Die heilende Wirkung der Kunst

Parkinsonpatient Mohamed Ferraouni wird beim Malen ruhiger

Der Künstler am Arbeitsplatz. (Foto: ebl)

Kandel. „Als Parkinsonpatient habe ich mich mit der Malerei zur Eigentherapie beschäftigt“, erzählt Mohamed Ferraouni (61), Kandel. „Diese Aktivität spendet mir Ruhe und Entspannung.“ Vor einem Jahr hat Mohamed Ferraouni angefangen, sich künstlerisch zu betätigen. Zuerst hat er mit Kohle gezeichnet. Inzwischen malt er auch mit Acrylfarben und in einer Mischtechnik von Kohle und Acryl. Anregungen empfing der Autodidakt von der Kunsttherapeutin Daniela Egen in Neustadt.

Guido Pausch hat dem Hobbykünstler aktuell die Möglichkeit gegeben, einige Bilder auszustellen. Zurzeit sind bei Bücher und Schreibwaren Pausch, Hauptstraße 65, zehn Bilder von Mohamed Ferraouni zu sehen. Die ausgestellten Bilder handeln oft von Buchstaben, was einen überraschenden Bezug zur Buchhandlung herstellt. Die arabischen Schriftzeichen sind für den Kundigen erkennbar, aber kalligrafisch in neuer Weise gestaltet.

„Der Buchstabe ist das Grundelement der Schrift, der Kultur, der Wissenschaft und der Zivilisation. Die Verbindung zwischen Kunst und Buchstaben macht mir Spaß. Die arabische Schrift bietet mit ihren geschwungenen Formen viele Möglichkeiten“, sagt Mohamed Ferraouni, der in Algerien geboren wurde. „Auch wer die Zeichen nicht kennt, kann sich daran erfreuen. Das ist eines meiner Anliegen, die arabische Kultur den Mitbürgern näherzubringen.“ Beruflich war er 18 Jahre LKW-Fahrer bei der Spedition Nuss. Nachdem die Krankheit das nicht mehr zuließ, hat er bis Dezember 2019 als interkultureller Assistent an den Grundschulen der Verbandsgemeinde Kandel gearbeitet. Seit 2015 engagiert er sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. 

Mohamed Ferraouni im Wohnzimmer mit einigen seiner Bilder. (Foto: ebl)

In einem Bild ist das arabische N zu finden, es steht für den Stift, mit dem die Menschen schreiben, und es ist zugleich auch der Anfangsbuchstabe eines Kapitels im Koran. Zahlreiche seiner Bilder entfalten bei Drehung neue Aspekte. So lässt ein Bild mit einem arabischen Schriftzeichen bei einer Drehung um 90 Grad Sonne und Vogel erkennen. Der Anfangsbuchstabe für das arabische Wort Sonne, die Sonne selbst und das symbolische Licht des Wissens sind wiederkehrende Motive in den Bildern des kontemplativen Künstlers.

Mit seinen Bildern möchte der malende Patient anderen Mut machen. „Mein Ziel ist es, meinen Mitmenschen zu zeigen, dass unheilbare Krankheiten und Behinderungen mit ähnlichen Beschäftigungen erträglicher werden. Natürlich malt ‚Parkinson‘ auch manchmal mit, was die ganze Sache aber umso spannender macht. Ich male mit der rechten Hand, die zittert. Sie wird aber ruhiger beim Malen.“ Angedacht ist seine Teilnahme bei der nächsten Gesundheitsmesse in Kandel. (ebl)