Durch dick und dünn

Aus der Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Adipositas-Chirurgie des Asklepios Klinikums Kandel

Kandel. Weltweit leben über 640 Millionen Frauen und Männer mit Übergewicht. In Deutschland hat sich die Zahl der adipösen Menschen in den vergangenen Jahren sogar verdreifacht – mindestens jeder vierte Erwachsene ist zu dick. Die gesundheitlichen Schäden sind gravierend, weiß Prof. Dr. med. Frank Axel Wenger, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thorax- und Adipositas-Chirurgie am Asklepios Klinikum Kandel. Sein chirurgisches Team in der Südpfalz hat sich deshalb mit der laparoskopischen, also minimalinvasiven, Methode auf bariatrische Eingriffe, d. h. die operative Behandlung von Patienten mit morbider Adipositas, spezialisiert. Vor der Operation seien jedoch eine Ernährungsumstellung und eine Bewegungstherapie zusätzlich notwendig, um dauerhaft eine Gewichtsreduktion nach der Operation zu erzielen.

„Für Menschen mit morbider (krankhafter) Adipositas ist eine operative Behandlung oft der letzte Ausweg, wenn die gesundheitliche Belastung und das Risiko schwerwiegender Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus, Gelenkbeschwerden oder Depressionen, zu hoch werden“, erklärt Prof. Wenger. „Durch den minimalinvasiven Eingriff sind nur vier bis fünf kleine Hautinzisionen von etwa ein bis zwei Zentimeter Länge notwendig, was zu weniger Schmerzen, kleineren Narben, erhaltener Stabilität der Bauchdecke, minimiertem Risiko für Wundheilungsstörungen und einer deutlich verkürzten Erholungsphase nach der Operation führt.“

Durch die konsequente und anhaltende Reduktion des Körpergewichts könne die Lebenserwartung wieder gesteigert werden. Auch psychischen Schäden, aufgrund sozialer Ausgrenzung, könne man mittels Rückgewinnung neuer Lebensqualität und -freude sowie durch Reintegration in die Gesellschaft entgegenwirken. Denn gerade Geselligkeit und Gemeinschaft machten das Leben doch aus.

„Dass ich in meiner Abteilung der einzige in Deutschland geborene Arzt bin, sagt viel über die demographische und soziale Entwicklung in unserem Land sowie die Veränderung des Images des Arztberufes aus“, betont Prof. Wenger. „Der Arbeitsalltag ist durch Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede gekennzeichnet und trotzdem ‚ist das Glas halbvoll‘ und ‚nicht halbleer‘. Es gelang uns, einen jungen syrischen Arzt über eine achtmonatige Hospitation in unserer chirurgischen Abteilung medizinisch zu integrieren – inzwischen ist er zu einem festen Bestandteil unseres Teams geworden und wurde aufgrund seines Fachwissen, ärztlichen Engagements und Willens zur Integration zum 1. März 2019 als chirurgischer Assistenzarzt eingestellt.“

Die Behandlung der morbiden Adipositas (BMI > 40) erfolge am Asklepios Klinikum Kandel nach dem multimodalen Konzept, welches auf drei Säulen beruhe: Umstellung der Ernährung, einer Bewegungstherapie und der minimal invasiven laparoskopischen Schlauchmagen-Operation (Gastric-Sleeve-Operation). Im Rahmen der Schlauchmagen-Operation wird jener Teil des Magens entfernt, in dem das Hormon Ghrelin hergestellt wird, welches dem Gehirn das Hungergefühl vermittelt. Bei Befolgung des multimodalen Konzeptes verlieren die Patienten im ersten Jahr nach der Operation ca. 30 bis 35 Prozent ihres Übergewichtes.

Die chirurgische Adipositas-Sprechstunde von Prof. Wenger findet wöchentlich mittwochs bzw. freitags statt. Telefonische Anmeldung unter: 07275-71-1100 (chirurgisches Chefarzt-Sekretariat). Ein persönliches Erst-Gespräch mit einem Experten zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion bei morbider Adipositas sei der bekanntlich schwerste, aber der lohnendste Schritt auf dem Weg in ein neues „leichteres Leben“.

„Unser Team in Kandel besteht nicht nur aus „den Ärzten“, sondern vor allem aus einem kompetenten, offenen und kultivierten Zusammenschluss aus Menschen“, so der Chefarzt. „Unsere Krankenschwestern der allgemeinchirurgischen Station sind ein elementarer und lieb gewonnener Bestandteil unserer Mannschaft. Es herrscht eine funktionsübergreifende Kooperation während der gesamten Arbeitszeit sowie ein einheitlicher Informationsfluss, der für Mitarbeiter wie Patienten gleichermaßen eine angenehme Atmosphäre schafft, in der alle ‚an einem Strang‘ ziehen.“

Es sei dem chirurgischen Team wichtig, dass sich die Menschen der Südpfalz, „dort, wo der Zander im Weißwein schwimmt“, die der Chefarzt als freundlich und verbindlich beschreibt, in ihrem naheliegenden Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung gut aufgehoben fühlen, insbesondere wenn sie Hilfe benötigen. (per)