschafft hätten. Es ist eigentlich auch eine schöne Art, ins Gespräch zu kommen. Wenn ich zum Beispiel an der Tankstelle bin und jemand sagt dann zu mir: ‚Ja, hallo erstmal’, dann ist man gleich in einer netten Situation und kann sich gut unterhalten. Das ist viel angenehmer, als wenn jemand zu mir sagen würde: ‚Sie sind doch der aus dem Fernsehen’.

Sie sind mittlerweile seit über 30 Jahren auf der Bühne. Wie entstehen Ihre Ideen für neue Bühnenprogramme, aktuell z.B. für „Ich hab’s doch nur gut gemeint“?

Rüdiger Hoffmann: Ich sammle eigentlich immer Ideen für Programme. Die schreibe ich mir dann in den Notizblock auf dem Smartphone. Das passiert meist ganz spontan. Irgendwann habe ich unglaublich viele Notizen zusammen. Wenn ich dann anfange zu schreiben, schaue ich mir die alle durch, und nehme die Ideen raus, die mich am meisten ansprechen und die, wo ich schon lachen muss, wenn ich sie nur lese. Wenn das Programm so langsam entsteht, muss ich mir natürlich auch Gedanken über einen Titel machen. Im Grunde ist der Titel für das aktuelle Programm von meiner Frau gekommen. ‚Ich hab’s doch nur gut gemeint’ ist so ein schöner Satz, den auch jeder kennt. Tucholsky hat ja auch gesagt: ‚Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.’ Der Satz ist eine wunderbare Ausrede und deswegen fand ich die Idee meiner Frau sehr passend.

Das heißt, Sie haben diesen Satz auch schon einmal zu jemanden gesagt?

Rüdiger Hoffmann: Im Programm auf jeden Fall (lacht). Man kennt das eigentlich mehr von den Eltern. Ich muss mal überlegen, vielleicht habe ich das bei meinem Sohn auch schon einmal gesagt. Es ist nunmal so, wenn man Kindern irgendetwas verbietet, z.B. weil es gefährlich ist, wie ein halsbrecherischer Rückwärtssalto, dann ist das Kind sauer. Und als Eltern sagt man: ‚Das ist zu gefährlich, das machst du nicht, ich hab’s doch nur gut gemeint.’

Unsere Leser und Ihre Zuschauer kennen Sie ja eigentlich nur aus dem Fernsehen. Sind Sie privat genauso wie auf der Bühne?

Rüdiger Hoffmann: Genauso würde ich nicht sagen. Aber es ist eigentlich immer so, dass Comedians oder Kabarettisten, die ihre Programme selber schreiben, natürlich sehr nah an sich dran sind. Ich schlüpfe auf der Bühne aber auch gerne in Rollen von Arschlöchern, die im Restaurant die acht Kostbarkeiten auf ihrem Teller nachzählen. Das würde ich in Wirklichkeit natürlich nicht machen, aber ich kann mich in so etwas irgendwie sehr gut reinversetzen. Und das macht mir dann auch einfach Spaß. Es ist ja auch so eine typisch deutsche Eigenschaft, dass man alles auf die Korrektheit überprüft. Das wird dann irgendwann lustig und bei solchen Sachen habe ich viel künstlerische Freiheit, die ich dann auch nutze.

Ziehen Sie eine Grenze zwischen Comedy und politischem Kabarett?

Rüdiger Hoffmann: Ich persönlich sehe da keine Grenze. Letztendlich ist das alles fließend. Als ich vor 32 Jahren angefangen habe mit meinem ersten Soloprogramm, konnten die Zuschauer überhaupt nichts damit anfangen. Es gab nur politisches Kabarett zu der Zeit. Das, was ich gemacht habe, war irgendwie etwas Anderes, was die Leute noch nicht einordnen konnten. Es gab auch noch keinen Begriff dafür. Damals habe ich auf meine Plakate noch „Alltagstypenkabarett“ draufgeschrieben, damit die Leute wussten, worum es in meinem Programm ging und nicht enttäuscht waren, wenn sie in meine Vorstellung kamen und es gar keinen erhobenen Zeigefinger oder Witze über Helmut Kohl gab. Irgendwann kam dann der Begriff Comedy auf. Und der hat es genau getroffen. Comedy habe ich eigentlich schon immer gemacht, bevor es den Begriff überhaupt gab. Deswegen war mein Durchbruch auch besonders groß, weil ich schon so viel Material hatte, so viele Nummern, die ich schon seit Jahren vor kleinem Publikum gespielt hatte. Und irgendwann in der RTL Samstagnacht, war es dann unter dem Begriff Comedy einfach das, was es war, das wusste ich nur noch nicht. In Amerika gab es den Begriff schon früher, aber ich habe mich nie an anderen orientiert. Ich habe einfach das gemacht, was ich machen wollte.

