Steckbrief: Ralph Caspers

  • Geboren am 18. Januar 1972 auf Borneo.
  • Ist als Fernsehmoderator, Autor, Drehbuchautor und Schauspieler tätig.
  • 1999 erste Moderation der Sendung mit der Maus.
  • Auszeichnungen u. a. 2008 und 2012 Kinderfernsehpreis Emil, 2009 Goldener Spatz, 2010 Erich-Kästner-Fernsehpreis, 2012 Grimme-Preis.
  • Erhielt 2019 das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement für die Bildung.

 

Seit der ersten Ausgabe der Lach- und Sachgeschichten am 7. März 1971 erklärt die Maus Jung und Alt die Dinge des Lebens, bringt Kinder und auch Erwachsene zum Staunen und zum Schmunzeln. 

Wer schaut nicht gerne die „Sendung mit der Maus“? Ob Jung oder Alt, es ist für jeden etwas dabei. Was würdest du sagen, macht diese Sendung bis heute noch derart beliebt?

Ralph Caspers: Oh das ist ganz viel. Zum einen, und da geht es dir vermutlich genauso wie mir, war die Maus schon da, als ich auf die Welt kam. Eine Welt ohne Maus gibt es für mich gar nicht. Und so geht es, glaube ich, sehr vielen Menschen. Denn es ist so, dass die Maus ganz viele Leute anspricht, obwohl sie kein Wort sagt. Da bleibt man einfach hängen und fängt selbst an, darüber nachzudenken, wie sie das eigentlich schafft. Als Maus-Filmemacher möchten wir ganz viele Dinge erklären, und zwar so erklären, dass sie verständlich sind. Es ist auch eine ganz große Qualität, wenn man das Gefühl hat, ich schaue etwas, und danach weiß ich wieder ein bisschen mehr über die Welt.

Wie waren deine ersten Berührungspunkte mit der Sendung? Welche Rolle hat die Maus damals schon in deiner Familie gespielt?

Ralph Caspers: Ich habe immer viel ferngeschaut, und da war die Maus natürlich auch dabei. Es war jetzt nicht so, dass sie eine besonders große Rolle in meinem Fernsehverhalten gespielt hätte, sie gehörte einfach mit dazu.

Toll finde ich auch, dass die Kinder in den Sendungen Fragen stellen dürfen und ihr diese dann kindgerecht beantwortet. Wie finden dazu die Recherchen statt? Setzt du dich an den Laptop und machst dich auf die Suche nach der richtigen Antwort?

Ralph Caspers: Das ist Immer unterschiedlich. Zum Beispiel war es bei dem Film mit dem Smartspeaker so, dass ich Menschen hinzugezogen habe, die sich im technischen Bereich viel besser auskennen als ich. Die frage ich dann, schreibe alles zusammen, nachdem wir recherchiert haben, und sobald das Drehbuch steht, schicke ich es ihnen nochmal zum Überprüfen. Dann gibt es wieder andere Themen, da benötige ich keine Experten, da ich es selbst weiß oder mir die Lösung selbst erarbeite. Vor einiger Zeit ging es beispielsweise darum, wie man mit zehn Fingern bis 1.023 zählt. Da muss ich dann eben überlegen, wie ich das am Besten umsetze, damit auch ich es verstehen kann. In diesem Fall hält sich die Recherche sehr gering, denn es erklärt sich sozusagen von selbst. Es kommt also immer darauf an, wie die Frage und das Thema vom Film ist. Es gibt Filme, bei denen die Recherche unglaublich lange dauert. Wir hatten zum Beispiel mal die Frage, warum ausgefallene Milchzähne keine Wurzeln haben. Hierzu Bilder zu bekommen, worauf dargestellt wird, wie die Wurzeln der Milchzähne sich nach und nach auflösen, hat sehr lange gedauert. Ich meine, sie kamen letztendlich aus irgendeinem Forschungsinstitut in Japan. Jeder Film hat wirklich seine eigenen Besonderheiten und Herausforderungen.

