Für Vereine jeglicher Art ist es heute schwieriger denn je geworden, Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen. -Foto: Freepik

Südpfalz. Vor einigen Wochen hat das PFALZ-ECHO einen Aufruf gestartet – Leser:innen konnten über ihre Erfahrungen im Ehrenamt berichten. Ohne Helfer:innen, Ideengeber:innen und Trainer:innen ist es nahezu unmöglich, ein Vereinsleben zu führen. Doch für Vereine jeglicher Art, sei es die freiwillige Feuerwehr, der Sportverein oder beispielsweise der Geflügelzuchtverein, ist es heute schwieriger denn je geworden, Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen. Viele zögern, ob sie die Verantwortung und den zeitlichen Aufwand ohne Entgelt wirklich tragen möchten. Dennoch gibt es ein gutes Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun. Aber auch soziale Anerkennung spielt eine Rolle, und wenn ehrenamtlich geleistete Arbeit nicht gesehen oder als selbstverständlich abgetan wird, kann dies zu Unzufriedenheit und irgendwann zum Rückzug führen. Doch unsere Leser:innen haben gute Erfahrungen gemacht: Die Wertschätzung für Ehrenamtliche nimmt seit Jahren zu. Das PFALZ-ECHO hat einige erfreuliche Beispiele für persönlich erfüllendes Ehrenamt gesammelt.

Edwin Deppert, Vorsitzender von Senioren Treff und Freunde e. V., Landau, erzählt: „Als ich 2006 den Verein Senioren Treff und Freunde gründete, musste ich mir Menschen suchen, die im Ehrenamt mitarbeiten. Ich fand sie und diese Menschen sind bis heute noch ehrenamtlich in der Altenbetreuung tätig. Wir sind ein eingetragener Verein und der Verein fördert Maßnahmen, die dazu beitragen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern. (…) Zur Verwirklichung sind wir wie folgt tätig: Freizeitgestaltung für alte und junge Menschen zur Pflege der Gemeinschaft und Freundschaft; Veranstaltung gemeinschaftlicher Nachmittage zur Freizeitgestaltung älterer Menschen; Kontaktpflege zwischen alten und jungen Menschen und die Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen. Wir erheben für die Mitgliedschaft keinerlei Beiträge. Der Verein finanziert sich bzw. die Vereinszwecke ausschließlich durch freiwillige Spenden.“

Mit Dank und Freude hat der Verein 2015 den Ehrenpreis der Aktion Menschlichkeit des CDU Kreisverbandes Landau für vorbildliches ehrenamtliches Engagement entgegengenommen. Als „eine große Überraschung und Aufmunterung“ empfand Deppert die 2021 von Ministerpräsidentin Malu Dreyer verliehene Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit.

Über die Erfahrungen bei Chorwerk, Arbeitergesangverein Hagenbach, berichtet der erste  Vorstand Uli Steinmann: „Vor rund fünf Jahren hatten wir einen Tiefststand an Aktiven hinzunehmen. Vor allem das mittlere Lebensalter zwischen 25 und 50 war unter den Singenden kaum vertreten. (…) Seit drei, vier Jahren ist diese Flaute zumindest bei Chorwerk allerdings vorbei: Sogar während der Corona-Pandemie konnten wir eine Handvoll neue Mitglieder begrüßen. Und Vorstandsposten zu besetzen, stellt derzeit für uns kein Problem dar. Den Probenbetrieb während Corona haben wir (fast) durchgezogen: je nach Lage im Freien, virtuell und mit Abstand. Außerdem sind wir aktuell auch für Jüngere attraktiv geworden. Der Grund liegt unseres Erachtens in einer aktiven und kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit mit pfiffigen, innovativen Ideen. Außerdem haben wir zahlreiche äußerst aktuelle Songtitel im Repertoire. Und nicht zuletzt sind unsere knapp 30 Aktiven selbst umtriebige Botschafter:innen für die Musik in ihren jeweiligen Freundes- und Bekanntenkreisen. (…) Aktuell haben wir ein Queen-Chorprojekt gestartet, zu dem sich insgesamt 57 Interessierte aus der gesamten Südpfalz angemeldet haben; Chorsänger:innen wie Neulinge gleichermaßen. Für viel Aufmerksamkeit sorgte ein Foto, das wir einem bekannten Queen-Cover nachgestellt und für die Projektwerbung eingesetzt haben.

Außerdem sind wir aktiv in den sozialen Netzwerken (Facebook, Youtube, Instagram, TikTok) unterwegs und beteiligen uns an vielen Aktionen rund um den Chorgesang. Bewährt hat sich auch unser Patenprogramm: Chorwerk-Neulinge bekommen einen Mentor, der sie sowohl sängerisch als auch im Chorleben allgemein betreut. Obwohl Chorwerk mit rund 30 Aktiven gut aufgestellt ist, planen wir auch für die Zukunft Projekte und Kooperationen mit anderen Chören und Auftritte an ungewöhnlichen Orten. Bass- und Tenorstimmen können durchaus noch Zulauf vertragen. Außerdem hoffen wir, dass wir auch weiterhin von Gemeinde und Verwaltung unterstützt werden.“

Christiane Hager arbeitet ehrenamtlich in der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde Kandel, die sie als offen, fröhlich und gastfreundlich erlebt. „Im Mittelpunkt unseres Gemeindelebens steht die Erfahrung, dass Gott auch heute noch lebendig ist und auf verschiedene Weise zu uns spricht und uns Menschen unendlich liebt. Wir wollen Räume des Vertrauens schaffen, in denen wir miteinander ins Gespräch kommen, ohne Maske einfach da sein, Fragen stellen und Sorgen mit einander teilen können.“

Ehrenamtliche gestalten zahlreiche Angebote: Montagsgespräch, Hauskreis, Trauercafé, Kinderkirche, monatliches Mittagessen, Taizé-Abende. Die Gruppe 50+ unternimmt Ausflüge und lädt zu interessanten Vortragsabenden ein. Uschi Esser findet im Gemeindezentrum Friedenskirche, Waldstraße 36a, Platz für ihr Fair-Lädchen. Hier können z.B. nach den Gottesdiensten fair gehandelte Waren gekauft werden.

„Zur Feier des 100-jährigen Bestehens unserer Kandeler Gemeinde am 18. September werden besonders viele Helferinnen und Helfer gebraucht“, sagt Christiane Hager. „Wir sind gerade dabei, das zu organisieren, und es melden sich erfreulich viele Freiwillige.“ (ebl)

Die Mitglieder von Chorwerk. -Foto: Verein
Ehrenamtliche spielen in der ev.-methodistischen Kirchengemeinde Kandel eine tragende Rolle. -Foto: Gemeinde