Haben wir ein Müllproblem?

Verpackungen, Tüten, Strohhalme und seit einiger Zeit leider auch Einweg-Alltagsmasken: Der Abfall, den man bei einem einzigen Spaziergang findet, füllt oft einen großen Beutel

Einwegmasken werden zunehmend zum Umweltproblem. (Foto: hea)

Eigentlich wollte ich mir die Ausflugsziele der Region vornehmen: Picknickplätze, beliebte Wanderrouten und Fahrradstrecken. Denn das Thema ist mir in den vergangenen Wochen schon sehr oft begegnet. Die Menschen verbringen sehr viel Zeit draußen im Moment, machen mehr Ausflüge und öfter Kurzurlaub in der Region. Das ist erstmal ein sehr erfreulicher Trend. Dennoch gibt es auch unerfreuliche Begleiterscheinungen: Camper, Wanderer, Radfahrer, Spaziergänger – sie hinterlassen alle ihre Spuren in der Landschaft. Je mehr es sind, desto mehr Spuren. Und so lautet gerade in diesem Jahr immer öfter der Appell: „Achtet auf die Umwelt, lasst keinen Abfall liegen.“ Ich wollte also mal nachschauen, was die Leute an den besonders frequentierten Plätzen so alles zurücklassen – und habe schon nach ein paar Metern auf dem Fahrrad gemerkt, dass meine Recherchetour so groß gar nicht werden muss. Selbst auf ganz normalen – also wenig touristischen – Feldwegen findet man überall Müll. Das war meine erste ernüchternde Feststellung.

Klar ist, die Allermeisten verhalten sich vorbildlich. Aber die Hinterlassenschaften der wenigen, die es nicht tun, bleiben lange sichtbar: Die harmloseren Dinge wie Bananenschalen oder auch Karton-Verpackungen brauchen immerhin mindestens sechs Wochen, bis sie verrotten. Sobald eine Beschichtung oder Kleber ins Spiel kommt, verlängert sich diese Zeit aber immens. Getränkedosen aus Aluminium zerfallen durch Korrosion und das dauert ca. 100 bis 200 Jahre. Man kann es sich schon denken: Ganz schlecht sieht es für Kunststoffe aus. PET-Flaschen brauchen beispielsweise bis zu 500 Jahre, bis sie sich zersetzt haben. Übrig bleibt aber auch dann immer noch gefährliches Mikroplastik.

Was in diesem Jahr nun außerdem noch hinzukommt, sind die Einwegmasken. Schon seit einigen Wochen machen Umweltschützer darauf aufmerksam, dass die Wegwerfprodukte zum Problem werden könnten. Viele davon landen über Bäche und Flüsse am Ende im Meer, dort dauert es noch 450 Jahre, bis sie endgültig verrottet sind. Ein Mund-Nasen-Schutz, der nicht wiederverwendbar ist, muss im Restmüll entsorgt werden. Auf meiner kurzen Tour habe ich alleine drei dieser Masken gefunden. Zusammen mit den Verpackungen, Papiertüchern und Plastiktüten, die ich sonst noch auf meiner Strecke eingesammelt habe, füllt sich so mein Beutel sehr schnell. Und ich habe nur nach größeren Dingen Ausschau gehalten. Zigarettenstummel oder Kaugummis habe ich gar nicht ins Visier genommen.

Die Verschmutzung ist eine Gefahr: Giftstofffe gelangen in die Umwelt, Vögel oder andere Tiere fressen Plastikteile – das Ökosystem wird nachhaltig geschädigt. Seinen Müll bitte nicht in der Landschaft zu entsorgen, ist ein logischer Appell. Jeder vernünftig denkende Mensch hält sich aber ja vermutlich sowieso schon daran. Die Lösung muss aber noch viel weitreichender sein: Statt Plastiktüte kann man Stoffbeutel nutzen, selbstgenähte Masken und umweltfreundliche Brotboxen. Das sind keine besonders neuen Erkenntnisse und im Grunde weiß das ja auch jeder.

Wenn man sich nun aber die Massen an (Plastik-)Müll in der Landschaft genauer ansieht, kann man durchaus verstehen, dass u.a. die EU ab 2021 nicht mehr auf Freiwilligkeit setzen möchte, wenn es um die Vermeidung von Müll geht. Ab dann gilt hier das Verkaufsverbot von Einweg-Kunststoffartikeln wie beispielsweise Besteck, Strohhalme, Wattestäbchen und bestimmte Fast-Food-Verpackungen. (hea)

Hinweis in einem aktuellen Flyer der Südlichen Weinstraße. (Foto: hea)