Nur wenige Meter liegen zwischen Landstraße, Fahrradweg und dem Sockel des gigantischen Windrads. Insgesamt drei neue Anlagen wurden im zurückliegenden Jahr zwischen Herxheim und Hatzenbühl errichtet. Jetzt sorgt ein vor wenigen Tagen installierter Warnhinweis für Verunsicherung. Die riesigen Rotorblätter könnten möglicherweise Eis abwerfen und damit Verkehrsteilnehmer gefährden. So jedenfalls suggerieren es die zahlreichen Schilder, die im unmittelbaren Umfeld der Türme aufgestellt wurden. PFALZ-ECHO hat nachgefragt und bei der Recherche noch andere, vermeintliche Kritikpunkte an Windkraftanlagen auf den Prüfstand gestellt.

Die Zahl der Windanlagen wächst nachhaltig. Das ruft zahlreiche Kritiker auf den Plan. Doch deren Argumente könnten „interessensgeleitet“ sein moniert der BUND. (Foto: mda)

Als die Anti-Atomkraftbewegung und die Widerstände gegen Wackersdorf oder Gorleben Mitte der 80er Jahre bundesweit einen Höhepunkt erlebten, schien das Bild eher surreal. Heute, knapp 30 Jahre später, schießen tatsächlich bundesweit Windparks wie Pilze aus dem Boden. Auch das Ende der Atomkraft ist längst beschlossene Sache. Wer beide Welten vor Augen haben möchte, der darf seinen Blick nach Osten richten: zwischen 20 Windrädern prangen in der Ferne die Kühltürme des Atomkraftwerks in Philippsburg. Deren Rückbau ist ebenfalls im Gange.

Doch was sich die Kernkraftgegner von einst erträumt hatten, stößt inzwischen quer durch alle Bürgerschichten auf Kritik. Für die Gegner stellen Windräder nicht erst seit den Eisabwurf-Hinweisen eine Bedrohung dar. Von „Verspargelung der Landschaft“ ist nicht selten die Rede. Eine Sprachvariante, die aus dem PR-Positionierungslehrbuch von Atomlobbyisten stammen könnte und noch heute salonfähig scheint. Neben dem subjektiven Landschaftsempfinden beziehen sich Kritiker jedoch zumeist auf das Thema Tierschutz. Zugvögel und Fledermäuse würden von den Rotorblättern, deren Enden laut Medienberichten Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern erreichen können, erfasst und getötet.

Seit einigen Tagen warnen Schilder vor einer vermeintlichen Gefahr durch Eisabwurf an den Rotorblättern von Windrädern: die sind jedoch mit einer Blattheizung ausgestattet, wie die Anlagenbetreiber informieren. (Foto: mda)

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt wurden 2016 mehr als 570 Anlagen über zwölf Wochen beobachtet. Tatsächlich wurden in diesem Zeitraum 291 tote Vögel gezählt. Trotz dieser Zahl moniert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dass angesichts von 18 Millionen toter Vögel durch Glas und Glasscheiben die Debatte wohl „interessengeleitet“ sei und in die falsche Richtung führe – von den Gefahren von Freileitungen, Straßen oder Bahnstrecken ganz zu schweigen.

Dass am Fuße eines Windrads aufgrund der Luftverwirbelungen keine Vegetation möglich sei, diese Kritik entkräftet ein einfacher Blick auf die Anlagen vor Ort. Hecken, Sträucher, Büsche oder auch landwirtschaftlich genutzte Äcker ragen bis an den Rand der Türme. Doch wie steht es nun um die Sicherheit von Auto- und Radfahrern aufgrund der Eisabwurf-Gefahr?

Die Stadtwerke Speyer als Mitbetreiber des Windparks in Hatzenbühl geben Entwarnung: alle Anlagen verfügen über eine sogenannte Blattheizung. Der Windrad-Hersteller Enercon wird genauer: „Unsere Windenergieanlagen sind serienmäßig mit einem zuverlässigen Eiserkennungssystem ausgestattet.“ Ein spezielles Analyseverfahren erkennt, wann die Anlage zu vereisen beginnt. Ist dies der Fall, wird die Anlage in Stillstand versetzt und ein Enteisungsvorgang eingeleitet. Erst nach einer Sichtkontrolle, so heißt es am Ende aus Speyer, werde die Anlage wieder in Betrieb genommen. (mda)

Am Fuß einer Windkraftanlage sei keine Vegetation möglich. Ein Blick auf die Anlagen in der Region entkräftet die vielfach geäußerte Kritik. (Foto: mda)