Fleischkonsum: Reflektiert genießen

Der Balanceakt zwischen Wettbewerb, Preis und Ethik

Der Burgerhof in Neupotz bietet neben den klassischen Fleischsorten auch Alternativen an: Das Fleisch der Kamerunschafe liegt laut Burger Senior geschmacklich zwischen Reh und Rind. (Foto: drc/Freepik)

Neupotz. 2019 wurden in Deutschland über 59 Kilogramm Fleisch pro Kopf verzehrt. Diese Menge hat Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Hoher Fleischkonsum ist für einen erheblichen Teil des Wasserverbrauchs verantwortlich. Laut Umweltministerium sind ungefähr 16.000 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch nötig. Zudem entsteht bei Wiederkäuern (z. B. Rindern) während des Verdauungsprozesses Methangas, das eine um ein Vielfaches stärkere Auswirkung auf die Umwelt hat, als Kohlendioxid. Das Bundesforschungsinstitut für Ernährung unterstreicht zwar, dass Fleisch Teil einer gesunden Ernährung sein kann, die Gesamtmenge allerdings ausschlaggebend sei. Wöchentlich sollten nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Person verzehrt werden. Stimmen bezüglich des Tierwohls werden immer lauter und fließen in Kaufentscheidungen mit ein. Zusammengefasst fallen also Kriterien wie Gesundheit, Umwelt- und Tierschutz beim Fleischkonsum ins Gewicht.

Die gepflegten Legehennen von Familie Heid leben im Jägerhof in einem großen Stall und haben die Chance, ins Freie zu gehen. (Foto: drc)

Supermärkte und Discounter reagieren auf diese Entwicklungen. Edeka Südwest Fleisch wirbt mit der Marke Hofglück und dem Ziel, die bäuerlichen Betriebe im Südwesten Deutschlands zu unterstützen. Beteiligte Erzeuger seien nach Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes zertifiziert und die Ware werde in einem maximalen Umkreis von 200 Kilometern produziert. Einige Discounter streben sogar eine Umstellung des Frischfleischsortiments auf solche Haltungsformen an, die dem Tierwohl entgegenkommen. Der Discounter-Preis für frisches Rinderhack (Stufe 1 = schlechteste Haltungsform) liegt bei 4,50 Euro das Kilo, Hühnerbrustfilet kostet um die 63 Cent pro 100 Gramm. Die Herkunft ist nicht immer direkt erkennbar. Der Name „Gut Bartenhof“, eine Marke des Discounters Norma, sagt beispielsweise nichts über den Herkunftsort aus. Verbraucher können den QR-Code auf dem jeweiligen Produkt mit dem Smartphone scannen und erhalten darüber weitere Informationen. Das bei der Recherche ausgewählte Hackfleisch stammt demnach von Goldschmaus Natur mit Sitz in Garrel (Niedersachsen). Da kommt einiges an Kilometern zusammen.

Wie sieht es auf dem regionalen südpfälzischen Bauernmarkt aus? Das PFALZ-ECHO hat Selbstvermarktungsbetriebe in Neupotz besucht.

Familie Heid (Jägerhof) bietet bis zu 6.000 Legehennen und Masthähnchen die Möglichkeit, sich im Stall und im Freien zu bewegen. Sie erhalten Futter aus eigenem Anbau. Die Ganztiernutzung steht im Vordergrund. Sogar getrocknete Hühnerfüße für Hunde wurden versuchsweise im Hofladen angeboten und fanden reißenden Absatz. Das Hühnerbrustfilet kostet derzeit 1,29 Euro pro 100 Gramm. Unabhängig von Öffnungszeiten finden Kunden einen Kühlschrank (Eier, Nudeln) zur Selbstbedienung im Außenbereich.

Die Kühe auf dem Burgerhof bekommen selbstangebautes Futter aus Mais und Getreideschrot und Heu satt. (Foto: drc)

In der Nachbarschaft ist der Burgerhof mit rund 200 Rindern, an die 200 Schweinen und circa 90 Schafen. Die Tiere werden selbst gezüchtet, mit Futter aus eigenem Anbau versorgt und erhalten die Möglichkeit zum Weidegang. Hauseigene Schlachtung, Verarbeitung und der Verkauf im Hofladen gehören zur Philosophie. Juniorchefin Monika erklärt: „Wir können kein so breites Sortiment wie die großen Märkte anbieten. Dafür ist alles von uns.“ Ein Kilo Rinderhack kommt derzeit auf 13,90 Euro. Pandemiebedingt besteht die Möglichkeit, Waren zu bestellen und ohne Warteschlangen an der Nebentür abzuholen.

In beiden Betrieben haben die Tiere mehr Platz und deutlich mehr Zeit zum Wachsen als in der Massentierhaltung. Das wirkt sich auf den Endpreis aus.

Fleischkonsum wird auch zukünftig wegen der Effekte auf Gesundheit und Umwelt ein zentrales Thema sein. Schon kleine Veränderungen helfen. Fleischsorten, für deren Produktion weniger Wasser benötigt wird, und die Unterstützung von Betrieben, die Tiere mit betriebseigenem Futter versorgen, können interessante Punkte sein. Stehen weniger tierische Produkte auf dem Speiseplan und dafür qualitativ Hochwertiges, das nicht aus tausend Kilometer Entfernung hergeschafft wurde, ist das in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für alle. (drc)

www.jaegerhof-neupotz.de, www.burgerhof-neupotz.de