Als „Simmel“, der im ZDF an der Seite von „Marie Brand“ (Mariele Millowitsch) bald den 25. Fall ermittelt, hat sich der Schauspieler Hinnerk Schönemann in die Herzen der Zuschauer gespielt. Simmel ist authentisch, etwas tollpatschig, überschätzt sich (und seine Wirkung auf Frauen) gerne selbst – ist dabei aber immer grundehrlich. Das kommt an! Im Gespräch mit Markus Eisel und Anne Herder gibt sich der 44-Jährige ebenfalls sehr offen und unterhaltsam. Und das obwohl er – nach eigener Aussage – als Nordlicht gesellschaftliche Events gerne meidet und eher unkommunikativ ist. Mit den Pfälzern hat die Kommunikation direkt geklappt.

Hinnerk Schönemann: Pfalz! Woher kommt ihr denn genau?

Unser Verlag sitzt in der Südpfalz. Zwischen der Südlichen Weinstraße und der französischen Grenze…

Hinnerk Schönemann: Ah! Da bin ich schon ein paar Mal durchgefahren!

Na, immerhin! Das nächste Mal musst du aber anhalten!

Hinnerk Schönemann: Ich fahre da immer im Rahmen einer Oldtimer Rallye durch. Da ist es schwierig, einfach anzuhalten.

Es gäbe dann aber auch einen guten Wein!

Hinnerk Schönemann: Ich trinke gar keinen Wein. (zögert) Nein, stimmt nicht ganz, ab und zu trinke ich ein Glas, aber sehr selten! (überlegt) Na, gut! ich hole mir eine Flasche ab. Oder eine Kiste.

Bist du also eher der Bier-Trinker?

Hinnerk Schönemann: Nein! Ich trinke so gut wie gar keinen Alkohol. Ich habe noch nie in meinem Leben Bier getrunken! Das heißt: Ich musste es aber ein einziges Mal kosten. Ein Kollege hat mich damals überredet. Wir waren zusammen in Tschechien – da habe ich tatsächlich zwei oder drei Schluck genommen. Das war’s. Mehr Bier habe ich noch nie getrunken!

War das denn eine bewusste Entscheidung, kein Bier zu trinken? Spätestens wenn man mit 15 auf Schulpartys feiert, hat man doch mal eine Flasche in der Hand!

Hinnerk Schönemann: Das ist komplett an mir vorbeigegangen, weil ich diese Partys auch so gut wie nie besucht habe! Das ist einfach nicht meins. Ich drücke mich heute noch vor solchen Events – bin da immer ganz still und schnell wieder weg.

Anne Herder sprach mit dem sympathischen Schauspieler. (Foto: eis)

Dann warst du auch kein Klassenclown?

Hinnerk Schönemann: Doch! Das war ich! Aber Roter Teppich, Filmfeste und solche Sachen – das ist nichts für mich. Da muss man sich unterhalten und das fällt mir sehr schwer! Hier ist es natürlich etwas anderes. Das ist mein Job und das mache ich dann natürlich sehr gerne.

Das beruhigt uns jetzt ein bisschen. Aber ist es nicht schwierig sich als Schauspieler zu etablieren, wenn man diesen ganzen Events fernbleibt? Stichwort: Netzwerken…

Hinnerk Schönemann: Anfangs habe ich mich tatsächlich dahin gequält. Es hat mir aber nie Spaß gemacht, weil ich Smalltalk auch einfach nicht beherrsche. Ich kann das nicht. Ich verkrampfe dabei. Beim Drehen ist es was anderes. Da habe ich einen Leitfaden, ein Team um mich rum … das macht einfach Spaß! Aber wenn ein Kollege nach dem Dreh auf mich zukommt und fragt, ob ich noch mit auf ein Bier komme, suche ich nach tausend Ausreden … – egal, wie lieb ich ihn hab.

Das überrascht ein wenig. Man denkt ja zumindest, dass man als Schauspieler kein Problem damit hat, im Mittelpunkt zu stehen.

Hinnerk Schönemann: Wenn ich arbeite, tue ich das auch gerne! Ich bin ein Unterhalter und tobe mich aus. Nur privat ist es eben das Gegenteil.

Wie bist du denn an die Rolle als Simmel gekommen?

