Categories: Gesellschaft

Ein Zeichen setzen!

Günther kommt mit einem T-Shirt in den Pausenraum, worauf geschrieben steht: „Komm wir essen Opa! Komm wir essen, Opa! – Satzzeichen können Leben retten!“
Von den Kollegen kommt zuerst ein kurzes „Häh?“ und dann ein langgezogenes „Aaaah!“ und Elli erklärt: „Der erste Satz ist eine Aufforderung zum Kannibalismus, Opa zu essen – obwohl der bestimmt zäh wie Schuhleder ist – und der zweite Satz ist die Aufforderung an Opa, zum Essen zu kommen. Satzzeichen können ja tatsächlich Leben retten!“, lacht sie.
„Oh, so etwas kenne ich auch“, ruft Paula begeistert. ‚Jetzt koche ich Mama!‘ oder ‚Jetzt koche ich, Mama!‘, gell?“

„Genau!“, grinst Herr Schmidt. „‚Was willst du schon wieder?‘ bedeutet auch was vollkommen anderes als ‚Was? Willst du schon wieder?‘“
„Hi, hi, hi“, feixt Günther. „Bei ‚Er will sie nicht‘ und ‚Er will, sie nicht‘ gibt es auch einen kleinen, aber feinen Unterschied, den man nicht unterschätzen sollte – je nachdem halt, wo das Komma steht.“

„Auch hier scheiden sich die Geister: ‚Lehrer sagen: ‚Die Schüler haben es gut!‘ und ‚Lehrer‘, sagen die Schüler, ‚haben es gut!‘“, verkündet Elli. „Während die Aussage: ‚Frauen denken, Männer sind ohne sie nichts‘ einen nicht unbeträchtlichen Wahrheitsgehalt in sich trägt, ist die Bemerkung ‚Frauen, denken Männer, sind ohne sie nichts‘ diskiminierend und frauenfeindlich“, postuliert sie.
„Und durch die Nachricht: ‚Wir grillen Vater kauft Brötchen und Wurst‘, die ohne Punkt und Komma sehr zweideutig ist, kann der Grillabend schon mal im Desaster enden“, schmunzelt Paula.

„Stünde auf der Bäckertüte statt: ‚Auf die Hand, gemacht mit Liebe‘ das Komma an falscher Stelle (‚Auf die Hand gemacht, mit Liebe‘) würde einem glatt der Appetit vergehen!“, platzt Günther heraus.
„‚Tötet ihn nicht, freilassen!‘ geht für einen Gefangenen glimpflich aus, ‚Tötet ihn, nicht freilassen!‘ nicht“, weiß Herr Schmidt.
„‚Es ist schwierig für Männer, eine Lösung zu finden‘ veranschaulicht auch etwas völlig anderes als ‚Es ist schwierig, für Männer eine Lösung zu finden‘“, lacht Elli.
„Ich glaube, wir sollten jetzt damit aufhören“, legt Herr Schmidt nahe. „Mir schwirrt schon der Schädel!“

„Was meinst du jetzt genau?“, wollen Günther, Elli und Paula wissen. „‚Nicht, aufhören!‘ oder ‚Nicht aufhören!‘“
„Ihr seid unmöglich“, beschwert sich Herr Schmidt und rollt mit den Augen.

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