Landau/Schweighofen. Wer fliegt, sieht die Welt mit anderen Augen. Wer sich von einem der beiden Flugplätze in der Südpfalz – der eine befindet sich auf dem Ebenberg bei Landau, der andere in Schweighofen – in die Lüfte erhebt, erlebt den Pfälzerwald und die Rheinebene aus einer atemberaubenden Perspektive. Doch nicht nur das macht den Flugsport so besonders. Ob mit motorisierten Flugzeugen, Segelfliegern oder Luftsportgeräten: Schon das Fliegen selbst versetzt in ein Hochgefühl, das die Sportler antreibt.

„Das Erlebnis des Fliegens ist aus dem Cockpit heraus einfach unbeschreibich schön“, schwärmt Theo Ott, erster Vorsitzender des Aero-Club Landau, und er ist sich sicher: „Der typische Flugsportler ist schön, weil nach einem Flug das Lächeln im Gesicht und die gute Laune lange bleibt. Gute Laune macht einfach schön.“

Fluglehrer Stephan Adamo im Segelflugzeug Duo Disus des Aero Clubs mit einem Sprössling. (Foto: Stephan Adamo)

1950 gegründet, ist der Aero-Club einer der ältesten Flugsportvereine in der Pfalz. Er bildet über einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Jahren mit ehrenamtlichen Fluglehrern zum Segelflieger aus. 13 bis über 80 Jahre alt sind die derzeit etwa 50 aktiven Piloten. Insgesamt hat der Verein 90 Mitglieder und umfasst sechs Segelflugzeuge, darunter zwei Doppelsitzer, einen doppelsitzigen Motorsegler und zwei doppelsitzige Ultraleichtflugzeuge. Auch der Verein der Landauer Segelfluggemeinschaft mit seinen zahlreichen Segelflugzeugen nutzt den Flugplatz am Ebenberg. Um Pilot zu werden und den Flugsport regelmäßig auszuüben, braucht man kein eigenes Flugzeug, sondern nutzt die vereinseigenen. Auch weil sich alle Mitglieder ehrenamtlich aktiv in den Flugbetrieb einbringen, ist diese Sportart keineswegs so teuer, wie allgemein vermutet wird. Skifahren kann teurer sein. 

„Wir hoffen, bald wieder alle Interessierten zu Veranstaltungen begrüßen zu können. Dann bieten wir auch wieder Schnupperflüge und andere Events an“, freut sich Ott auf die Zeit nach dem coronabedingt eingeschränkten Flugbetrieb.

„Freiheit pur!“

Jochen Polsz in einem Antares, einem Elektroflugzeug (Foto: Jochen Polsz)

Auch der seit 1963 bestehende deutsch-französische Luftsportverein Aero-Club Schweighofen-Wissembourg in Schweighofen nahe der französichen Grenze lebt vom Miteinander. Er ist Betreiber des Flugplatzes, besitzt eine Flotte von fünf motorbetriebenen Flugzeugen und bietet in seiner ebenfalls nicht gewerblichen Flugschule Ausbildungen für Motorsegler und Motorflugzeuge an.

Am Westende des Schweighofener Flugplatzgeländes befindet sich der Fallschirmsportclub FSC-Südpfalz. Entgegen allgemeiner Vorstellungen praktizieren dort nicht nur mutige Männer ihren Sport, sondern auch immer mehr Frauen und Mädchen. Der 180 Mitglieder zählende Verein nutzt den Flugplatz als Start- und Landeplatz für lizensierte Springer und Tandemsprünge . 

„Das Fliegen mit dem eigenen Körper ist eine unüberbietbare Steigerung des Selberfliegens und das ist Freiheit pur“, schwärmt Tandemmaster und Betriebsleiter Dominique Stoll vom Verein des Fallschirmsportzentrums.

Aus vier Tausend Meter Höhe begeben sich die Springer für rund eine Minute in den freien Fall und dann gibt es nur noch das Jetzt. „Viele Menschen erleben im Alltag kein Risiko mehr. Fallschirmspringer sind keine Draufgänger. Sie suchen beim Fallschirmspringen zwar das Risiko, allerdings aus der Sicherheit heraus. Denn es ist zwar gefährlich, lässt sich aber sicher ausführen“, erklärt Stoll die Begeisterung für diese Sportart. Wenn sich nach rund 60 Sekunden der Schirm öffnet, dauert es noch etwa sechs bis acht Minuten bis zur körpereigenen Landung. 

Ebenso wie die Luftsportler der beiden Aero-Clubs verbringen auch die Springer meist ganze Wochenenden auf dem Sportplatz, mit mehreren Sprüngen, abends geselligem Beisammensein, bei schönem Wetter auch am Lagerfeuer und fernab vom Alltag. „Nach einem Wochenende auf dem Sportplatz ist man so erholt, wie nach zwei Wochen Urlaub“, erzählt Stoll begeistert.

Zwar musste die Geselligkeit in den letzten Monaten ausbleiben und Besuche waren nur eingeschränkt möglich. Doch sobald es die Coronalage erlaubt, wird es wieder möglich sein, bei lizensierten Piloten einmal mitzufliegen. Interessierte können dann auch wieder am Wochenende vorbeikommen. Sowohl die beiden Aero-Clubs als auch die Springer haben Clubheime, die am Wochenende bewirtet sind. Bei einem Getränk kann man von der Terrasse der Clubheime aus den Flugbetrieb in aller Ruhe beobachten. Vielleicht lässt sich allein schon beim Anblick der Sportler das Glück des Fliegens erahnen und für manch einen beginnt dort möglicherweise eine neue Leidenschaft. (csch)