Die Südpfälzer sind sehr vernünftig

Interview mit Jörg Dornick, der in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern für das Ordnungsamt zuständig ist, über ihre Arbeit während der Coronakrise

Das Ordnungsamt kontolliert die öffentlichen Flächen. (Foto: freepik)

Bad Bergzabern. Die Außendienstmitarbeiter der Ordnungsämter haben seit einigen Wochen eine Menge mehr zu tun. Sie achten auf öffentlichen Flächen darauf, dass die neuen Verordnungen wie Kontaktbeschränkungen und Mindestabstand eingehalten werden – ohne dabei natürlich ihre anderen Zuständigkeiten zu vernachlässigen, wie z.B. der ruhende Verkehr. Das PFALZ-ECHO hat bei Jörg Dornick, Leiter der Abteilung Bürgerdienste in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, nachgefragt, wie sich der Arbeitsalltag in seiner Abteilung momentan gestaltet.

Ist es denn eine große Herausforderung, immer auf dem Laufenden zu bleiben, was die aktuellen Verordnungen angeht?

Jörg Dornick: Wir haben ja von Berufswegen sowieso ständig mit Gesetzen und Verordnungen zu tun – die Systematik dahinter ist uns also prinzipiell vertraut. Aber in der aktuellen Krise werden oft sehr kurzfristig neue Verordnungen veröffentlicht. Das dann direkt umzusetzen, ist nicht immer ganz einfach.

Wie ist denn die Stimmung, wenn Sie oder Ihre Mitarbeiter draußen zur Kontrolle unterwegs sind? Wie reagiert die Bevölkerung? Und gibt es viele Verstöße?

Jörg Dornick: Nein, das muss ich wirklich positiv feststellen. Bisher gab es in unserem Zuständigkeitsbereich nur sehr wenige Verstöße und der allergrößte Teil der Menschen verhält sich sehr vernünftig und verständnisvoll. Ganz wenige haben sich dahingehend geäußert, dass sie die Maßnahmen nicht gut finden, waren dann aber trotzdem einsichtig. Probleme gab es bei uns zum Glück noch gar keine!

Wo sind denn hauptsächlich Ihre Einsatzbereiche?

Jörg Dornick: Unter der Woche konzentrieren wir uns vor allem auf die Supermärkte und jetzt auch die anderen Geschäfte und kontrollieren dort, ob alle Maßnahmen sowohl von den Kunden als auch von den Geschäften ordnungsgemäß umgesetzt werden. An den Wochenenden schauen wir uns verstärkt auch an den beliebten Ausflugsorten um: Am Deutschen Weintor, in der Nähe der Landeck, im Kurpark usw. Auch die Gaststätten werden von uns kontrolliert: Wir achten darauf, dass wirklich nur ein Abhol-Service angeboten wird und vor Ort kein Verkauf oder Verzehr stattfindet. Aber das ändert sich in den kommenden Tagen ja auch wieder!

Wie gehen Sie denn vor, wenn sich beispielsweise zu viele Menschen zu nah beieinander aufhalten?

Jörg Dornick: Die bekommen natürlich nicht sofort eine Geldstrafe! Wir gehen auf große Gruppen zu und fragen nach. Wenn sich herausstellt, dass es Menschen aus mehreren Hauhalten sind, weisen wir sie zunächst höflich mündlich darauf hin, dass sie sich trennen müssen und damit ist die Sache dann auch allermeistens erledigt. Erst wenn nach der mündlichen Verwarnung nichts passiert, nehmen wir die Personalien auf. Und wenn dann weiter keine Einsicht zu erkennen wäre, würden wir auch die Polizei zur Unterstützung rufen. Dazu ist es aber hier in unserem Bereich noch nicht gekommen! Ich hoffe, das bleibt so!

Wie ist eigentlich die rechtliche Lage wenn eine Gruppe von Menschen sich auf einem privaten Grundstück oder im Garten trifft – dürften Sie da auch einschreiten?

Jörg Dornick: Nein. Das wäre auch rechtlich schwierig. Es gibt die dringende Empfehlung, sich auch im privaten Bereich nicht mit mehreren Menschen zu treffen, denn auch hier ist die Gefahr der Ansteckung natürlich hoch! Aber der Privatbereich ist durch das Grundgesetz besonders geschützt. Und das soll selbstverständlich auch aktuell so bleiben! Wir greifen da also in Abstimmung mit dem Ministerium nicht ein.

Haben Sie den Eindruck, dass die Menschen so langsam unzufriedener werden und die Maßnahmen öfter missachten?

Jörg Dornick: Man merkt schon, dass viele inzwischen etwas angespannter sind. Das ist aber ja auch verständlich, denn es ist eine belastende Situation. Aber trotzdem ist es immer noch sehr ruhig.

Nun stehen ja einige Lockerungen an, man darf sich auch wieder mit Menschen aus einem anderen Haushalt treffen.

Jörg Dornick: Ja, darauf müssen wir uns nun auch schnell vorbereiten. Auch was die Änderungen im Bereich der Gaststätten angeht. Das bedeutet natürlich eine Menge Arbeit für uns – denn die Vorlaufzeit ist ja immer sehr kurz, wenn Änderungen bzw. Lockerungen vereinbart werden. Wir sind also auch erleichtert, wenn wieder „normalere“ Zeiten einkehren.