Ralph Caspers beantwortet Kinderfragen an die Maus. Foto: WDR

Schreibst du das Drehbuch für deine Berichte also selbst?

Ralph Caspers: Teils, teils. Ich arbeite auch ganz viel mit Malin Büttner zusammen. Sie stand früher auch oft vor der Kamera. Wir machen zusammen Sachgeschichten, da es manchmal ganz gut ist, wenn sich zwei Augenpaare mit einem Thema beschäftigen, damit man nicht in seinem Tunnelblick gefangen bleibt. Zu zweit oder mit mehreren macht es auch ganz klar mehr Spaß.

Während des Lockdowns wird im WDR täglich eine Sendung ausgestrahlt. Wie sagt man so schön: „Von nichts kommt nichts“? Wie schafft ihr dieses erhöhte Arbeitspensum?

Ralph Caspers: Ein Vorteil hierfür ist natürlich, dass die Maus schon fast 50 Jahre auf dem Sen- der ist, das heißt, wir haben ein großes Archiv an Geschichten und Themen, die wir zeigen können. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 habe ich am Anfang der Sendung Fragen zu Corona beantwortet, die uns vom Publikum zugeschickt wurden. Das war schon zeitintensiv. Damit hätte ich so nicht gerechnet, aber es gehört dazu und war auch eine ganz interessante Art zu arbeiten, die mir viel Spaß gemacht hat.

Wie sehen die Vorbereitungen auf zukünftige Sendungen aus? Setzt ihr euch alle zusammen an einen Tisch und macht euch Gedanken?

Ralph Caspers: Nein, wir sitzen nicht alle an einem Tisch – leider. Das wäre nicht machbar. Es liegt nicht daran, dass wir uns nicht mögen, sondern weil jeder einzelne ein ordentliches Arbeits- aufkommen hat. Wir als Filmemacher machen unsere Filme, was unsere Hauptaufgabe ist. In der Redaktion werden dann die Sendungen zusammengestellt. Dort wird nachgeschaut, welche neuen Filme vorliegen, und aber auch nach Filmen gesucht, die schon lange nicht mehr gezeigt wurden, jedoch sehr interessant sind. Passen gewisse Teile gut zusammen, wird eine neue Sendung geplant und zusammengestellt. Damit haben wir als Filmemacher wenig zu tun. Unsere Arbeit findet tatsächlich vorher statt.

Du hast schon viele Länder für die „Sendung mit der Maus“ bereist. Gibt es ein Erlebnis, welches dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ralph Caspers: Jedes Land hatte etwas Besonderes. Wir haben in den Ländern immer Familien besucht, und man denkt, dass in den unterschiedlichen Ländern alle Familien irgendwie anders sind. Lustigerweise ist es aber doch in jeder Familie, die wir besucht haben, so, dass die Eltern sich um ihre Kinder sorgen und sich darum kümmern, dass es ihnen gut geht. Das ist überall auf der Welt gleich, was, wie ich finde, etwas ganz Beruhigendes hat. Eigentlich ist es ja etwas ganz Offensichtliches und Klares, aber das zu sehen und mitzuerleben fand ich sehr schön. Es gibt noch ein paar Länder, die habe ich danach privat noch einmal besucht – Island zum Beispiel. Ich mag das Schroffe, Kalte und Dunkle dort.

Was schätzt du an deinem Beruf am meisten?

Ralph Caspers: Ich schätze am meisten, dass ich etwas machen darf, was mir total Spaß macht. Es ist eigentlich etwas ganz Luxuriöses, dass ich das so sagen kann.

Gibt es für dich den schönsten Mausmoment?

