Großkarlbach. Im idyllischen Ambiente des Hotel-Restaurants Meurer durfte Yvonne Vollmer vom PFALZ-ECHO einen Neuzugang in der Pfalz begrüßen: Modedesigner Harald Glööckler wohnt seit Ende Juni in der Region und fühlt sich sichtlich wohl. Professionell wie immer, aber auch charmant und offen erzählt er von seiner neuen Heimat, seiner Liebe für die Kunst und von vielem mehr.

Was hat Sie bewogen, in die Pfalz zu ziehen?

Harald Glööckler: Ich habe im Internet nach schönen Villen gesucht und habe eine entdeckt, von der ich immer geträumt habe. Sie sah genauso aus, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte – also zumindest auf der Rückseite (lacht). Bei Häusern ist das wohl wie bei manchen – glücklicherweise nicht allen – Menschen so, dass sie von hinten schöner sind als von vorne (schmunzelt). Ja, auf jeden Fall war es meine Traumvilla. Dann habe ich geschaut, wo sie liegt und habe Kirchheim entdeckt. Ich bin ganz ehrlich, bisher kannte ich nur Kirchheim/Teck und habe dann nachgeschaut, wo Kirchheim an der Weinstraße ist. Und nun ist das 15 Minuten von Herrn Schroths Geburtsort Worms entfernt und da dachte ich mir, „Die schauen wir uns an!“ Eigentlich wollte ich ja nach Südfrankreich und nicht nach Ostfrankreich (lacht). Und dann habe ich mich hier umgeschaut: Die Villa war super, das Klima so toll und die Menschen richtig cool, das war einfach zum Wohlfühlen.

Was war die größte Umstellung nach Ihrem Umzug aus der Hauptstadt? 

Harald Glööckler: Dass die Luft hier viel besser ist und ich viele Vögel und Eichhörnchen im Garten habe. Dass ich morgens aufstehen und im Garten sitzen kann – also, dass ich überhaupt mal an die Luft kann. Das hatte ich in Berlin nicht. Da standen den ganzen Tag Fans vor der Tür und wenn ich raus kam, war immer viel los. Ansonsten gibt es gar nicht so viele Unterschiede, weil ich ja auch jemand bin, der, wie gesagt, in Berlin viel Zeit in seinen vier Wänden verbracht hat. Aber wenn eben immer die Fenster verdunkelt und die Jalousien unten sein müssen, dann ist das irgendwann frustrierend. Und jetzt ist eben alles hell und voller Licht! Und ich liebe das Klima: Wenn die Sonne rauskommt, ist es sofort warm. Man kommt sich ein bisschen vor wie in Spanien.

Ihr Credo ist es, aus jeder Frau eine Prinzessin zu machen – was heute in der Modewelt eher 
außergewöhnlich ist. Wie kamen Sie dazu? 

Harald Glööckler: Ich hatte ja eine nicht so schöne Kindheit. Meine Mutter hatte sehr unter meinem Vater gelitten und dann habe ich im Alter von sieben Jahren beschlossen, dass ich den Frauen das Leben schön machen möchte! Ich hatte auch viele tolle Tanten, aber immer das Gefühl, dass die Frauen ein bisschen zu kurz kommen im Leben. Und da wollte ich meine eigene Welt kreieren, in der ich der Modekönig bin und alles inszeniere.

Billy King scheint es in der Pfalz auch zu gefallen. (Foto: caro photo)

Sie haben sich von unten hochgearbeitet. Erinnern Sie sich noch an den ersten „Luxus-Artikel“, den Sie sich geleistet haben? 

Harald Glööckler: Luxus habe ich früh erlebt, unter anderem weil Freunde meiner Mutter auch vermögend waren zu dieser Zeit. Da habe ich viel Luxus gesehen, aber immer stilvoll, niemals protzig. Aber lassen Sie mich überlegen… was war der erste Luxus, den ich mir geleistet habe? Ich habe ja damals nebenbei gemodelt, um etwas zu verdienen. Ja, ich war jung und brauchte das Geld. Ich habe aber auch bei den Nachbarn geputzt. Ich habe alles gemacht, um an Geld zu kommen. Ja, ich erinnere mich an eine weiße Wollhose, die ich mir damals gekauft habe. Ich kann eigentlich gar keine Wollhosen tragen, weil die so furchtbar jucken, aber egal – sie musste her. Und die hat damals so 600 Mark gekostet. Ich hab als Lehrling vielleicht 500 Mark im Monat verdient, aber diese Hose musste es sein. Angezogen habe ich sie zwar nie, aber ich hatte sie.

Sie haben verschiedenste Produkte in über 80 Ländern und Ihr Name steht für Qualität. Wie wählen Sie die Firmen, mit denen Sie zusammenarbeiten, aus? 