Sie sind also immer Sie selbst geblieben und haben nicht versucht jemanden nachzumachen? Haben Sie denn heute Vorbilder in der Comedy-Branche?

Rüdiger Hoffmann: Ich möchte nicht überheblich sein, aber ich glaube, dass viele Leute sich von mir etwas abgeguckt haben (lacht). Wen ich aber immer noch sehr verehre, ist Gerhard Polt. Den finde ich echt klasse. Ich habe ihn auch persönlich kennengelernt. Wenn ich also so ein Vorbild nennen sollte, dann wäre er es.

Wenn Sie nicht Comedian geworden wären, was wären Sie dann geworden? Gab es da noch andere Träume in der Kindheit?

Rüdiger Hoffmann: Ich glaube, dann wäre ich Musiker geworden. Das war auch eigentlich das, was ich zuerst machen wollte. Mein erstes Soloprogramm 1985 bestand aus 18 Liedern und ungefähr vier Sprechnummern. Heute ist das Verhältnis genau umgekehrt. Heute sind es ungefähr fünf Lieder am Abend und der Rest sind Sprechnummern. Im Grunde hat es sich dahin entwickelt, dass ich gemerkt habe: Es kommt total gut an. Die Lieder kommen auch gut an, aber die Stärke ist dann bei mir doch die Comedy.

Wenn Sie zu einer Vorstellung anreisen, sind dann viele Menschen an Ihrer Seite, haben Sie viel Equipment für das Bühnenbild dabei oder ist das ganz spartanisch?

Rüdiger Hoffmann: Mein Techniker fährt mit einem Transporter immer vor und bringt meinen Flügel mit. Der ist dann schon immer mittags in der Halle. Dann haben wir noch spezielle Scheinwerfer, die die Bühne mit farbigem Licht beleuchten. Da gibt es auch einstudierte Lichteinstellungen für die einzelnen Nummern. Ich selber reise mit meinem Tourbegleiter nachmittags an. Wir machen dann einen Sound- und Lichtcheck. Und dann ist Showtime.

… und dann wird der Stuhl noch positioniert …

Rüdiger Hoffmann: Der Stuhl steht dann auch da, genau (lacht). Vom Bühnenbild her ist es sehr sparsam. Das finde ich aber gut, weil es einfach zu meinen Geschichten passt. Es stehen also ein Mikrofon, ein Flügel und ein Stuhl auf der Bühne.

Sind Sie nach so langer Zeit Bühnenerfahrung noch aufgeregt vor einem Auftritt?

Rüdiger Hoffmann: Ja, schon. Eine gewisse Spannung ist immer da. Ich habe dann auch immer so ein Ritual in der Garderobe. Ab halb acht sitze ich dann alleine dort und konzentriere mich voll auf den Auftritt, damit ich wirklich fokussiert auf die Bühne trete. Fast wie bei einem Fußballer mit Tunnelblick, der in die Arena geht. Das mache ich wirklich vor jeder Vorstellung und das braucht man auch, damit man die Spannung, die man hat, auch umsetzen kann. Die Spannung hält einen auch wach.

Am 17. November treten Sie in Kandel auf. Waren Sie schon einmal in der Pfalz?

Rüdiger Hoffmann: Auf jeden Fall. Ich bin mit meinen Programmen ja seit vielen Jahren in ganz Deutschland unterwegs. Die Pfälzer habe ich als sehr lachfreudig in Erinnerung. Die sind immer sehr gut drauf.

Haben Sie schon einmal ein Pfälzisches Gericht probiert?

Rüdiger Hoffmann: (Lacht) meinen Sie zum Beispiel Saumagen? Das habe ich, glaube ich noch nicht probiert. Bratwurst habe ich mit Sicherheit schon in der Pfalz gegessen. Da werde ich dann auch wieder eine bestellen, wenn ich im November in die Pfalz komme.

17. November, 20 Uhr, Bienwaldhalle, Vorverkauf 29 Euro (bzw. 26 Euro): Elektro Schöttinger, Hauptstraße 77.