Rachel Hirschmann (Andrea Sawatzki) und Daniel Hirschmann (Francis Fulton-Smith) im Fernsehfilm „Matze, Kebab und Sauerkraut“. (Foto: ZDF/Daniela Incoronato)
Rachel Hirschmann (Andrea Sawatzki) und Daniel Hirschmann (Francis Fulton-Smith) im Fernsehfilm „Matze, Kebab und Sauerkraut“. (Foto: ZDF/Daniela Incoronato)

Steckbrief

  • Geboren am 25. April 1966 in München
  • Feierte 2020 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum
  • Zählt zu den meist beschäftigten Schauspielern Deutschlands
  • Ist als Schauspieler, Produzent, Buchautor und Maler tätig
  • Auszeichnungen: Bambi, Deutscher Schauspielerpreis
  • Seine vermutlich bedeutendste Rolle hatte er als Franz Josef Strauß im Film „Die Spiegel-Affäre“ 

Am 29. Oktober, 20.15 Uhr, ist der Schauspieler Francis Fulton-Smith in der Kömodie „Matze, Kebab und Sauerkraut“ im ZDF zu sehen. Zwei Familien unterschiedlicher Religionszugehörigkeit verbindet eine enge Freundschaft. Diese wird einer harten Prüfung unterzogen, als das Thema Liebe ins Spiel kommt.

In Ihrem neuen Fernsehfilm, der Komödie „Matze, Kebab & Sauerkraut”, wird wunderbar gezeigt, dass zwei verschiedene Kulturen miteinander klarkommen können, dass sie in Freundschaft miteinander leben können. Es wird unterschwellig auch das Thema Rassismus aufgegriffen? Wie sehen Sie das?

Francis Fulton-Smith: Ja, all die aktuellen Themen, wie sie im israelisch-palästinensischen Konflikt auftreten, also Diskriminierung, Unterdrückung, Vorurteile, Migration oder Diversität, kommen vor. Aber die Botschaft unserer Komödie ist, dass wir alle eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Und am Ende siegt die Liebe immer.

Sie haben in Ihrer dreißigjährigen Bühnenpräsenz bewiesen, dass Ihre gespielten Charaktere sehr facettenreich sein können.

Francis Fulton-Smith: Vielen Dank. Ich komme ja ursprünglich vom Theater. Da ist Verwandlung ein wichtiger Baustein der Kunst. Die Möglichkeit, unterschiedlichste Figuren spielen zu dürfen, war für mich immer wie das Salz in der Suppe. Ich bin meinen Zuschauerinnen und Zuschauern dankbar dafür, dass sie da so toll mitgehen und ich von Actionfilm über Science-Fiction bis hin zu Charakterrollen wie Strauß und Göring alles spielen kann. Dabei ist und bleibt die höchste Kunst die Komödie. Insofern war „Matze, Kebab und Sauerkraut“ auch eine gute Abwechslung.

Das glaube ich. Sie haben  gerade Ihre Rolle im Film „Die Spiegel-Affäre“ erwähnt. Würden Sie sagen, dass diese eine Ihrer herausforderndsten Rollen war?

Francis Fulton-Smith: Auf jeden Fall. Ich komme aus dem Charakterfach und spiele gerne komplexere Rollen. Strauß, Göring oder auch die Rolle des Ignatz Hoflinger in „Oktoberfest 1900“ sind gebrochene Figuren, die vielschichtiger sind, als man zunächst glauben möchte und das finde ich besonders spannend.

Sie sagen aber, dass Komödie die noch größere Herausforderung darstellt?

Francis Fulton-Smith: Ja, denn bei der Komödie ist das Timing absolut essentiell, weil sonst der Witz nicht funktioniert (lacht).

 Wir müssen auch schauen, was wir mit dem Müll machen, der schon da ist 

Sie investieren in eine Firma, die Energie aus nicht recycelbarem Plastikmüll gewinnen will. Um was für ein Verfahren handelt es sich da genau?

