Gerlinde Rahm engagiert sich in Ruhanda. (Foto: privat)

Queichheim/Ruhango. Sie trägt die Ehrenplakette der Stadt Landau und sogar das Bundesverdienstkreuz: Die 79-jährige Gerlinde Rahm setzt sich seit vielen Jahren für bessere Lebensbedingungen im afrikanischen Distrikt Ruhango und der früheren Stadt Kigoma ein – ein Engagement, das durch die Stadt und das Land gewürdigt wurde. Doch Gerlinde Rahm bleibt bescheiden und betont immer wieder die Hilfen der zahlreichen Unterstützer. „Eigentlich war es überhaupt nicht richtig von Ministerpräsidenten Kurt Beck, mir das Bundesverdienstkreuz 2011 zu übergeben. Alleine hätte ich nichts leisten können, ich hatte immer viele Unterstützer und ich verstehe nicht, wieso ich die ganze Aufmerksamkeit erhalte. Mein Mann verdient diese Ehrung genauso wie Frau und Herr Seither und alle anderen engagierten Helfer! Eigentlich müssten sehr viele Leute die gleichen Ehrungen erhalten wie ich.“

Auch wenn Gerlinde Rahm altersbedingt ihren Vorsitz beim Freundeskreis Ruhango-Kigoma e.V. niederlegen wird, bleibt ihr Schaffen noch lange erhalten. Durch den fest etablierten Ruhango-Markt – einem eigens hergerichteten Kaufhaus in Landau – werden gespendete Waren günstig weiterverkauft und der Erlös und die Spenden für den Ausbau der Partnerstadt verwendet. Dadurch ergeben sich aus der Situation gleich drei Gewinner: Menschen, die eine gemeinnützige Organisation mit Spenden unterstützen können; Menschen, die Waren des täglichen Bedarf zu günstigen Preisen bekommen, und Menschen, deren Alltag sich durch die harte Arbeit des Vereins verbessert.

Krankenstationen, Schulen, Wasserleitungen, berufliche und gesundheitliche Förderungen und vieles mehr konnten mit dem eingenommenen Geldern und Spenden errichtet werden und der afrikanischen Partnerstadt Unterstützung ermöglichen.

Gerlinde Rahm verbindet bereits eine lange Geschichte mit Ruhango. 1992 besuchte die ehemalige Mitarbeiterin des Katasteramtes das erste Mal die rheinland-pfälzische Partnerstadt Kigoma und war fasziniert: „Ich kann gar nicht sagen, was es genau war, aber ich habe mich sofort verbunden gefühlt mit dem Land, der Stadt und den Menschen. Ich weiß wirklich nicht warum. Aber besonders als Frau Seither, mein Mann, einige Vereinsmitglieder und ich 1998 nach dem schrecklichen Genozid wieder dort waren, war für uns sicher, dass die Menschen diese Hilfe umso mehr brauchen. Bereits 1997 konnte der Verein den Markt eröffnen – damals erhielten wir bereits viel Unterstützungen von der Stadt und ansässigen Firmen. Ich freue mich sehr zu sehen, dass bis heute die Menschen das Angebot des Marktes nutzen.“

Seit dem Jahr 2001 ist die Mutter von vier Kindern Vorsitzenden des Freundeskreises Ruhango-Kigoma e.V., im Februar 2019 besuchte sie die Stadt das letzte Mal in ihrer Vereins-Rolle.

Gerlinde Rahms Einsatz erscheint nicht verwunderlich, betrachtet man sich die Biographie der 79-Jährigen. Ihre Familie waren selbst Vertriebene aus dem Sudentenland, sie wurden oft für Zigeuner gehalten und sind einstweilen auf viel Ablehnung gestoßen, wie Gerlinde Rahm berichtet. Sie könne mit Asylanten mitfühlen, erinnere sich selbst an eine Zeit, in der Fotos ein unwahrscheinliches Luxusgut waren und eine Kaffeemühle der größte Schatz, erzählt sie weiter. „Es war damals ein abenteuerlicher Weg, wir sind nahezu ohne Gepäck geflüchtet. Ich erinnere mich noch voller Dankbarkeit an die Menschen, die uns damals halfen. Dieses Gefühl wollte ich immer weitergeben. Mein christlicher Glaube, aber auch die strahlenden Kinderaugen, wenn man das Land besucht, ließen mich nie daran zweifeln, dass wir das Richtige tun. Und so hat jeder unserer zahlreichen Helfer seine Gründe und seine Motivation. Wir sind wie ein Mosaik: viele bunte Steine, die ein gemeinsames Bild ergeben.“ (stm)