In „Dinner für Spinner“ spielt Tom Gerhard (rechts) den Supertrampel Matthias Bommel. (Foto: Steffi Henn)

Am 29. September begeisterte Tom Gerhardt in der Komödie „Dinner für Spinner“ das Wörther Publikum in der Festhalle. In dem von Francis Veber adaptierten Theaterstück spielt Gerhardt die Rolle des Matthias Bommes, der zu einem Dinner eingeladen wird und dort für Chaos sorgt.

Francis Veber schrieb die Drehbücher zu „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh’ und „Ein Käfig voller Narren“.

Sie sind gerade mit der Theater-Komödie: „Dinner für Spinner“ unterwegs. Wie sieht denn so ein typischer Tourtag von Ihnen aus?

Tom Gerhardt: Jetzt haben wir knapp 50 Termine kreuz und quer in ganz Deutschland. Ich bin eh ein Nachtmensch. Das heißt abends fit zu sein und Energien abzugeben, bin ich seit langen Zeiten gewohnt. Danach bin ich allerdings so aufgedreht, dass ich dann nicht direkt schlafen kann. Dann bin ich oft zu Hause und entspanne mich oder schaue noch eine Serie an. Dann schlafe ich relativ lange aus, es sei denn, mein Söhnchen schmeißt mich schon um halb acht aus der Kiste, das kommt schon häufig vor, aber danach kann ich mich nochmal hinlegen. Erst ab mittags komme ich eigentlich erst richtig in Fahrt. Dann geht es meistens schon los an einen anderen Ort. So vergehen die Tage doch ziemlich zügig.

Gibt es da einen gewissen Reiz, auf der Bühne zu stehen?

Tom Gerhardt: Wenn es den nicht gäbe, würde ich es nicht machen. Ich habe immer gerne den Buffo gespielt – verrückte Leute, durchgeknallte Leute und habe sehr viele Energien von der Bühne gegeben und bin auch viele losgeworden, die überschüssig waren. Ich bin selbst ja sehr brav und bürgerlich aufgewachsen. Umso mehr Spaß macht es mir, in ganz wilde, völlig außergewöhnliche Charaktere zu schlüpfen. In „Dinner für Spinner“ spiele ich die Figur des „Trottel-Terminators“ „Matthias Bommes“. Das ist ein sehr lieber Mensch, gehört allerdings zu der Sorte Mensch, von denen du dir besser nicht helfen lässt. Er meint es gut, aber er richtet immer das Grauen an.

Sie sind ja ein Allrond-Talent: Komiker, Theater-, Film- und Fernsehschauspieler… Was macht eigentlich davon am meisten Spaß?

Tom Gerhardt (2. von rechts) in „Dinner für Spinner“. (Foto: Nicole Bruehl)

Tom Gerhardt: Eigentlich die Bühne, weil man ja direkt mit dem Publikum agiert. Bühne ist immer das Direkteste. Natürlich hat man im Film ganz andere Möglichkeiten – sogar schon im Fernsehen und besonders beim Kinofilm – das hat natürlich schon seinen eigenen Wert. Man kann sich den Film in den Schrank stellen und ihn nach 20 Jahren nochmal anschauen, wann man möchte. Das ist beim Theaterstück nicht so einfach möglich. Man könnte das Stück zwar aufnehmen, aber wir sprechen hier ja von dem Erlebnis, das man hat, während man es tut. Da ist Theater natürlich unschlagbar.

Gibt es da noch Zeit für ein Privatleben?

Tom Gerhardt: Ja. Wir sind ja nicht immer auf Tournee. Jetzt bin ich mal 50 Tage unterwegs, gerade mal zwei Monate und danach wird das Leben wieder relativ normal.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten? Haben Sie ein bestimmtes Hobby?

Tom Gerhardt: Gut ausschlafen. Ein bisschen durch die Natur laufen, spazieren. Also ich bin nicht so der Jogger-Typ – ich hasse Joggen! Ich lese ganz gerne und treibe mich am liebsten mit meinem kleinen Sohn und meiner Lebensgefährtin herum. Ich bin also privat „Voll normal“!

Was tun Sie, um sich fit zu halten?

Tom Gerhardt: Zu wenig!

Wie haben Sie denn Ihr Unterhaltungs-Talent entdeckt? Und wann stand für sie fest, dass Sie Comedian werden wollen bzw. dass die Comedy Ihnen liegt?

Tom Gerhardt: Das kann man so schlecht sagen, denn das war bei mir keine wirklich geplante Sache. Ein Freund von mir hat damals den Anstoß gegeben, an der Studienbühne der Uni Köln etwas mitzumischen und dort vielleicht mal ein Theaterstück zu machen. Da haben wir unsere ersten Gehversuche gemacht. Wir haben direkt mit allen Krach bekommen, weil wir politisch inkorrekt waren – für damalige Zeiten zumindest. Ich bin es dann mein Leben lang immer geblieben. Das Stück, mit dem ich jetzt auf Tour bin, hebt sich davon ab. Das ist eher ein Klassiker, den wir sehr schön umgebaut haben. Er berührt nicht den Argwohn der politisch Korrekten.

In Deutschland gibt es ja recht viele Comedians und es werden auch immer mehr. Wie schafft man es denn in diesem Umfeld, sich durchzusetzen und über einen so langen Zeitraum vorne mit dabei zu sein? 

Tom Gerhard: Ich mache das ja schon recht lange und bin auch nicht der klassische Comedian, der in eine Comedy-Sendung kommt und versucht, innerhalb von drei Minuten seine Gags loszuwerden. Ich bin eher „The Classic Guy“, der schon zeit Jahrzehnten unterwegs ist.

