Steckbrief: Bernhard Hoëcker

  • Geboren: 20. März 1970 in Neustadt an der Weinstraße
  • 2001 bis 2003: Bonner Improvisationstheater Die Springmaus
  • 1997 bis 2000: Switch; 2007 bis 2012: Switch reloaded
  • 2003 bis 2011: Genial daneben
  • seit 2015: Wer weiß denn sowas?
  • Soloprogramm: u.a. seit 2018: Gute Frage (Improvisationsshow mit Wigald Boning)
  • Zahlreiche Auszeichnungen u. a. Deutscher Comedypreis (2003/2007/2008); Deutscher Fernsehpreis (2004/2008)

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Beim Stadtfestival in Kandel ist auch das Ensemble der Springmaus dabei. Da haben Sie früher auch dazu gehört.

Bernhard Hoëcker: Ah, tatsächlich! Ja, ich war auch dabei. Von 2002 bis 2007, meine ich. Sind die denn auch an dem Tag da, wenn ich beim Stadtfestival auftrete?

Nein, erst ein paar Tage später. Die Veranstaltung geht im Ganzen zwölf Tage.

Bernhard Hoëcker: Haben Sie dann an jedem Abend einen Künstler oder an verschiedenen Orten verschiedene Künstler?

Es werden jeden Abend ein bis zwei Künstler auftreten. Spielen an einem Abend zwei Bands, dann ist der Beginn bereits eine Stunde früher und geht auch etwas länger. Das ganze Gelände ist vor der Bühne überdacht, so dass das Publikum bei Regen nicht nass wird.

Bernhard Hoëcker: Und dass man trotzdem den Open-Air-Charakter hat.

Ich habe gelesen, dass Sie Pfälzer sind!

Bernhard Hoëcker: Ja, ich bin geborener Pfälzer. Mein Vater kommt aus „LU“.

Woher?

Bernhard Hoëcker: Aus „LU“… Ludwigshafen.

Ach du lieber Gott (lacht).

Bernhard Hoëcker: Ich selber bin in Neustadt an der Weinstraße geboren und habe viel Zeit im Pfälzer Wald verbracht.

Sind Sie noch oft in der Pfalz?

Bernhard Hoëcker: Ja, wir haben eine familiäre Verbindung dahin. Und es ist definitiv der schönste Wald Deutschlands. Deshalb bin ich immer wieder dort, einfach um zu wandern und zu entspannen. Der Pfälzer Wald ist immer eine Reise wert.

Momentan sind Sie mit Wigald Boning auf Tour.

Bernhard Hoëcker: Genau, wir sind mit unserem Programm „Gute Frage“ auf Tour. Gerade machen wir die Insel- oder auch Bädertour, denn es handelt sich bei den Inseln, auf denen wir spielen, ja um Heilbäder. Heute sind wir auf Wangerooge, gestern waren wir auf Spiekeroog, morgen ist Baltrum dran.

Ohne Text und doppelten Boden: Bei „Gute Frage“ dürfen die Zuschauer Fragen unterschiedlichster Art stellen, die dann ad hoc von Wigald Boning (li.) und Bernhard Hoëcker mit Sinn und Verstand beanwortet werden. (Foto: Uwe Ernst/NDR)

Wie läuft‘s denn?

Bernhard Hoëcker: Es läuft super! Total gut. Nach eineinhalb Jahren „bühnenfrei“ ist es mal wieder total schön, live vor Publikum auf einer Bühne zu stehen. Für die Menschen ist es toll, dass sie endlich wieder Live-Programm sehen können.

Ist Ihr Programm richtig durchgeplant oder passiert da relativ viel spontan?

Bernhard Hoëcker: Oh, da passiert alles spontan. Das Einzige, was durchgestylt ist, sind die Fragekarten, die es vom Publikum gibt. Die Idee ist, dass das Publikum Fragen stellt, die wir beantworten und da ist es völlig egal, um was für Fragen es sich handelt. Wir hatten da wirklich schon alles (lacht). Von philosophischen Fragen über alberne Fragen, typische Talkshowfragen wie „Wie sind Sie zum Fernsehen gekommen?“, aber auch „Gibt es Gott?“, „Wer wird Bundeskanzler?“, „Was halten Sie von Donald Trump?“, „Warum ist die Banane krumm?“ – also wirklich querbeet. Da die Leute sich nicht immer trauen, live zu fragen, können sie die Fragen auf Karten notieren. Sollte sich dann niemand bei der Fragerunde melden, ziehen wir die Karten mit den Fragen aus einem großen Topf.