Hinnerk Schönemann: Na, mir gehört das ZDF und ich habe gesagt, ich wäre gerne mal wieder zu sehen! (lacht) Nein, im Ernst. Ich kenne Mariele Millowitsch schon sehr lange. Ich habe sie beim Dreh zu einer Doppelfolge der „Familienanwältin“ kennengelernt. Ein oder zwei Jahre später wurde ich dann zum Casting für „Marie Brand“ eingeladen – das erzählt mir Mariele zumindest immer. Ich kann mich daran gar nicht mehr erinnern. Ich hab’ mir das erst mal in Ruhe angeschaut, gesehen, dass das Potenzial hat und deswegen eingewilligt. Darüber bin ich immer noch sehr froh, weil uns bei der Reihe viele Freiheiten gelassen werden. Anfangs musste ich mir die Art, wie ich Simmel spiele, ein wenig erkämpfen, aber ich darf mich da inzwischen einfach ausprobieren, das macht Spaß! Ich bin wirklich glücklich, dass ich immer noch dabei sein darf.

Die Rolle ist ja auch wirklich sehr unterhaltsam!

Hinnerk Schönemann: Ja! Ich mag den Simmel auch total. Er tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste und muss sich dann an seinem eigenen Schopf wieder rausziehen. So wie wir selbst draußen ja auch rumlaufen: ein bisschen größer als wir eigentlich sind. Und trotzdem hat Simmel immer auch die Größe, sich zu entschuldigen.

Wie hat sich denn das Verhältnis zu deiner Schauspielpartnerin Mariele Millowitsch entwickelt, seit ihr zusammen diese Reihe dreht.

Hinnerk Schönemann: Wir sind auch privat sehr eng befreundet! Sie ist die Patentante meines großen Sohns. Wir schreiben uns sehr viel, telefonieren auch alle paar Wochen miteinander und jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, können wir genau da anknüpfen, wo wir das letzte Mal waren! Das ist was Tolles! Eine wirklich tolle Lebensfreundin!

Wenn man ein so enges Verhältnis zu seiner Kollegin hat – macht es das dann einfacher oder schwieriger beim Dreh miteinander?

Hinnerk Schönemann: In den letzten zehn, zwölf Jahren seit wir uns kennen, gab es vielleicht ein, zwei Mal kleine Reibungspunkte. Das waren dann aber Dinge, die kein anderer registriert. Die stehen neben uns und merken nicht mal, dass da was ist. Ich kann selbst gar nicht mehr sagen, warum wir uns gestritten hatten. Es kommt ja auch extrem selten vor! Ich glaube, gerade weil wir so verschiedene Typen sind, ergänzen wir uns gegenseitig einfach gut! Das harmoniert also wunderbar!

Kann Mariele wirklich mit zwei Händen gleichzeitig schreiben?

Hinnerk Schönemann: Ja. Wirklich. Das ist aber reine Trainingssache, ich kann das auch. Ich hab’ es ihr ja beigebracht! (lacht) Das kann also jeder. Aber Mariele kann es am besten! Ich hab’ ihr aber gesagt, dass sie das mal machen soll. Und es war ein voller Erfolg – deswegen ist die Szene ja auch im Vorspann gelandet! … Da sind übrigens einige Szenen drin, die ursprünglich so nicht geplant waren. Das Ziehen der zweiten Waffe zum Beispiel. Simmel hat ja eigentlich nur eine Waffe – logisch. Aber sobald Marie Brand in Gefahr ist, hat er eine zweite Waffe! Und es wird nie erklärt, warum.

Wie kamst du denn überhaupt zu dem Beruf Schauspieler? War das schon immer ein Traum von dir?

Hinnerk Schönemann: Eigentlich nicht, nein. Wichtig war für mich immer, dass ich mein eigener Chef sein kann. Ich wollte nie ins Büro! Bis ich ungefähr 22 oder 23 war, wollte ich eine Zoohandlung aufmachen. Ich hatte den Kredit sogar schon. Ich hatte vorher bereits Reptilien, Schlangen, Schildkröten und Fische gezüchtet und auch damit gehandelt. Also war der nächste Schritt für mich logisch. Dann ist aber ein Kumpel von mir – mit dem ich schon Theater gespielt hatte – an der Schauspielschule angenommen worden. Und er hat mich drauf gebracht. Ich bin also auch dort hingegangen und hab mich dafür begeistern können.