Harald Glööckler: Die Menschen kommen zu uns und wir haben hier in der Pfalz sogar noch mehr Besuch als in Berlin. Erst mal muss es menscheln. Ich muss das Gefühl haben, es könnte zusammenpassen. Das Produkt muss mich überzeugen und der Mensch muss einfach passen. Es ist wie überall: Man beginnt etwas zusammen, manches geht über ein paar Jahre, manches geht auseinander. Aber das Wichtigste ist in der Tat immer der menschliche Aspekt.

Sie haben wahnsinnig viel erreicht. Gibt es noch einen Traum, den Sie sich in Zukunft erfüllen wollen?

Harald Glööckler: Ich habe mir schon fast alles erfüllt. „Traumprojekt“ ist vielleicht etwas hochtrabend, aber es gibt viele Projekte, die mich noch reizen und die anstehen. Momentan bin ich sehr engagiert in der Kunst. Ich bringe auch demnächst ein Kunstbuch raus. Das ist aber eher ein Anliegen als ein Traum: mich mehr der Kunst zu widmen.

Sie sind ein begeisterter Künstler. Wie war es für Sie, Ihre Bilder in diesem Jahr zum ersten Mal seit Langem auf einer Vernissage einem breiten Publikum, quasi fremden Menschen, zu präsentieren? 

Harald Glööckler: Och, da mache ich mir keine Gedanken. Ich habe mich nur gewundert, als während der Laudatio Bilder abgehängt wurden. Eins für 25.000, eins für 8.000 und 9.000 Euro. Und dann waren die plötzlich alle weg, ratz fatz! Aber es ist schön, wenn so viele Menschen die Kunst mögen.

Wie entspannen Sie, außer beim Malen? 

Harald Glööckler: In meinen Pool springen. Der ist beheizt mit 34 Grad, da kann es auch kalt sein draußen. Oder einfach draußen im Garten sitzen und wie man bei uns in Schwaben sagt „vor sich hiedriele“, also einfach nichts tun und durch die Gegend gucken. Der Hund guckt, ich gucke – und das so 20 Minuten lang.

Sie sind stets hoch professionell, sehr höflich, haben keine Skandale. Wie schaffen Sie es, immer die Contenance zu wahren und so ruhig zu bleiben? 

Harald Glööckler: Ich glaube, das ist eine Frage der Disziplin und der Lebenseinstellung. Ich habe gerade die gläserne Kurve bekommen, weil ich seit Jahren auch Damen mit Kurven forme und schöne Mode für sie mache. Und da wurde stark bemängelt, dass es viele Designer gibt, die zwar Kollektionen für große Größen machen, sich dann aber sehr despektierlich verhalten. Das ist schlechter Stil. Ich denke, jemand, der erfolgreich und mit sich im Reinen ist, muss nicht auf anderen rumhacken. Und wenn andere etwas Negatives loslassen, dann muss man sich in Erinnerung rufen, dass man sich nie auf dasselbe Niveau begeben sollte. Das lohnt sich nicht. Wenn jemand mit Dreck wirft und man schmeißt Dreck zurück, dann wird es ja nicht besser.

Besonders Frauen sind große Fans und lieben Sie sehr. Hatten Sie in der Vergangenheit ein prägendes, emotionales Erlebnis mit einem Fan? 

Harald Glööckler: Ja, dass Menschen einem die Hand geben und plötzlich einfach weinen auf der Straße. Oder wenn mir Frauen erzählen, dass sie Krebs und sehr viel zu verarbeiten hatten und eben mein Buch oder meine Sendung ihnen Mut gemacht und geholfen haben. Das ist schon toll. Ich habe auch Fans, die vorm Zaun stehen und rufen „Ich will ein Kind von dir!“ Das tut mir für die Nachbarn leid, die werden wohl auch ein bisschen Zeit brauchen, sich daran zu gewöhnen. (schmunzelt)

Selbst Ihre Kritiker bewundern Ihre harte Arbeit, Ihren Fleiß und Ihre Art, das Leben anzugehen: Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus? 

Harald Glööckler: Der ist ganz unterschiedlich. Da kann es sein, dass ich mal drei Stunden geschlafen hab und dann neun Stunden auf Sendung bin. Der kann aber auch morgens um sechs anfangen. Wenn ich es mir aber leisten kann, geh ich zwar um sechs Uhr mit dem Hund in den Garten und sitze da ne halbe Stunde, gehe dann aber wieder rein. Dann kriegt der Hund sein Fressen, und dann will er für gewöhnlich noch mal schlafen und ich gehe auch noch mit ins Bett bis 7.30 Uhr. Aber das ist eher die Ausnahme. Meistens geht es recht früh los. Ich habe mein Leben lang hart und viel gearbeitet und war sehr diszipliniert. Und jetzt möchte ich mir den Luxus gönnen, auch mal eine Stunde länger liegen zu bleiben. Das ist echter Luxus für mich.

Wenn Sie sich selbst in nur fünf Worten beschreiben müssten, welche würden Sie wählen, Herr Glööckler?

Harald Glööckler: Exzentrisch, bodenständig, liebevoll, diszipliniert und loyal. (yv)