Haben Sie ein Vorbild? Welchen Schauspieler sehen Sie gerne im Fernsehen?

Tom Gerhardt: Ein Vorbild habe ich nie gehabt. Lange Zeit war mein Lieblingsschauspieler Robert Mitchum. Der hatte so etwas Abgebrühtes, auf eine sympathische Art und seine Einstellung zu seinem Beruf fand ich auch Klasse. Dass er gesagt hat: „Eine anständige Arbeit wäre viel schwieriger für mich gewesen.“ Er hat sich später seine Rollen auch nach den Schaupätzen ausgesucht. Er war wirklich megacool! Er war so ein Typ, der aufgetreten ist im Film und die Leinwand war voll! Darum haben sie ihn beneidet und alle, die das Schauspielen so irrsinnig erst genommen haben, haben sich geärgert. Das heißt ja auch eigentlich „Schau-Spieler“ von „spielen“ und er ist da auch spielerisch mit umgegangen. Unvergesslich, wie er einmal als Phillip Marlow seine Nase am Fenster plattdrückte und einfach so ins Haus starrte. Ich kann diese Fresse nicht vergessen. Ich fand den immer irgendwie sympathisch.

Redakteurin Regina Teutschländer traf auf Tom Gerhardt. (Foto: privat)

Welche Musik hören Sie privat?

Tom Gerhardt: Fast alle Musikrichtungen, wenn es richtig gut gemacht ist. Ob das Barockmusik ist: Händel, Bach. Ob es Morzart ist oder Verdi. Ich höre auch gerne so richtige Sommerhits, Pophits, ein paar schöne Rockballaden. Eigentlich finde ich fast in jedem Musikstil etwas, was mir sehr gefällt. Ich mag auch sehr gerne R`n`B und Soul.

Was war bis jetzt Ihr persönliches Highlight?

Tom Gerhardt: Ich hatte sehr schöne Live-Vorstellungen, bei denen der Saal explodiert ist, weil die Leute irrsinnig gut drauf waren. Ein Film drehen ist schon eine tolle Sache. Das ist richtige Handwerksarbeit. Man dreht so einen Film ja nicht durch, so wie man auf der Bühne ein Stück durchspielt, das geht ja Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen.

Haben Sie vor Ihren Auftritten noch Lampenfieber?

Tom Gerhardt: Nein, nie gehabt!

Wenn Sie auf die Anfänge Ihrer Karriere zurückblicken, was würden Sie anders/genauso machen?

Tom Gerhardt: Ich hätte vielleicht zu Zeiten von „Hausmeister Krause“, der ja ein ganzes Jahrzehnt lief, etwas anderes parallel dazu gesetzt. Ich habe da mein Live-Spielen zu lange vernachlässigt. Aber wir haben ja alles selbst geschrieben und selbst erfunden. Das hat auch wirklich gezehrt. Das Spielen hat mir nie irgendetwas ausgemacht, aber das Erfinden hat einen schon beschäftigt, um immer noch originell zu sein. Dann kam ja noch ein Kinofilm dazwischen. In dieser Zeit bin ich nicht so richtig zum Live-Spielen gekommen. Aber: was willste machen?

Kommt man da eigentlich schnell wieder ins Live-Spielen rein, wenn man so lange ausgesetzt hat?

Tom Gerhardt: Ja klar, kein Problem!

Wenn Sie Ihr Leben als Komödiant in einem Satz zusammenfassen müssten, wie würde dieser lauten?

Tom Gerhardt: Hätte nie gedacht, dass es so lange geht, aber darüber freue ich mich!

Waren Sie schon oft in unserer Region unterwegs?

Tom Gerhardt: Ich kenne Karlsruhe, da habe ich immer gerne gespielt. Ich war früher mit meiner Tour immer in der Festhalle in Durlach. Da hat es immer gekracht, da war ein Super-Publikum. Da habe ich mich immer schon im Vorfeld drauf gefreut. Da gig es wirklich immer ab!

Auf was dürfen sich Ihre Fans als nächstes freuen? Können Sie unseren Lesern schon etwas verraten?

Tom Gerhardt: In dem Stück „Ein Dinner für Spinner“ spiele ich den Supertrampel Matthias Bommes. Den Leuten, denen das gefallen hat, die sollten sich schon mal ein dickes Kreuzchen machen, wenn ich wiederkomme mit dem neuen Stück, das ich jetzt selbst geschrieben habe, das erste von mir selbstgeschrieben echte Theaterstück „Ketten der Liebe“, da tritt nämlich der Trottel-Terminator wieder auf. Das hört sich zwar an, wie eine Vorabend-Schmalzserie, ist es aber überhaupt nicht. „Ketten der Liebe“ ist der Song von einem etwas schleimigen Deutsch-Softrocker, der nach außen hin immer den Super-Kumpel gibt, aber in Wahrheit ein ziemlicher Arsch ist. Und der gerät in die Fänge von Mega-Fan Matthias Bommes, der einen eigenen Fan-Club für ihn gegründet hat und dort schon zum Major aufgestiegen ist und ein Meet-and-Greet gewonnen hat. Dieser Fan wird dem Musiker zum Verhängnis. Aber er hat ihn sich verdient, denn er ist ein heuchlerischer Star, der eigentlich auch seine Fans verachtet und das bekommt er jetzt volle Packung zurück. Das ist „Ketten der Liebe“, das ist das nächste Stück.