Im April wird im ZDF der 25. „Marie Brand“-Krimi ausgestrahlt. (Foto: ZDF/Guido Engels)

Und inzwischen ist es so, dass du dir deine Rollen aussuchen kannst … ?

Hinnerk Schönemann: Na ja … ich hab’ ja meine festen Verpflichtungen. „Marie Brand“ hier in Köln, „Nord bei Nordwest“, das an der Ostsee gedreht wird. Dadurch kann ich gar nicht allzu viele weitere Projekte annehmen. Ich habe aber eine sehr schlaue Agentin, die es hinkriegt, dass ich zwischendurch auch mal andere tolle Rollen spielen kann! Ich bin mittlerweile aber auf jeden Fall dankbar, dass ich das Glück habe, mir meine Projekte aussuchen zu können.

Und dazu kommt dann noch ein eigener Bauernhof. Das ist ja auch eine Menge Arbeit!

Hinnerk Schönemann: Ja, aber das läuft so nebenbei. Das ist eben mein Leben!

Muss man als Schauspieler denn nicht in einer Großstadt leben?

Hinnerk Schönemann: Warum? … Ich habe das auch lange gedacht, aber das stimmt überhaupt nicht! Ich gehe ja sowieso abends nicht weg, gehe nicht gerne in Cafés usw. Auf meinem Hof habe ich auch Internet, kann E-Mails beantworten und telefonieren. Mehr brauche ich ja nicht. Ich könnte theoretisch auch in einem ganz anderen Land leben und es würde funktionieren. Sonja Kirchberger wohnt ja zum Beispiel auf Mallorca, oder? … oder Marie Bäumer, wohnt die nicht in Paris?

Hmmm. Keine Ahnung.

Hinnerk Schönemann: (lacht) Hauptsache, ihr wisst, wer ich bin! Das reicht vollkommen. Ihr macht das sehr gut. … Aber zurück zum Thema: Ich brauche die Stadt wirklich nicht! Ich brauche aber die körperliche Arbeit auf dem Hof, das macht mir Spaß!

Wie sieht denn so ein typischer Tag auf dem Bauernhof bei dir aus?

Hinnerk Schönemann: Vorgestern bin ich zum Beispiel mit meinem Trecker in den Wald gefahren, habe dort die Bäume aufgeladen, die ich ein paar Tage zuvor mit einem Bekannten gefällt hatte, und habe sie nach Hause gefahren. Dort hab’ ich sie abgeladen und gestapelt. Gestern hab’ ich mich dann um unseren Hof gekümmert: Ich hatte einen großen alten Brunnen vorm Haus – das klingt jetzt irgendwie romantisch, aber der sah wirklich nicht schön aus. Also habe ich gestern einen Bagger genommen, vorne die Meißel montiert und den Brunnen und das Fundament weggemeißelt. Danach hab’ ich mit dem Hänger den ganzen Schutt weggebracht und alles begradigt. Bis der Tag rum war, hatte ich 50 Tonnen Schutt und Erde bewegt. Und so in etwa sehen meine Tage dort aus: Ich stehe auf und schau, dass ich was anpacken kann. Für mich ist das wie ein großer Spielplatz!

Habt ihr auch Tiere auf dem Hof?

Hinnerk Schönemann: Wir haben Pferde, Hunde und … (zögert) … Katzen. Katzen hatten wir eigentlich zwei. Die eine ist aber jetzt wieder zu meinen Eltern gewandert, die gleich nebenan wohnen. Die andere ist verschwunden. Hühner hab’ ich auch! Das war’s aber.

Dann seid ihr ja fast Selbstversorger!

Hinnerk Schönemann: Na ja. Ich hatte eigentlich mal 40 Hühner. Aber der Greifvogel fand die anscheinend einfach zu lecker. Und die, die noch übrig sind, legen einfach keine Eier! Ich hab’ 18 Hühner und muss trotzdem manchmal Eier kaufen – das ist doch total absurd. Das mit dem Selbstversorger klappt also nicht. Ich hatte auch mal ganz romantisch einen Garten angelegt, aber der ist dann irgendwie verwildert.

Dann hast du keine Angestellten, die sich um den Hof kümmern, wenn du länger weg bist zum Drehen?

Nein, das hab’ ich nicht. Aber ich bin ja auch nie länger als drei oder vier Tage am Stück unterwegs. Das lässt sich also ganz gut organisieren. Heute Abend geht’s auch direkt wieder heim!

(Foto: hea)