Francis Fulton-Smith: Das Thema Plastikmüll ist dramatisch und das des nicht recycelbaren Plastiks noch mehr. Wenn wir nichts tun, werden wir im Jahr 2050 mehr Plastik in den Weltmeeren haben als Fische. Ich habe zwei kleine Kinder und ich möchte, dass sie später auch noch Fisch ohne Mikroplastik essen können. Plastik ist auch im Restmüll, er landet auf Deponien oder wird einfach nur vergraben. Es verrottet aber nur sehr langsam und kommt über die Nahrungskette wieder zu uns zurück. Das müssen wir irgendwie in den Griff kriegen.Die Firma entwickelt ein Verfahren, Plastik-Restmüll in seine ursprünglichen chemischen Stoffe zurückzuverwandeln. Bei 400 Grad im Vakuum zerfällt Plastik in verschiedene Rohstoffe, darunter in Diesel, einen kleinen Teil Petroleum und LPG Gas, mit dem die Anlage befeuert werden kann. So ist man vom Energiekreislauf unabhängig. Wenn alles läuft wie geplant, dann gelingt es, bis zu 200 Tonnen nicht recyclebares Plastik pro Tag zu verarbeiten. Wenn man das hochrechnet, sind das etwa 66 Tausend Tonnen im Jahr, was 70 Millionen Liter Diesel ergibt. Man kann den Rohstoff also zweimal verwenden. Und zum zweiten: Man kann mit diesem Verfahren den Planeten aufräumen. Bei aller Offenheit für neue Energien: Wir müssen auch schauen, was wir mit dem Müll, der schon da ist, machen. Außerdem werden wir letztlich nicht ohne Plastik auskommen. Deshalb müssen wir an Wegen arbeiten, das Plastik in den Griff zu bekommen, indem wir es zurückverwandeln. Damit der ganze Plastikmüll gar nicht erst entsteht, sollten wir auch bei uns zu Hause im Kleinen anfangen und uns fragen, ob wir wirklich die Paprika in Plastikverpackung kaufen wollen. Man muss gleichzeitig natürlich viele verschiedene Ansätze parallel umsetzen. Aber das Umweltbewusstsein ist ja dank Greta Thunberg und anderen Vorreitern stark gestiegen und beginnt, sich gesellschaftlich durchzusetzen. 

Sie sind auch als Künstler bzw. Maler tätig. Wie kam es denn dazu, dass Sie sich quasi über Nacht als Maler geoutet haben?

Francis Fulton-Smith: Eigentlich habe ich schon immer für mich alleine im stillen Kämmerchen gemalt. Aber dann, nachdem ich meinen ersten Roman „Loving se Germans“ veröffentlicht hatte, ging ich auf Lesereise unter anderem auf Sylt. Dort habe ich das Galeristen-Ehepaar Walentowski kennengelernt. Jemand hatte ihnen erzählt, dass ich auch ein bisschen male und nachdem sie meine Werke gesehen hatten, wollten sie mit mir eine Ausstellung in der Stammburg in Werl machen. Die hatte sofort eingeschlagen und ich habe 25 Bilder verkauft. Es gab also eine riesige Resonanz. Und so haben sie mir eine zweite Ausstellung in Hamburg gegeben. Und jetzt habe ich zehn neue Anfragen für Vernissagen. Wegen Covid-19 ist der Ausstellungsbetrieb zwar gerade zum Stillstand gekommen, aber ich bin fleißig und kreativ und bereite mich auf die Zeit danach vor.

Sie haben während des Lockdowns eine Mini-Webserie mit Kurzfilmen, die Coronedy Shorts, gedreht. Hatten Sie inzwischen weitere Produktionen oder haben Sie alles verschoben?

Francis Fulton-Smith: Die aktuellen Drehproduktionen wurden bei mir alle verschoben. Die Coronedy Shorts sind einfach aus Lust entstanden. Es gab einige Kollegen, die gesagt haben, lass uns doch einfach verrückt sein! Aber als der Lockdown wieder aufgehoben war, war auch das Thema, dass wir alle eingesperrt sind, weg und so haben wir es dabei belassen. Ich habe dann in meiner Produktionsfirma per Videokonferenz weitergearbeitet und Bücher weiterentwickelt. Weil ja jetzt wieder langsam alles anfängt, bin ich vorsichtig optimistisch, dass ich nächstes Jahr auch als Produzent wieder drehen kann. 