Bekommt das Publikum die Karten dann am Eingang?

Bernhard Hoëcker: Ja, die liegen am Eingang aus. Darauf können die Gäste dann eine Frage schreiben. Welche Karte letztendlich genommen wird, weiß man nicht. Wir ziehen ja aus einem großen Topf. Da muss schon ein bisschen Glück mitspielen.   

Dieses Programm zeigt ihr auch beim Stadtfestival in Kandel.

Bernhard Hoëcker: Genau.

Das ist auch, soweit ich weiß, das einzige Festival hier in der Region bzw. überhaupt in der Zeit an dem ihr auftretet.

Bernhard Hoëcker: Das kann sein. Es ist zu der Zeit sonst nicht viel geplant.

Wenn Sie mal vergleichen, bevorzugen Sie eher die Bühne oder live?

Bernhard Hoëcker: Das Schönste ist es wirklich, einen Wechsel zu haben – sowohl das eine als auch das andere. Macht man nur das eine, dann fehlt einem das Große und Organisierte, wenn man aber nur das macht, fehlt wiederum das Live-Publikum. So ist es auch bei großen und kleinen Theatern. Wenn 600 Leute da sitzen erzeugt es natürlich eine ganz andere Stimmung, eine ganz andere Energie als in einem Theater mit 100 Leuten. Da erlebt man dann umgekehrt die gemütliche Clubatmosphäre. 

Es ist bestimmt auch etwas befremdlich, wenn Ihre Sendung „Wer weiß denn so was“ ohne Publikum stattfindet, oder?

Bernhard Hoëcker: Publikum ist immer schön. Da entsteht immer eine ganz andere Stimmung. Allerdings ist es auch mal so, dass im Publikum eine Frage falsch beantwortet wird und dann hört man hinter sich ein lautes „oooohhhhhh“ im negativen Sinne. Das frustriert einen manchmal ein bisschen, fällt aber eben ohne Publikum weg. Dafür fehlt einem aber die Atmosphäre, die das Publikum mit sich bringt. Es hat doch alles seine Vor- und Nachteile. Ich bin eigentlich immer derjenige, der die Vorteile sieht. Wenn ich mich nur auf die Nachteile konzentrieren würde, dann wäre mein Leben ja blöd.

Das stimmt, das kann ich absolut verstehen. Stehen Sie in „Wer weiß denn sowas“ im Duell mit Elton? Welcher Teamkapitän hat schon öfter gesiegt?

Bernhard Hoëcker: Oh, da müsste ich mal nachsehen, wie es steht. Das weiß ich gar nicht, aber im Internet gibt es tatsächlich eine Liste. Irgendjemand zählt und schreibt da wohl mit. Es gibt bei Wikipedia unter „Wer weiß denn sowas“ eine Episodenliste. Da hat jemand genau geschrieben,wann die entsprechenden Sendungen ausgestrahlt wurden, wer gegen wen gespielt hat, wer gewonnen hat, wie viel insgesamt pro Person gewonnen wurde. Wen das interessiert, der kann sich da schlau machen.  

Ihr Lebensweg war ja eigentlich ganz anders geplant. Sie haben VWL studiert.

Bernhard Hoëcker: Naja, VWL passte insofern, als dass mir ein Absolvent des VWL-Studiums gesagt hatte, dass man es bei VWL eine Weile schleifen lassen kann und wenn man dann lernt, kann man die Prüfungen bestehen. Und das passte hervorragend im mein Alltagskonzept. Es hat dann leider nur nicht gereicht, weil ich es doch zu oft habe schleifen lassen.

Waren Sie zu der Zeit schon als Comedian unterwegs?

Bernhard Hoëcker: Ja, das ging da los. Ich habe mit Bühne angefangen, habe auf Messen gespielt, um dann irgendwann bei Switch zu landen.