Ralph Caspers: Ein interessanter Moment für mich war bei der Geschichte, warum Astronauten, die wieder auf der Erde gelandet sind, aus der Raumkapsel getragen werden und nicht selbst rausgehen. Sind sie vielleicht zu schwach, warum machen sie das? Hierfür war ich im Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln-Porz und bin für die Maus in Ohnmacht gefallen. Ich habe ein Experiment mitgemacht, was eigentlich über mehrere Wochen läuft. Da wir nicht so lange Zeit hatten, habe ich es in zwei Stunden gemacht. Hierzu musste ich zwei Stunden lang liegen – nicht komplett waagerecht, sondern um sechs Grad geneigt. Meine Füße waren also leicht höher als mein Kopf, so dass mein ganzes Blut und alle Körperflüssigkeiten Richtung Kopf geströmt sind. Die Astronauten sehen auch immer etwas aufgequollen aus, was daran liegt, dass die Flüssigkeiten des Körpers in der Schwerelosigkeit nicht Richtung Boden ziehen. Sie strömen frei durch den Körper und landen vornehmlich im Kopf. Nach den zwei Stunden wurde ich, mit den Füßen nach unten, in die Senkrechte gebracht. Währenddessen wurde mir eine Art Vakuumhaube um die Beine gelegt, somit sackte mein ganzes Blut, was eben noch im Kopf war, enorm schnell in die Beine. Dadurch bin ich in Ohnmacht gefallen. So würde es auch den Astronauten gehen, wenn sie die Kapsel zu Fuß verlassen würden. Diese Versuche werden gemacht, um den Astronauten besser helfen zu können und um den menschlichen Körper in diesen Situationen besser verstehen zu lernen. Für die Maus gehe ich so weit, dass ich mein Bewusstsein verliere (lacht).

Würdest du sagen, dass das Maus-Team eine Art Familie ist? Von Jung bis Alt ist bei euch ja alles dabei.

Ralph Caspers: Eher eine WG. Wir sind ein wild zusammen gewürfelter Haufen. 

Darfst du zum anstehenden Mausgeburtstag schon verraten, was genau geplant ist?

Ralph Caspers: Wir haben sehr viel Programm im Sender geplant. Etwas skeptisch bin ich noch, ob etwas an Programm außerhalb des Fernsehprogramms stattfinden wird. Da müssen wir noch abwarten. Am 6. März wird die Geburtstagsshow ausgestrahlt und am 7. März gibt es die Geburtstagssendung zu sehen.

Die Maus freut sich über Ihre Geburtstagstorte. Foto: WDR/Michael Schwettmann

Arbeitet der WDR daran, die Maus-Inhalte lizenzfrei zur Verfügung zu stellen, damit die Clips beispielsweise auch im Schulunterricht eingesetzt werden können?

Ralph Caspers: Die Frage finde ich auch interessant, allerdings habe ich mich damit noch nicht beschäftigt. Mit den juristischen und rechtlichen Aspekten kenne ich mich im Detail leider nicht aus. Ich weiß allerdings von vielen Lehrern, dass sie die Clips benutzen. Für mich steht das allerdings außer Frage – natürlich gehört das in den Unterricht.

Was wünscht du denn der Maus für die Zukunft?

Ralph Caspers: Ich wünsche ihr, dass sie weiterhin so inspirierend bleibt. Vor einiger Zeit habe ich beim „Bundeswettbewerb Jugend forscht“ moderiert. Vorher habe ich mir die ganzen eingereichten Projekte angeschaut, die es gab und hab mich mit den Forscherinnen und Forschern unterhalten. Ganz rührend waren die Aussagen von einigen. Sie seien nämlich nur hier, weil sie früher die Maus geschaut haben. Dieser Zusammenhang war mir so nicht klar, ich fand es aber total schön zu hören. Etwas derart Inspirierendes zu machen ist toll und ich wünsche der Maus, dass es so bleibt.

„Frag doch mal die Maus – die große Geburtstagsshow“ ist am 6. März um 20.15 Uhr im ARD zu sehen. Am 7. März wird um 9 Uhr im ARD und um 11.30 Uhr im KIKA die große Geburtstagssendung mit der Maus ausgestrahlt.