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In ihren Kindheitstagen war Paula überzeugt davon, dass Menschen, die die beiden Buchstaben mit dem Punkt am Ende „Dr.“ in ihrem Namen trugen, auch wirklich Doktoren waren, also Ärzte, mit Spritzen und so. Je älter sie wurde, musste sie jedoch feststellen, dass ein Mensch mit dem Zusatz „Dr.“ nicht immer gleichzusetzen war mit dem Mann (sie hatte einen männlichen Hausarzt), der stets nach Desinfektionsmitteln roch und ihr das Holzstäbchen so weit in den Mund steckte, dass sie regelmäßig würgen musste. Heute gibt es Doktortitel wie Sand am Meer: auf Klingelschildern, Visitenkarten, Grabsteinen, ja sogar auf Gepäckanhängern. Eine Doktorarbeit abgeschlossen zu haben, ist ein Erfolg, keine Frage und das rechnet Paula jedem, der das geschafft hat, auch hoch an. Aber warum nochmal muss das Zeugnis eines Drittklässlers von seiner Mutter mit dem Zusatz „Dr. XY“ unterschrieben werden? Paula ist es ein Bedürfnis, ihre Kollegen nach ihrer Meinung zu dem Thema zu befragen.

„Ich saß vor Kurzem in einem Flugzeug nach London und ein Passagier klagte über Kreislaufprobleme. Da sich das britische Bordpersonal nicht zu helfen wusste, sprachen sie den Herren, der eine Reihe vor mir saß, an, weil dieser in seinem Reisepass den Zusatz „Dr.“ vermerkt hatte. Der Mann schüttelte jedoch nur den Kopf, erklärte freundlich, dass er Historiker sei und kein medizinisches Fachwissen besitze“, berichtet Elli.
„Ihr glaubt gar nicht, was mir letztens im Wartezimmer beim Arzt passiert ist“, schaltet sich nun auch Günther in das Gespräch mit ein. „Die Sprechstundenhilfe kam rein und sagte: ‚Frau Meier bitte‘. Keine Reaktion. ‚Frau Meier?‘, Pause, ‚Keine Frau Meier?‘. Wieder keine Reaktion. Auf einmal schaute eine Dame von ihrer InTouch hoch und fragte ‚Meinen Sie Frau Dr. Meier?‘ Die Sprechstundenhilfe schaute irritiert auf die Krankenakte und bestätigte: ‚Ja, Frau Dr. Meier‘. Endlich legte die Frau ihr Klatschmagazin beiseite, stand auf und sagte: ‚Ja, Frau Dr. Meier, das bin ich.‘ Unglaublich oder?“; Günther schüttelt verständnislos den Kopf.

„Was sagst denn du dazu“, fragt Paula nun Herrn Schmidt. „Ihr kennt doch meine Devise“, winkt dieser ab und beißt genüsslich in einen Apfel. „An Apple a Day keeps the Doctor away.“