Friederike Becht: Von der IGS Kandel über das Chawwerusch-Theater bis ins ZDF-Hauptprogramm

Friederike Becht ist eine erfolgreiche deutsche Schauspielerin – in ihren südpfälzischen Heimatort Winden kehrt sie immer wieder gerne zurück

Foto: Oliver Look

Winden/Bochum. Friederike Becht – den Namen kennt vielleicht noch nicht jeder, aber spätestens wenn man ein Bild von der 32-Jährigen sieht, macht es „Klick!“. Die Schauspielerin, die in Winden aufgewachsen und in Kandel zur Schule gegangen ist, spielt in zahlreichen Fernsehproduktionen mit. Ihren ersten großen Leinwanderfolg feierte sie 2011 mit dem Film „Westwind“ an der Seite von Luise Heyer. Aber auch auf der Theaterbühne fühlt sie sich wohl: Sie ist seit einigen Jahren schon festes Mitglied des Ensembles am Schauspielhaus Bochum. Anne Herder hat mit der Pfälzerin über ihren Weg nach „oben“ gesprochen.

War die Schauspielerei schon ein Kindheitstraum von Ihnen?

Friederike Becht: Es gab tatsächlich einen sehr konkreten Auslöser. Von außen klingt das vielleicht ein bisschen bescheuert, aber es hat sich fest in meiner Erinnerung verankert: Als ich ungefähr acht war, war ich, so weit ich mich erinnern kann, das erste Mal im Kino. Es lief „Der König der Löwen“ und obwohl es ja ein animierter Film ohne Schauspieler ist, fand ich es unglaublich beeindruckend, wie der Film die Leute im Saal alle gleichzeitig mal zum Lachen, mal zum Weinen brachte. Das hatte etwas Magisches, wie der Film die Zuschauer vereint hat, wie alle gemeinsam dieser Geschichte gefolgt sind. Ich habe damals für mich den Wunsch entwickelt, dass ich das auch mal erreichen möchte, und habe das auch an diesem Tag in mein Tagebuch geschrieben. Danach habe ich es aber lange Zeit gar nicht mehr erwähnt.

Wie kam es dann, dass Sie den Traum später trotzdem weiter verfolgt haben?

Friederike Becht: Ich war in Kandel auf der IGS und dort wurde als Wahlpflichtfach „Darstellendes Spiel“ angeboten. Leider wollte außer mir keiner aus meiner Klasse das Fach belegen, deshalb habe ich auch ein bisschen gezögert, mich aber am Ende doch getraut. Das war eine gute Entscheidung! Ich konnte spielen, mich ausprobieren – und wurde auf diese Weise in meinem Traum bestärkt, die Schauspielerei weiter zu verfolgen. Deswegen habe ich ein bisschen später dann auch ein Praktikum beim Chawwerusch-Theater in Herxheim gemacht. Dort bin ich zwar nicht auf der Bühne gestanden, durfte aber die andere Seite kennenlernen: die Regiearbeit. Ich weiß leider nicht mehr, wie das Stück hieß, das da vorbereitet wurde, aber es ging auf jeden Fall um Tankstellen. Denn ich durfte für die Recherche das Team nachts zu einer Tankstelle begleiten, wo wir gemeinsam beobachtet haben, wer dort nachts alles auftaucht, welche Geschichten einem dort begegnen usw. – und aus diesem Beobachten entwickelte sich dann ein Theaterstück. Das war für mich extrem spannend. Und spätestens danach war ich mir ganz sicher, dass ich eine Ausbildung an der Schauspielschule machen will!

Wie schwer war denn der Weg nach oben dann?

Friederike Becht: Da muss natürlich erst mal geklärt werden, was überhaupt „oben“ ist (lacht). Tatsächlich war mein Weg gar nicht so wirklich steinig. Ich hatte großes Glück und bin direkt beim ersten Versuch an der Schauspielschule in Berlin aufgenommen worden. Das ist nicht selbstverständlich. Ich kann jedem, der sich an einer solchen Schule bewerben möchte, nur raten, sich darauf einzustellen, einige Versuche starten zu müssen! Bei mir lief es aber wie gesagt am Anfang recht geschmeidig (lacht). Nach der Ausbildung war ich einige Zeit frei bei verschiedenen Projekten unterwegs, bevor ich dann nach Bochum ans Theater gegangen bin.

Gab es denn keine Momente der Zweifel oder wo es nicht so rund lief?

