Bad Bergzabern. „Bäume-Sterben in Rheinland-Pfalz“ – aus dem Umweltministerium kommen alarmierende Nachrichten. Vor allem Hitze und Trockenheit machen den Wäldern zu schaffen. Pro Quadratmeter fehlen seit 2018 landesweit 270 Liter Wasser, heißt es. Aber wie sieht es in der Südpfalz aus? Ist die Lage auch bei uns so schlimm?

Tatsächlich sieht man sie auch hier immer öfter: abgestorbene, trockene Bäume. Hellbraune Flecken auf dem grünen Landschaftsfoto. Und man wird unsicher: Ist das nun die Folge der Klimaerwärmung, der trockenen Jahre? Oder ist das völlig normal? Die Wetterdaten für die Region um Bad Bergzabern sorgen dabei für wenig Beruhigung: Es hat zwar im Februar 2020 mehr als doppelt so viel geregnet als im langjährigen Mittel (1991-2010), aber in allen anderen Monaten fiel deutlich weniger Niederschlag als im Schnitt, im Juli fehlen über 70 Prozent. Die Temperatur dagegen lag in diesem Jahr bisher in jedem einzelnen Monat über dem Mittelwert – und zwar teilweise sehr deutlich. Da sich diese Entwicklung seit einigen Jahren immer weiter fortsetzt, geht das natürlich nicht spurlos an der Pflanzen- und Tierwelt vorbei.

Klimaforscher Dr. Ulrich Matthes, Leiter des Klimawandelfolgenkompetenzzentrums Rheinland-Pfalz,stellt in der Pressemitteilung des Landes fest: „Auch dieses Jahr ist es viel zu trocken. Dazu kommt, dass die Vegetationszeit, also die Wachstumsphase der Pflanzen, immer länger dauert, da die Winter im Schnitt um zwei Wochen kürzer geworden sind. Gleichzeitig steht ihnen aber immer weniger Wasser zum Wachsen zur Verfügung. Denn durch die steigenden Temperaturen verdunstet immer mehr Wasser. Das verursacht Trockenstress bei den Bäumen, sie werden anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten oder verdursten schlichtweg.“

Dem Pfälzerwald geht es dabei allerdings im landesweiten Vergleich noch relativ gut, wie Hans Werner Schröck, Forstwissenschaftler an der rheinland-pfälzischen Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft, im Interview berichtet. Die Auswertung der diesjährigen Erhebung stehe zwar noch aus, so viel könne man aber schon sagen: Punktuell gibt es auch hier in der Region Probleme, vor allem mit absterbenden Fichten, die besonders anfällig für Trockenheit sind und dadurch die massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers begünstigen. „Da in dieser Region allerdings immer nur kleine Flächen betroffen sind, ist eine Aufarbeitung noch gut möglich“, so Schröck. Sorgen müsse man sich jedoch trotzdem machen: Im Bellheimer Wald gebe es z. B. in größerem Umfang absterbende Kiefern.

Immer wieder neue Erkenntnisse in der Forschung

Fichten leiden besonders unter dem Wassermangel.(Foto: hea)

Ursachen sind Trockenheit, vermutlich mitverursacht durch sinkende Grundwasserstände, und damit verbundene Nadel-Pilzerkrankungen. „Gut ist, dass die Forschung inzwischen sehr weit ist und auf Grundlage dieser Erkenntnisse Pläne erarbeitet werden und Baumartenempfehlungen gegeben werden können“, führt Schröck weiter aus. Allerdings wisse man längt noch nicht genug, die Zukunft sei unvorhersehbar und man müsse sich immer wieder aufs Neue mit teilweise bedrohlichen Phänomenen auseinandersetzen.
Fest steht: Unser gesamtes Ökosystem, das auf Gleichgewicht und gegenseitigem Ausbalancieren beruht, droht auch beim Thema Wald seine Stabilität zu verlieren. Von Trockenheit und Hitze profitieren vor allem verschiedene Insektenarten, die sich nun exponentiell vermehren und andere Arten damit zunichte machen – wie der Borkenkäfer, der eigentlich kein Schädling ist, sondern ein wichtiger Bestandteil des Systems, nur die massenhafte Vermehrung ist ein Problem.

„Ein Eingriff des Menschen – auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt – ist an dieser Stelle also wichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass an den Stellen, wo Fichten absterben, nicht wieder neue Fichten wachsen, sondern Baumarten, die mit der Trockenheit langfristig besser klar kommen“, erläutert der Forstwissenschaftler. Das seien im Pfälzerwald heimische Laubbäume wie Eichen oder Buchen, aber auch die Douglasie und in Zukunft auch die Zeder kommen in Frage. Den Wald einfach sich selbst zu überlassen, sei nicht die beste Lösung.

Es war schließlich auch der Mensch, der für das Fichten-Sterben derzeit verantwortlich ist: Zum einen durch die von ihm verursachte Klimaerwärmung, zum anderen aber auch durch die Forstpolitik im 19. Jahrhundert, als man Flächen möglichst schnell aufforsten wollte und deswegen extrem viele Fichten gepflanzt hat. Hier kommt der Pfalz übrigens die bayerische Vergangenheit zugute: Von dort kam damals schon die Order, eher auf Eichen und Buchen zu setzen. (hea)