Dörrenbach. Sie ist wieder die Nummer eins: Die Südpfälzerin Merle Hauser konnte Ende Juli bei den Deutschen Kanu-Freestyle-Meisterschaften im niederbayerischen Plattling ihren Titel souverän verteidigen. In der Juniorkategorie (bis 18 Jahre) ließ sie auf der Isarwelle ihre Konkurrenz hinter sich.

Merle Hauser lässt sich nicht
von der Welle herausspülen. (Foto: Hauser)

Wer die Welle oder Walze beherrschen möchte, braucht viel Kraft und eine ausgeprägte Körperbeherrschung – dass man keine Scheu vor dem Wasser haben darf, ist selbsterklärend. „Ich mag, ehrlich gesagt, auch kein Wasser in der Nase“, lacht die 18-Jährige, „aber dafür gibt es Nasenklammern.“ Wenn Merle dann in ihrem Kanu sitzt, mit dem Paddel in ihren Händen, und ausgestattet mit Helm, Schwimmweste und Neoprenanzug, spektakuläre Sprünge, Drehungen und Saltos zeigt, wird Außenstehenden schnell klar: Kanu-Freestlye ist ein Leistungssport, wer hier mithalten möchte, braucht jahrelange Übung und Disziplin: „Mit fünf Jahren saß ich zum ersten Mal in einem Kajak, damals zwischen meinen Eltern und die Strömungen empfand ich als gruselig – am liebsten wäre ich aus dem Boot herausgesprungen“, erinnert sich Merle Hauser. Heute ist sie Mitglied im Kanu-Verein Südliche Weinstraße, dort hat sie das Paddeln gelernt. „Einmal pro Woche kann ich im Freibad üben. Dort habe ich schon als Kind die coolen Jungs ihre Saltos trainieren gesehen und mir war schnell klar: Das will ich auch können!“ Zuhause trainiert Merle mit Gewichten und Gymnastikbällen, das praktische Kanu-Training gestaltet sich schon etwas schwieriger, denn Freestlye-taugliche Gewässer sind in der Südpfalz rar: „Da muss ich schon am Wochenende etwas weiter rausfahren, um meine Tricks zu üben.“
Die Kosten für die Ausrüstung und die Fahrt muss Merle selber tragen: „Ich bekomme große Unterstützung von meinen Eltern und meiner Familie, dafür bin ich auch sehr dankbar, aber da der Sport hierzulande noch sehr unpopulär ist, fehlt es natürlich an Sponsoren.“ Dass Kanu-Freestlye mal olympisch wird, glaubt die Südpfälzerin nicht. „Beim Kanu-Freestyle ist es nicht wie bei anderen Sportarten, dass man zweimal die Woche zum Training geht und man da von einem Trainer angeleitet wird. Man übt für sich und hilft und berät sich eher untereinander.“

Und dennoch: Auch wenn es keine Aussicht auf Olympia gibt und Merle mit dem Sport niemals ihren Lebensunterhalt finanzieren kann, bleibt die Kanutin weiter dran: Gerade hat sie sich für die Europameisterschaften qualifiziert, die vom 7. bis zum 10. Oktober in Paris stattfinden. Dann wird Merle wieder in ihrem knapp zwei Meter langen Kanu sitzen und – da sind wir uns sicher – zur „Wellen-Bezwingerin“ werden! (pdp)