Friederike Becht: Doch klar, die gibt es auch heute noch! In meinem Beruf gehört das dazu. Es gibt immer wieder mal Absagen nach einem Casting und man erfährt auch manchmal Ablehnung bei Kritikern oder beim Publikum, wenn man auf der Bühne steht. Man muss erst mal lernen, damit umzugehen. Die Schauspielerei ist jeden Tag aufs neue spannend und abwechslungsreich, man weiß oft nicht, was der Morgen bringt. Das ist aufregend, aber kann einen auch belasten. Vor allem als junger Mensch ist das nicht einfach, ich kenne aber auch viele erfahrene Kollegen, die mit diesem Gefühl, nicht genau zu wissen, wie es weitergeht, nicht immer gut umgehen können. Es kann immer mal Phasen geben, in denen ein Projekt nicht so funktioniert, wie man es geplant hatte oder wo man mehrere Absagen hintereinander bekommt – oder wenn einfach mal nicht ein Projekt nahtlos ins andere übergeht. Das kommt immer wieder vor! Dann muss man wissen, wie man seine Zeit trotzdem erfüllend gestaltet.

Wie machen Sie das denn, wenn der umgekehrte Fall eintritt: Sie haben mehrere Angebote auf dem Tisch liegen. Wie wählen Sie ihr Projekt dann aus?

Friederike Becht: Das Wichtigste ist das Drehbuch! Es braucht einen guten „Boden“. Danach schaue ich mir die Rolle an: Interessiert mich dieser Charakter, das Thema? Habe ich so etwas Ähnliches gerade erst gespielt und brauche jetzt mehr Abwechslung? Und als drittes spielt es natürlich auch eine wichtige Rolle, wer hinter dem Projekt steckt: Wer ist der Regisseur? Wer sind meine Schauspiel-Kollegen? Meistens lernt man sich im Rahmen der Castings vorher kennen und kann da schon gut einschätzen, wie man aufeinander reagiert. Das ist oft sehr spannend.

Friederike Becht in der ZDF-Krimi-Reihe „Nachtschicht“. (Foto: ZDF/Marion von der Mehden)

Wenn Sie hier in der Südpfalz unterwegs sind, welche Gefühle kommen da hoch? Werden Sie oft erkannt und angesprochen?

Friederike Becht: Mein Gefühl hat sich eigentlich nicht groß verändert im Vergleich zum Gefühl meiner Kindheit. Ich habe mich selbst ja auch nicht sehr verändert, nur weil ich inzwischen ein paar Mal im Fernsehen zu sehen war. Es ist einfach immer schön, zuhause zu sein, meine Mutter zu sehen, alte Freunde zu treffen. Natürlich werd ich öfter mal auf meine Arbeit angesprochen, das kann ich auch absolut verstehen. Dann erzähle ich gerne ein bisschen aus meinem Alltag. Die Bekannten meiner Mama oder die Leute in Winden selbst, fragen auch manchmal ein bisschen genauer nach. Aber das würden sie wahrscheinlich auch, wenn ich was ganz anderes machen würde – auf dem Dorf würde mich ja auch dann fast jeder kennen (lacht).

Was steht denn normalerweise auf dem Programm, wenn Sie in der Pfalz sind?

Friederike Becht: Ich genieße die Ruhe, gehe aber auch viel raus spazieren – im Wald, durch die Felder. Das habe ich schon immer geliebt. Ich besuche auch oft alte Freunde, im Sommer verbringe ich die Zeit hier sehr gerne am Baggersee, gehe mal einen Wein trinken oder gut Essen.

Wie oft schaffen Sie es denn, hierher zu kommen?

Friederike Becht: Zu selten! Das trifft es wohl am besten. Ich bin vielleicht zwei drei Mal im Jahr hier, wäre es aber gerne öfter.

Sprechen Sie eigentlich Pfälzisch?

Friederike Becht: Ja, klar. Ich habe mit Pfälzischem Dialekt meine Schauspielausbildung gestartet. Ich musste das dann aber natürlich ablegen und richtig Hochdeutsch lernen. Auf der Bühne schränkt so ein Dialekt dann doch eher ein. Ich glaube aber, so ein ganz kleines bisschen hört man es immer noch bei mir raus. Wenn ich sehr müde bin oder was getrunken habe, kommt es auch manchmal noch ein bisschen mehr durch.

Sprechen Sie mit Ihren Kindern manchmal Pfälzisch?

Friederike Becht: Das kommt schon manchmal vor, vor allem, wenn wir alle zusammen in der Pfalz sind. Dann rede ich in meinem alten Dialekt – und sie passen sich dann auch selbst ein bisschen an. Kinder übernehmen das ja sehr schnell.

Friederike Becht im Fernsehen: Im November und Dezember ist die Schauspielerin in zwei ZDF-Produktionen zu sehen, einmal in der Krimi-Reihe „Nachtschicht“ mit Armin Rohde und in der Märchenverfilmung „Die drei Königskinder“. Am Schauspielhaus Bochum feiert Becht im Oktober mit dem Stück „Ein Fest für Mackie“ Premiere.