Wie kam es dazu, dass Sie auch als Produzent arbeiten?

Francis Fulton-Smith: Um Filme drehen zu können, braucht es viele unterschiedliche Fachgebiete und jedes hat eine andere Herausforderung. Davor habe ich großen Respekt und mir macht es einfach Spaß, Menschen zusammenzubringen, die Lust haben, an einem Strang zu ziehen und für eine gemeinsame Vision einen Film zu drehen. Diese Reise von Anfang an zu begleiten, finde ich sehr spannend. Deshalb war für mich die Gründung einer eigenen Produktionsfirma ein logischer Schritt.

 Ich engagiere mich, damit wir uns als Gesellschaft neu definieren  

Francis Fulton-Smith mit seiner Kollegin Susanne Michl in „Ein Paradies für Pferde“. (Foto: ZDF/ORF/Franz Neumayr)
Francis Fulton-Smith mit seiner Kollegin Susanne Michl in „Ein Paradies für Pferde“. (Foto: ZDF/ORF/Franz Neumayr)

Sie unterstützen auch die Organisation World Vision Deutschland und sind auch selbst KInderpate dort. Wie sieht dieses Engagement für die Kinder konkret aus? 

Francis Fulton-Smith: Das war früher für mich ein großes Thema. Ich habe da zwei Kinder unterstützt, ein Mädchen in Mauretanien und einen Jungen in Indien, die ich aber beide nicht direkt gesehen oder kennengelernt habe. Dass man als Pate im Hintergrund bleibt, gehört zum Konzept von World Vision. Das Mädchen ist heute eingebunden innerhalb ihres Stammes, für den ich auch einen Brunnen gestiftet und eine Schule mitgebaut habe, um gerade für Mädchen Bildung zu ermöglichen. Der Junge in Indien ist inzwischen Polizist geworden. Inzwischen bin ich aber auch stark bei Fürst Albert in dessen Umwelt-Foundation im deutschen Beirat eingebunden. Deswegen ist für mich auch das Plastikthema so wichtig geworden. Aber auch in anderen Charity-Bereichen bin ich tätig. Dass zum Beispiel jedes vierte Kind Hautprobleme hat, liegt zu einem Teil an der Nahrung. Auch zu diesem Thema bringe ich Menschen zusammen, generiere Spenden für eine Organisation, die sich mit dem Problem der „Besonderhaut“ beschäftigt. Ich engagiere mich, damit wir uns als Gesellschaft neu definieren und einen Quantensprung machen, hin zu besserer Ernährung und mehr Nachhaltigkeit.

Es gibt da noch viel zu tun. Haben Sie den Eindruck, wir sind auf einem guten Weg?

Francis Fulton-Smith: Ich denke, wir haben den Zug verpasst, den einen großen genialen Wurf zu bekommen. Wir müssen jetzt mit vielen kleinen Schritten und vielen unterschiedlichen Facetten gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und in die richtige Richtung gehen, so dass wir das Schlimmste abwenden und das Beste erreichen.

Wann finden Sie eigentlich neben all Ihren verschiedenen Tätigkeiten auch noch die Zeit, ein Buch zu schreiben?

Francis Fulton-Smith: (lacht) Tja! Ich versuche mein Zeitmanagement so zu optimieren, dass ich all diese Dinge machen kann und erstaunlicherweise gelingt mir das ganz gut. Der Tag hat für jeden 24 Stunden und man kann immer mal Zeit finden, um sich auszuklinken. Ich arbeite auch sehr gerne nachts, denn die Stille der Nacht fördert meine Konzentration und gibt mir Energie.

Das ist ja auch die Zeit, in der die kleinen Kinder schlafen …

Francis Fulton-Smith: Genau, mit kleinen Kindern muss man spielen – es ist auch ihr gutes Recht. Es macht ja auch richtig Spaß und man kann von ihnen lernen. Denn sie sind in ihrer Natürlichkeit und Unbedarftheit so cool! Das ist auch eine ganz tolle Entdeckung für mich. Es gibt so viele gesellschaftliche Ressentiments und Kinder sind da ganz anders. Ich denke, man kann sich von ihnen eine Scheibe abschneiden und so das Kind in sich wieder entdecken.