War es Ihr Plan, als Comedian durchzustarten?

Bernhard Hoëcker: Natürlich träumt jedes Kind davon in irgend einer Form als Musiker oder Bühnenkünstler ein Star zu werden, aber es war jetzt nicht so, dass ich es bei mir darauf angelegt habe. Ich wollte das immer als Hobby machen, denn es hat mir total Spaß gemacht. Ich hatte das Glück, dass ich damit den gewissen Erfolg habe, der dazu führt, dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Dass ich jetzt gerade auf Wangerooge auf einer Bank sitze und morgen früh schon wieder weiter fahre.

Stimmt es, dass sie mit Bastian Pastewka in der Schule waren?

Bernhard Hoëcker: Ja, er war eine Stufe tiefer. Wir haben gemeinsam eine AG gegründet. Aus dieser AG sind die Comedy Crocodiles entstanden.

Unglaublich. Erinnert man sich daran, wenn Sie sich sehen?

Bernhard Hoëcker: Klar! Wir sehen uns immer wieder mal – meistens bei Fernsehsendungen. Manchmal nimmt man auch bestimmte Jobs an, weil man da auch wieder einen Kollegen sieht, wie zum Beispiel den Basti. Wir sehen uns aber auch privat bei irgendwelchen Feiern. Der eine ist in Berlin, der andere in Bonn. Es ist bei unserem Beruf natürlich nicht so einfach, sich mal kurz zu sehen. Aber das kennt jeder, der Freundschaften über ganz Deutschland verteilt hat.

Bei „Genial daneben“ haben Sie ja auch schon öfter mitgemacht.

Bernhard Hoëcker: Da habe ich solange mitgemacht, bis „Wer weiß denn sowas“ angefangen hat. Danach hat dann Wigald meinen Platz übernommen.

Sind Sie und Wigald Boning „Best Friends“? Sie haben ja schon viel zusammen gemacht – „Nicht nachmachen“ zum Beispiel.

Bernhard Hoëcker: Ich kannte ihn eigentlich erstmal nur übers Fernsehen und war so aufgeregt, als ich das erste Mal neben dem legendären Wigald Boning saß. Wir haben uns dann aber relativ schnell gut verstanden und hatten immer wieder Spaß, wenn wir uns begegnet sind. Dann haben wir bei „Nicht nachmachen“ zusammen gearbeitet, was uns auch total großen Spaß machte. Es hilft natürlich auf Tour, wenn man weiß, dass man mit jemandem unterwegs ist, mit dem man auch neben der Bühne Unterhaltung findet. So ergab sich das dann mit der Tour und unserem Programm „Gute Frage“.

Wigald Boning ist relativ sportaffin. Er läuft sogar Marathon. Haben Sie auch derartige Schwächen? 

Bernhard Hoëcker: (lacht) Nein, also zumindest nicht solche Schwächen. Er ist wirklich der Sportliche von uns beiden und ich bewundere ihn auch dafür und finde das toll. Ich habe eher so einen Event-Charakter. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, versuche ich zu wandern, am liebsten hochalpin. Ansonsten mache ist sehr gerne Höhlentouren. Da ist es auch schon etwas skurriler. Es geht in Vollmontur mit Klettergerät runter. Vor kurzem war ich in der längsten und tiefsten Höhle von Rheinland-Pfalz.

Echt?

Bernhard Hoëcker: Ja, das ist die Nebelhöhle bei Mudershausen.

Machen Sie vor Ihren Auftritten auch beipielsweise Stimmbildungsübungen?

Bernhard Hoëcker: Nein, ich trinke Espresso.

Sie werden also nicht heiser nach zwei Stunden Auftritt?

Bernhard Hoëcker: Nein, wir sprechen ja nur und haben auch Mikrofone. Das hilft. Schwieriger ist es bei meinem Soloprogramm, wenn ich singe. Da muss ich schon ein bisschen mehr darauf achten. Beim aktuellen Programm geht es. Da singe ich erst am Schluss und somit ist die Show das Aufwärmen meiner Stimmbänder. Ich hatte aber auch schon ein Programm, da bin ich mit einem Opernstück eingestiegen, dann merke ich schon, dass es ohne Vorbereitung auf die Stimmbänder geht.